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Pünktlich um 21.43 Uhr MEZ hob die Rakete mit der Sojus-Kapsel TMA-08M in Richtung ISS ab.

Foto: APA/EPA/SERGEI ILNITSKY

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Der US-Amerikaner Chris Cassidy (links) und die Russen Pawel Winogradow (Mitte) und Alexander Missurkin sollen fünfeinhalb Monate im All verbringen.

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Moskau/Washington - In der Rekordzeit von knapp sechs Stunden haben drei Männer die Internationale Raumstation (ISS) erreicht. Die Sojus-Kapsel mit den russischen Kosmonauten Pawel Winogradow und Alexander Missurkin sowie dem US-Astronauten Chris Cassidy an Bord dockte wie geplant in der Nacht auf Freitag an der ISS an, wo die alte Besatzung den Neuankömmlingen einen begeisterten Empfang bereitete. Bisher waren für eine solche Reise zwei Tage nötig. Das russische Staatsfernsehen übertrug den Start sowie das Andockmanöver um 3.29 Uhr MEZ - etwa zwei Minuten früher als geplant - live.

Verbesserte Technologie

5 Stunden und 46 Minuten zuvor war die Sojus mit einer gleichnamigen Trägerrakete vom Weltraumbahnhof Baikonur in Kasachstan gestartet. "Das bemannte Raumschiff ist an das 'Poisk'-Modul der ISS angedockt. Alle Systeme funktionieren normal", verkündete eine Stimme über Lautsprecher. Auf dem Weg zur ISS umrundete Sojus TMA-08M viermal - statt wie bisher dreißigmal - die Erde.

Das neue "kurze Schema" ist möglich, da in der jüngsten Sojus-Generation einige ältere analoge Steuerungssysteme durch moderne digitale ersetzt wurden. Der Bordcomputer kann nun unabhängig vom Flugleitzentrum in Koroljow bei Moskau arbeiten, ein ständiger Funkkontakt mit der Bodenstation ist damit nicht mehr nötig. Der Schnellflug war seit August 2012 mit drei verschiedenen unbemannten Raumfrachtern getestet worden.

Nur die NASA freut sich nicht

"Wir werden sicherlich einen weiteren Flug nach dem schnellen Schema durchführen", sagte der Chef der russischen Raumfahrtbehörde Roskosmos, Wladimir Popowkin, der Agentur ITAR-TASS zufolge. "Danach werden wir genau alle biologischen Faktoren der Crew prüfen und dann entscheiden, ob der Schnellflug zum Standard wird", sagte Popowkin.

Während Russland das neue Flugschema nun für alle Flüge zur ISS übernehmen möchte, zögert die NASA noch. Sie bemängelt, dass die Sojus-Besatzung während des gesamten Flugs angeschnallt bleiben muss und sich nicht, wie sonst üblich, die Beine vertreten kann. Zudem macht sie technische Probleme mit dem verkürzten Flugplan geltend.

Winogradow feiert 60. Geburtstag im All

Während ihres gut fünfmonatigen Aufenthaltes in rund 410 Kilometern Höhe stehen für die Raumfahrer unter anderem fünf Ausstiege ins All sowie Dutzende Experimente auf dem Programm. Die drei Männer haben alle Weltraumerfahrung. Winogradow, der am 31. August in rund 410 Kilometern Höhe seinen 60. Geburtstag feiert, ist der älteste Russe im All.

Winogradow zeigte sich begeistert von der verkürzten Reisezeit. Die Sojus könne nun auch biologisches Material zur ISS mitnehmen, das bei einer längeren Flugdauer verderben würde, sagte der 59-Jährige, der schon 1997 und 1998 genau 197 Tage an Bord der damaligen russischen Raumstation Mir verbracht hatte. "Die Crew könnte sogar Eiscreme mitbringen - sie hätte nicht einmal Zeit zu schmelzen", meinte er.

Mit der Ankunft der "Neulinge" erreicht die Crew wieder ihre sechsköpfige Sollstärke. Auf der ISS arbeiten derzeit Chris Hadfield (Kanada), Thomas Marshburn (USA) und Roman Romanenko (Russland), die im Mai auf die Erde zurückkehren sollen.

300 wissenschaftliche Proben von der ISS

Der private US-Raumfrachter "Dragon" brachte unterdessen rund 300 wissenschaftliche Proben von der ISS mit. Damit sollen unter anderem die Auswirkungen der Ernährung im All auf das Knochenmark erforscht werden, sagte die Wissenschafterin Julie Robinson vom ISS-Programm am Donnerstag bei einer Pressekonferenz der US-Raumfahrtbehörde NASA.

Aus den Ergebnissen sollen dann Erkenntnisse über die Ernährung auf der Erde gezogen werden. NASA-Chef Charles Bolden lobte die zweite Mission des privaten Raumfrachters, der am Dienstag sicher zur Erde zurückgekehrt war, als großen Erfolg. Gerade angesichts bevorstehender Kürzungen im NASA-Budget seien diese Missionen besonders wichtig. (APA/red, derStandard.at, 29.3.2013)