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Linz war im Jahr 2011 "Aufsteiger" des Jahres unter den Landeshauptstädten - allerdings im negativen Sinn: In der oberösterreichischen Landeshauptstadt stiegen die Immobilienpreise im Schnitt so stark wie in keiner anderen Hauptstadt, nämlich um 6,75 Prozent; wohlgemerkt: über alle Kategorien betrachtet. Und so stehen dem Preisrückgang bei Linzer Geschäftslokalen (-0,33 Prozent) starke Verteuerungen bei Wohnimmobilien gegenüber: Reihenhäuser wurden um 12,53 Prozent teurer, der Quadratmeterpreis liegt hier schon bei 2.087,28 Euro. Auch neue Eigentumswohnungen wurden um fast zwölf Prozent teurer.

Trends, die laut dem aktuellen Immobilienpreisspiegel der Wirtschaftskammer (WKÖ) für ganz Österreich gelten: "Vor allem Baugrundstücke und Eigentumswohnungen hatten im letzten Jahr einen Preisanstieg von mehr als sechs Prozent zu verzeichnen", sagte WKÖ-Fachverbandsobmann Thomas Malloth am Mittwoch bei der Präsentation des Preisspiegels. 

Der wie gewohnt zu Scherzen aufgelegte Makler-Obmann ("Ich habe heute meine rote Brille zu Hause gelassen, um den Immobilienmarkt nicht weiter anzuheizen") sieht weiterhin einen klaren Trend zum Eigentum. Hauptmotiv sei dabei die Altersvorsorge, noch vor den günstigen Zinsen und der Attitüde, schlicht keine Miete mehr zahlen zu wollen. Erst an vierter Stelle komme das Sicherheitsdenken, erklärte Malloth.

Eigentumswohnungen brechen Rekorde

Die anhaltende Flucht ins "Betongold" bzw. "Ziegelgold" treibt die Preise weiter an. In Wien kosteten neue Eigentumswohnungen 2011 sogar um 9,72 Prozent mehr als ein Jahr davor. Der durchschnittliche Quadratmeterpreis in der Bundeshauptstadt (der auch bundesweit der höchste war) lag bei 3.298,47 Euro. Das Bundesland Salzburg, das im Vorjahr noch teuerstes Pflaster in Österreich war, wurde mit 3.153 Euro (plus 3,65 Prozent) wieder an die zweite Stelle verwiesen. Relativ knapp dahinter folgen Vorarlberg mit 2.964 Euro (+7,07 Prozent) und Tirol mit 2.579,44 Euro (+7,07 Prozent). In den anderen Bundesländern lagen die Preise zwischen 1.584 und knapp 2.000 Euro je Quadratmeter.

Gebrauchte Eigentumswohnungen sind noch deutlich günstiger zu haben, auch hier lag der Preisanstieg in Wien mit 10,52 Prozent zuletzt aber auf einem Rekordniveau. Der Quadratmeter kostete in der Bundeshauptstadt im Schnitt 2.131 Euro und damit erstmals über 2.000 Euro. In Vorarlberg, Tirol und Salzburg lagen die Preise zwischen 1.750 und 1.960 Euro, in den anderen Bundesländern zwischen 1.040 Euro (Steiermark) und 1.150 Euro (OÖ). Nur im Burgenland haben die Preise um weniger als drei Prozent zugelegt, dort zahlte man im Vorjahr im Schnitt 1.065,21 Euro je Quadratmeter.

"Verdrängung" in den kleineren Städten

Zunehmend besorgt betrachten Experten den Umstand, dass es auch in weniger attraktiven Wohnbezirken zu de facto explodierenden Preisen kommt. In Wien-Simmering etwa verteuerten sich gebrauchte Eigentumswohnungen mit "einfachem" Wohnwert um enorme 19 Prozent. Ebenfalls zweistellige Zuwachsraten verzeichneten die Bezirke Wien-Meidling, Linz-Land, Ried/Innkreis und Wels-Land in dieser Kategorie.

Es gebe deshalb mittlerweile starke "Ausweichtendenzen" auf die kleineren Städte im Umland - Bewegungen, die aber neuerlich Probleme nach sich ziehen. "In die kleineren Städte kommen dann Menschen, die um eine Spur mehr Geld haben als die, die schon dort sind", so Malloth. Der Immo-Experte sieht hier eine Verdrängung im Gang, durch die auch "immer mehr Menschen zum Pendeln gezwungen werden". Dem sollte mit forcierter Nachverdichtung des städtischen Wohnraums, etwa durch den Ausbau der Dachgeschoße, begegnet werden, so Malloth, der auch dafür plädierte, die Wohnbauförderung in der derzeitigen Form unbedingt aufrechtzuerhalten.

Enorme Unterschiede beim Baugrund

Stark angezogen haben auch die Preise für Baugrundstücke. Das größte Plus gab es mit 7,79 Prozent in Vorarlberg. Wer im Vorjahr im "Ländle" bauen wollte, musste durchschnittlich 314,63 Euro pro Quadratmeter in die Hand nehmen. In der Steiermark gab es mit 66,52 Euro (+6,01 Prozent) noch den günstigsten Grund. In Wien betrug der durchschnittliche Quadratmeterpreis 525,40 Euro, ein Plus von 6,68 Prozent.

Naturgemäß waren und sind hier die Unterschiede zwischen den einzelnen Bezirken aber gewaltig. Im Bezirk Mödling (NÖ) kostete der Quadratmeter mit "sehr guter Wohnlage" mit 490,50 Euro annähernd so viel wie in Wien, während in den Bezirken Gmünd und Waidhofen/Thaya nicht einmal ein Zehntel dessen zu bezahlen war.

Auch Mietpreis-Anstiege über Inflationsrate

Den zweifelhaften Ruhm, im eingangs erwähnten Ranking der Landeshauptstädte jene mit der zweitstärksten Verteuerung (nach Linz und vor Wien) zu sein, darf übrigens St. Pölten für sich in Anspruch nehmen. In der Traisen-Metropole waren es die gebrauchten Eigentumswohnungen, die mit einem Preisanstieg von 11,77 Prozent dafür zum Gutteil verantwortlich waren. Im Durchschnitt waren 2011 dafür 1.213,13 Euro pro Quadratmeter zu berappen. Deutliche Preissteigerungen gab es mit einem Plus von 7,21 Prozent und einem durchschnittlichen Quadratmeterpreis von 1.402 Euro auch bei Einfamilienhäusern.

Mietwohnungen verteuerten sich bundesweit geringfügiger als Kaufobjekte, der Preis stieg in den meisten Bundesländern aber immer noch stärker als die Inflationsrate. In Wien, wo es schon 2011 die teuersten Mieten gab, war mit 6,42 Prozent auch noch der höchste Anstieg zu verzeichnen. Im Schnitt zahlten Wiener Privatmieter im Vorjahr 8,78 Euro je Quadratmeter - ohne Betriebskosten und ohne Umsatzsteuer. In Salzburg, Tirol und Vorarlberg kostete die Miete etwa 7,50 bis 7,80 Euro je Quadratmeter, in den anderen Bundesländern rund 5,40 bis 5,90 Euro. (Martin Putschögl, derStandard.at, 30.5.2012)