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James Murdoch tritt zurück.

Foto: REUTERS/Olivia Harris

London / New York - James Murdoch zieht sich aus der Führung des von Abhör- und Korruptionsskandalen erschütterten britischen Zeitungskonzern der News Corp zurück. Der 39-jährige Sohn von Konzernchef Rupert Murdoch, demnächst 80, gilt als dessen Wunschnachfolger an der Spitze des weltweiten Medienriesen.

Die Financial Times und ihr deutscher Ableger berichteten gerade von einer "neuen Eskalationsstufe" des Skandals bei Murdochs britischem Boulevardriesen The Sun. Sie zitierten die oberste Korruptionsermittlerin der Londoner Metropolitan Police, Sue Akers, über systematische Bestechung von Beamten der Polizei, des Militärs, der Regierung, des Gesundheitswesens und der Justiz - mit Summen bis 95.000 Euro.

Polizeipferd für die Chefin

Die Londoner Polizei zeigte sich nicht nur mit Informationen erkenntlich: Sie stellte der damaligen Sun-Chefin Rebekkah Brooks über drei Jahre ein Polizeipferd zur Verfügung. Die weniger erheiternden News für die Corp: Korruptionsermittlerin Akers lieferte auch den US-Behörden Material gegen die Murdochs und die News Corp Wie berichtet drohen in den USA Millionenstrafen und Haft für Führungskräfte, wenn man ihnen Bestechung nachweist. Im Extremfall könnte Murdoch die Lizenzen für Fox TV verlieren - nur lautere Menschen dürfen nach US-Recht Fernsehsender betreiben

.Auf die Sparte soll sich nun James Murdoch nach Konzerninfos konzentrieren. Sein Vater erklärte, er werde weiter eine "Schlüsselrolle" in der News Corp spielen. Murdoch junior war in den Jahren der Skandale formal verantwortlich für die britischen Blätter.

Der operative Konzernchef Chase Carey bestätigte unterdessen Überlegungen der Gruppe, die Printaktivitäten der News Corp abzuspalten oder zu verkaufen. Fernsehen bringe 70 Prozent des operativen Konzernergebnisses, der Printsektor bringe nur noch ein Fünftel, Tendenz zudem sinkend. Allein der Abhörskandal soll Murdoch bisher 150 Millionen Euro gekostet haben. Der Konzern wäre ohne diese Sparte mehr wert, erklärte Carey laut Bloomberg. Im Board werde man weiter alle Optionen diskutieren müssen, "die Sinn ergeben". Bisher versuche man aber, die Ergebnisse der Zeitungen zu steigern. Mit Rupert Murdochs Flucht nach vorne aus dem Sun-Skandal scheint das vorerst zu gelingen: Die erste Sun on Sunday verkaufte 3,26 Millionen Exemplare, mehr als die im Skandal eingestellte News of the World. Mit Werbung war sie laut Murdoch ausgebucht. (red, DER STANDARD; Printausgabe, 1.3.2012)