Der Reisebus mit dem doppelten Boden, der 22 nach Sardinendosenmanier geschlichtete Afghanen verbarg, kam aus Griechenland. Auch wenn es sich dabei nur um einen von vier Schlepperaufgriffen der vergangenen Wochen in Österreich handelte: Die hellenische Spur ist zum Erkennen der Ursachen für die Bereitschaft tausender Asyl- und Existenzsuchender, sich dem Risiko des Erstickens und Verdurstens auszusetzen, um in die reicheren Staaten Europas zu gelangen, schon die richtige.

Denn Griechenland war es, wo die europäische Flüchtlingsmisere zuletzt kulminierte. Ausgedörrte Staatsfinanzen, funktionsunfähiges Asylsystem, zehntausende "Illegale" auf der Straße: Dieser Wahnsinn führte zu einem europaweiten Abschiebestopp in das Land an der EU- Außengrenze, das von Rechts wegen laut der Dublin-II- Verordnung alle Asylsuchenden versorgen müsste, die dort erstmals Unionsboden betreten haben.

Damit war Dublin II kollabiert. Doch statt in unionsweiter Solidarität nach menschenwürdigen Asyllösungen für die immer noch recht vielen ankommenden Afghanen, Pakistanis und anderen zu suchen, geschah - wenig bis nichts. Die Schutzsuchenden blieben auf sich allein gestellt und damit im Endeffekt den Schleppern ausgeliefert. In diesem Sinn sind die lebensgefährlichen Menschentransporte nach Österreich als Symptom für das Scheitern des bisherigen europäischen Flüchtlingsregimes zu sehen. (DER STANDARD, Printausgabe, 2.9.2011)