Robbie Bach stellt die erste Xbox vor.

Foto: Microsoft

Es kommt nicht oft vor, dass Unternehmenschefs frei von der Leber sprechen. Es sei denn, sie verlassen das Unternehmen. Robbie Bach, seines Zeichens der ehemalige Präsident von Microsofts Entertainment & Devices-Sparte, blickte im Rahmen des Northwest Entrepreneur Network unter anderem auf die Markteinführung der Xbox 360 zurück und betonte dabei, wie wichtig es gewesen ist, von den Fehlern der Konkurrenz zu profitieren.

Vorsprung verspielt

"Ein Teil des Erfolgs der Xbox (360) ist damit zu begründen, dass Sony einige wirklich nicht sehr smarte Dinge gemacht hat", sagt Bach. "Sie haben ihren 70-Prozent-Marktanteil verspielt." Der Generationswechsel von PlayStation 2 auf PS3 sei sehr holprig verlaufen. "Sie haben ihre Partner und ihre Kostenstruktur nicht im Griff gehabt. Sie haben ihre neue Plattform (PS3) so kompliziert gestaltet, dass Entwickler nicht dafür entwickeln konnten", meint Bach. Tatsächlich kritisierten Spieldesigner vor allem in den ersten Jahren Sonys Entscheidung, auf die proprietäre CELL-Architektur gesetzt zu haben, während die Xbox 360 näher an herkömmlichen PCs konzipiert wurde.   

Eigene Fehler

Dass die Xbox 360 nach dem Milliarden-Grab "Xbox" ein Erfolg wurde, führt Bach in erster Linie auf gute Partnerschaften mit den führenden Studios zurück. "Wenn du ein Start-up startest, brauchst du gute Freunde. So funktioniert das Leben", sagt Bach. "Es ist uns gelungen, Händler und Herausgeber wie Activision und Electronic Arts davon zu überzeugen, dass Microsofts Erfolg auch zu ihrem Vorteil ist. Denn sonst hätte man das Spielfeld allein Sony überlassen." In Folge hätten sich die Partner besonders angestrengt, die Redmonder Newcomer zu stützen. "Von jemandem abhängig zu sein, war schlecht für sie und so haben sie uns mehr unterstützt, als sie es vermutlich aus mathematischer Sicht hätten tun sollen", so Bach.

RRoD

Dass sich Xbox 360 und PS3 von den Verkaufszahlen her heute auf Augenhöhe begegnen und Microsoft Sony nicht abhängen konnte, dürfte aber auch auf Fehltritte bei Microsoft zurückzuführen sein. Durch eine mangelnde Qualitätssicherung bei der Hardware-Entwicklung kam es bei den ersten Serien der Xbox 360 zu enorm hohen Ausfallsraten, die als "Red Ring of Death" die Runde machten, und den Konzern eine Milliarde US-Dollar kosteten. "Das war die schmerzvollste Erfahrung in meinem Leben", reflektiert Bach. (zw, derStandard.at, 15.5.2012)