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General Ahmar, treuloser Halbbruder von Präsident Saleh.

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Sein Abfallen erschüttert das Fundament der Macht des jemenitischen Präsidenten Ali Abdullah Saleh: Ali Mohsen al-Ahmar, Salehs einst wichtigster General, hat sich am Montag die Sache der Demonstranten zu eigen gemacht. Kaum wurde das bekannt, fuhren vor den Residenzen des Präsidenten die von Saleh-Sohn Ahmed kommandierten Panzer der Republikanischen Garde auf. Offenbar fürchtete der Präsident, Generalmajor Ahmar habe die reguläre Armee hinter sich.

Das ist nicht der Fall, Ali Mohsen ist nicht mehr so mächtig wie früher. In den 1970ern eroberte er Sanaa für Saleh, in den 1990ern entschied er den Bürgerkrieg mit dem Südjemen - aber in den 2000er-Jahren, beim Huthi-Aufstand im Norden, war er nicht mehr so erfolgreich - und überwarf sich mit Salehs Sohn Ahmed -, worauf er abgelöst wurde. Aber er ist mehr als ein Militär, er ist auch Familie: Ali Mohsen ist ein Halbbruder des Präsidenten, der seine Verwandten - angefangen vom bereits erwähnten Sohn über Neffen und weitere Halbbrüder - auf hohe militärische Posten gesetzt hat. Und wenn die wackeln, dann steht nichts mehr lange.

Man darf annehmen, dass sich Ahmar durch seinen Bruch mit dem Präsidenten selbst in Position bringen möchte: als Übergangsmann, vielleicht als Nachfolger. Es darf jedoch bezweifelt werden, dass die jungen Demonstranten in dem alten Haudegen die Zukunft des Jemen sehen. Er ist ein Mitglied der SalehKleptokratie, und ein ziemlich brutales noch dazu.

Für manche Jemeniten ist er aber auch "Al-Kaida im Jemen". Das mag übertrieben sein - meinen jedenfalls westliche Geheimdienste -, aber es ist unbestritten, dass er Osama Bin Laden kennt und mit ihm bereits beim Jihad gegen die Sowjets in Afghanistan kooperiert hat, damals mit dem Segen der USA. Um die Afghanistan-Kämpfer kümmerte er sich auch nach Kriegsende. Er selbst ist mit der Schwester eines prominenten Jihadisten, des aus südjemenitischem Adel stammenden Tariq Nasr al-Fadhli, verheiratet.

Dass er auch noch nach 9/11 in die Rekrutierung von Jihadisten für internationale Einsätze involviert gewesen sein soll, dürfte den USA einiges Kopfzerbrechen bereitet haben, denn der Jemen ist ein Schlüsselland im amerikanischen "war on terror". Und ein abgesprungener Botschafter sagt General Ahmar auch nach, er sei 1998 an einem Touristenkidnapping durch die "Islamische Armee von Aden-Abyan" beteiligt gewesen. (Gudrun Harrer, STANDARD-Printausgabe, 23.03.2011)