Klagenfurt/Wien - Der folgenschwere chirurgische Eingriff am Klinikum Klagenfurt, bei dem einem krebskranken Patienten die gesunde Niere entfernt wurde, sei unter anderem die Auswirkung einer kaum existenten "Fehlerkultur" in heimischen Spitälern, kritisiert der Wiener Gesundheitsökonom Christian Köck. Kunstfehler würden in Österreich nicht systematisch erfasst und im Sinne "künftiger Fehlervermeidungen" statistisch aufgearbeitet.

Dies wäre aber dringend nötig. Es gebe gesicherte internationale Studien, wonach 3,6 Prozent aller Patienten, die in Spitälern behandelt werden, Opfer diverser Fehler, auch organisatorischer, werden. Zehn Prozent davon sterben aufgrund von Kunstfehlern. Köck im Gespräch mit dem Standard: "Sie sind eine der häufigsten Todesursachen. Insoferne ist die Vermeidung eines Krankenhausaufenthalts eines der wichtigsten gesundheitspolitischen Ziele."

Mangelnde Kommunikationskultur

Mit ein Grund für derartige Behandlungsfehler wie in der aktuellen Klagenfurter Causa sei auch die völlig mangelhafte Kommunikationskultur im Spitalswesen. Köck: "Die heimischen Kommunikationssysteme sind noch auf dem Stand des vergangenen Jahrtausends. Es gibt im Spital zum Beispiel noch immer schwer lesbare handgeschriebene Krankengeschichten."

Die Kommunikation gehöre wie in der "Außenwelt" längst auf sichere elektronische Datensysteme umgestellt. Welche kommunikativen Defizite im Klinikum Klagenfurt herrschen, dokumentiert auch der aktuelle Fall. Freitag ab Mittag war die offizielle Informationsstelle des Klinikums nicht mehr erreichbar.(Walter Müller, DER STANDARD Printausgabe, 06.11.2010)