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Montag bis Samstag alternierend von 7 - 9 Yoga oder Kieser Training, dann arbeiten von halb 10 bis 18 Uhr.

Foto: APA/Munker

Eine Bekannte hat sich gerade getrennt. Ist in Ordnung für sie, das einzige, was sie stört ist die Angst, dass ihr die Einsamkeit einfährt, jetzt wo die Tage kürzer und die Wohnzimmer gemütlicher werden. Nun wohnt aber keiner mehr bei ihr und sie ist verunsichert, ob sie stark genug sein wird, sich nicht aus Versehen ein so genanntes Kompensationskommitment einzutreten. Also sich nur an jemanden zu binden, und das vielleicht zu schnell, weil der oder die Jemand grade verfügbar ist.

Ich kenne das Problem sehr gut, allerdings in viel aussichtsloserer Position, weil ich mit Kind und Kegel in einer Beziehung mit jemandem mit Abendberuf sitze. Da ist ab 20 Uhr auch niemand im Wohnzimmer. Und es kommt auch niemand, weil die Leute ja Leben haben. In einen Jemand laufe ich gar nicht hinein - und wenn doch - wohin mit dem? Außer es wäre ein männlicher Babysitter. Gute Idee eigentlich.

Aber wieder zu der Bekannten: ich teilte ihr mit, ich wäre die perfekte Person, um ihr beratend aus der Misere zu helfen. Ich nahm ihr das Versprechen ab, dass egal was ich für sie plante, sie das durchzieht, bis mindestens Mai. Sie sagte zu.

Oh, das war ein Spaß, sich vorzustellen, was man alles tun würde, wenn man so könnte wie man wollte.

Yoga, Karriere, Sprachkurs

So, also dann hätten wir Montag bis Samstag alternierend von 7 - 9 Yoga oder Kieser Training - wegen dem körperlichen Wohlbefinden. Dann arbeiten von halb 10 bis 18 Uhr - wegen der Karriere, die man als Single blendend und ungestört vorantreiben kann. Danach Montag Tanzkurs, Dienstag Kino, Mittwoch Theater, Donnerstag Literaturkreis, Freitag Russischkurs oder chinesisch, Samstag Konzert oder Oper. Sonntags ein Ausflug. 

Oder es wird gebruncht mit Freunden, danach Museum. Dann Kino, oder wieder Theater - auf keinen Fall Tatort daheim, da fahrt der Einsamkeitsteufel am ehesten ein, vor allem wenn das Drehbuch schnarchig ist. Tatort geht nur zu zweit, damit man stattdessen auch Geschirr waschen kann oder schmusen oder was. An allen Tagen ab 22 Uhr bis mindestens 1 Uhr Barbesuche. Lesen von 1 - 2 Uhr. Und der Sex? Ja, den muss sie halt dazwischen fudeln irgendwie, meine Güte, irgendwas muss sie schon selber machen.

Sie nahm die Präsentation ihrer Zukunft sehr undankbar auf. Zu nichts davon hat sie Lust. Und sie findet den Zeitplan etwas straff. Egal, darum es geht‘s auch nicht. Ist nämlich trotzdem ein Spitzenplan. Für eine Beziehung hat sie dann nämlich auf keinen Fall mehr Zeit. Alleine wird sie sich auch nicht fühlen. Sie kriegt höchstens ein Freizeitaktivitäten-Burnout. Sie wird ein neuer Mensch sein, gestählten Körpers und überbildeten Geistes. Ich freu‘ mich schon auf ihre Huldigungen. Weil sie macht das jetzt so, sie hat es ja versprochen.

So, und ich kann aber jetzt endlich die Glotze aufdrehen. War ja voll anstrengend, die Planerei. (derStandard.at, 24.10.2011)