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To google ['gu:gl], synomym gebraucht für "im Web nach Informationen suchen", wurde von der American Dialect Society zum "Wort des Jahres 2002" gekürt. Prompt schickten die Google-Anwälte eine Abmahnung: Der Name der Suchmaschine sollte nicht zum Gattungsbegriff werden.

Beobachtungen

Andere Unternehmen wären stolz darauf - Google nicht. Sie sind eben anders und gerade deswegen erfolgreich. Hier sechs Beobachtungen zur Internetentwicklung:

Erstens, das Internet ist aus unserem Alltag nicht mehr wegzudenken: Kein Medium entwickelte sich so schnell zum Massenmedium: In fünf Jahren erreichte das Internet 50 Millionen User weltweit; dafür brauchten das Fernsehen 13 und die Mobiltelefonie acht Jahre. 43 Prozent aller Österreicher sind online, von den 16- bis 24-Jährigen sogar mehr als zwei Drittel. Die Informations-und Kommunikationsvorteile liegen auf der Hand, aber auch die Nachteile - von der Zusatzbelastung bis zur Sucht.

Zweitens: Das universell verfügbare Wissen emanzipiert uns, noch dazu kostenlos. Ob Linux-Programmierer oder "Bloggers", jene Millionen von "web loggers", die täglich online veröffentlichen: Über das Netz wird die Kreativität von Einzelnen zum Nutzen aller aktiviert. Der "Prosument" - der Konsument als Produzent - ist Realität. Drittens: Unternehmen profitieren enorm von der Vernetzung.

Shakeout abgeschlossen

In Österreich pflegen über 85 Prozent ihre Beziehungen zu Kunden, Lieferanten und Mitarbeitern auf digitalem Wege. Produktivitätssteigerungen von fünf bis zehn Prozent sind die Regel. Cisco spricht von über 155 Milliarden US-Dollar Kostensenkungen in US-Unternehmen.

Viertens: Der Shakeout ist abgeschlossen. Die Gewinner sind jene Unternehmen, die betriebswirtschaftlich traditionell handeln, aber auf unkonventionelle Weise ihren Kunden einen klaren Mehrwert bieten.

Das gilt für Amazon oder Ebay, die die Wertschöpfungskette im Einzelhandel revolutionierten, Yahoo oder Wanadoo, die sich als neue Medienplattformen behauptet haben, aber auch für erfolgreiche Multikanalhändler wie Quelle, Otto oder Tesco. Letzterer beherrscht mit 70 Prozent Marktanteil das Online-Lebensmittelgeschäft in Großbritannien. Die intelligente Integration ins bestehende Geschäft ist der Schlüssel zum Erfolg.

Internetaktien: Seriöse Investments

Fünftens: Internetaktien sind wieder "in". Sie gelten plötzlich als seriöses Investment. Neuerdings kauft sie sogar Investmentguru Warren Buffet, der sie stets gemieden hatte. Viele Internetunternehmen sind jetzt profitabel, nachdem sie ihre Geschäftsmodelle angepasst und eine kritische Größe erreicht haben. Ob dieser Höhenflug anhält, ist fraglich.

Denn, sechstens, eine "zweite Welle" der New Economy wird es nicht geben. Zwar wird die Zahl der Nutzer weiter steigen - aber nicht mehr exponentiell. Jetzt geht es vor allem um Verbesserungen von bestehenden Produkten in weit gehend gesättigten Märkten. Aber auch ohne "zweite Welle" geht die Revolution weiter.

Kassieren? Wie?

Denn es gibt genügend ungelöste Fragen, die auf eine unternehmerische Antwort warten: Wie kann man Geld für Inhalte kassieren? Wie können Transaktionen radikal einfacher, schneller und sicherer werden? Und auch die Wireless World ist noch Zukunftsmusik. Gerade Österreich sollte diese Herausforderung annehmen. Schließlich verfügt es über den idealen Übungsplatz: Mit 150 WLAN-Hotspots hat Wien, noch vor San Francisco, die meisten kabellosen Einwahlknoten weltweit - und damit die besten Chancen, zu googlen.

Nachlese

->Die Demokratisierung des Luxus
->Abschied von der AG?
->Die Geheimnisse des Phoenix
->Siegen à la Alinghi
->Anleitung zum Glücklichsein
->Die Suche nach dem Mehr
->Lust auf Leistung
->Eine doppelte Melange
->Sei willkommen Krise?
->"Denk' ich an Deutschland..."
->Gegen die Endzeit-Stimmung