Es gibt kaum einen größeren Dandy in der österreichischen Kunstszene. Gerald Matt, seit 1996 Direktor der Kunsthalle im Wiener Museumsquartier, versteht sich aufs Posing und hat im Zuge künstlerischer Aktionen schon viele Kunstfiguren glaubhaft dargestellt: den heiligen Sebastian ebenso wie den narzisstischen Kryptofaschisten und einen Afrikaforscher in Khaki.

Dass er, 1958 geboren in Hard (Vorarlberg), seine Karriere als parlamentarischer Mitarbeiter bei der FPÖ begann, wie das Format vermeldete, verschweigt Gerald Matt in seinem umfangreichen, auf der Homepage der Kunsthalle veröffentlichten Lebenslauf.

Als erste Tätigkeit nennt Matt, von 1992 bis 1995 Sekretär ("kulturpolitischer Berater") der damaligen SP-Kulturstadträtin Ursula Pasterk gewesen zu sein. Sie machte ihn auch zum "Generalsekretär" der Kunsthalle.

Und sie präsentierte im Dezember 2005 als künstlerische Leiterin die österreichische Kuratorin Cathrin Pichler. Doch Matt trug die Gesamtverantwortung für die Kunsthalle. Pichler durfte lediglich beratend tätig sein.

Ihr Resümee im STANDARD-Interview im Juli 1998 klang wenig erfreulich. Matt sei ein Choleriker, der die Leute anschreie: "Matt führt die Kunsthalle wie ein Funktionär." Ihre damals erhobenen Vorwürfe, er manipuliere Besucherzahlen und ließe seine Texte von Ghostwritern schreiben, sind auch jetzt wieder auf dem Tisch.

Dennoch scheint seine Expertise auch in ausländischen Kunstinstitutionen gefragt: Matt, der Rechtswissenschaften, Betriebswirtschaft und Kunstgeschichte studiert hat, war zwischen 1999 und 2005 Mitglied des wissenschaftlichen Beirats des Museums für Moderne und zeitgenössische Kunst Bozen. Fünf Jahre beriet er auch das Museum Moderner Kunst Bologna, und von 2007 bis 2010 war er Mitglied des wissenschaftlichen Beirats und Kurator der Temporäre Kunsthalle Berlin.

Außerdem lehrt der in Wien lebende Single seit 2007 als Gastprofessor an der Universität für angewandte Kunst in Wien und als Dozent am CIAM, dem Zentrum für Internationales Kunstmanagement in Köln. Auch die lange Liste seiner Publikationen ist beachtlich - es sei denn, der Ghostwriter-Vorwurf stellt sich als richtig heraus.

Nun zeigten die Grünen Gerald Matt bei der Staatsanwaltschaft an - wegen Untreue, unerlaubter Intervention und Förderungsmissbrauch. (Thomas Trenkler, DER STANDARD - Printausgabe, 30. April/1. Mai 2011)