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Deal vor dem Triumphbogen in Paris: Publicis-Boss Maurice Levy und John Wren, Chef der Omnicom Group, bei der Pressekonferenz zur geplanten Fusion.

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Fusion als Antwort auf Digitalisierung: GroupM-Chef Peter Lammerhuber.

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Aegis Media-Geschäftsführer Andreas Weiss: "Konsolidierung in der Agenturbranche war absehbar und sie wird auch noch weitergehen."

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Wien - "Martin Sorrell wird sich sehr ärgern", sagt Peter Lammerhuber, Chef der GroupM in Österreich im Gespräch mit derStandard.at. Mit großem Einsatz habe Sorrell die WPP-Gruppe an die Spitze der internationalen Werbe- und Mediariesen gebracht. Durch die Fusion von Publicis und Omnicom würde WPP wie berichtet auf Platz zwei zurückfallen. 

"Derzeit gibt es nichts, auf das man reagieren müsste", drosselt er das Tempo. "Wir warten, bis die Fusion durch ist und dann beginnt erst die richtige Integrationsarbeit, die meist ein langer Weg ist und frisch fusionierte Firmen zwangsweise in die Innenschau treibt", sagt Lammerhuber. Er rechnet aber damit, dass die Kartellbehörden den Deal durchwinken, auch nach der Fusion habe Omnicom/Publicis keine marktbeherrschende Stellung. "Es gibt für Kunden noch genug andere Agenturen."

Angst vor Technologiekonzernen

Die Fusion sei aus einer Angst heraus entstanden, dass große Technologiekonzerne Werbegelder abziehen. Für Lammerhuber ist die Fusion von Omnicom und Publicis also ein logischer Schritt und Antwort auf die Digitalisierung.

Es gehe darum, in einer globalen, digitalisierten Welt besser gerüstet zu sein, um mit Google, Facebook & Co mithalten zu können. Lammerhuber: "Die großen Technologieunternehmen sitzen auf den Daten. Digitalisierung heißt, dass überall jede Werbeform ausgeliefert werden kann. Kunden brauchen heute Systeme, die ihnen genau das bieten und möglichst detaillierte Analysen dazu liefern. Das hat Martin Sorrell sehr früh erkannt und die WPP gut aufgestellt". 

Wer diese Maschinen und dieses Daten-Know-How besitzt, sitze auf dem längeren Ast. Und solche Systeme würden sich eben nur mit großem Kapital aufbauen lassen. Treiber für solche Deals seien hier die internationalen Digital- und Mediabereiche, nicht die Kreativagenturen.

Konsolidierung absehbar

"Dass sich die Konsolidierung in der Agenturbranche fortsetzen würde, war absehbar und sie wird auch noch weitergehen - international als auch lokal", sagt Andreas Weiss, Geschäftsführer von Aegis Media Austria.

Er fragt sich, welche nachhaltigen Potenziale es aus diesem Zusammenschluss geben wird. "Wie sehr ergänzen sich die geografischen Schwerpunkte, die fachliche Strukturen, können kundenbezogene Branchenschwerpunkte realisiert werden? Wie sehr passen die digitalen, zukunftsträchtigen Strategien und Kompetenzen zusammen?". Weiss gibt zu bedenken: "Hier haben beide Netzwerke unterschiedliche Ansätze verfolgt, zum Beispiel Integration in Stammagenturen versus eigenständige Agenturmarken."

Größe kein nachhaltiges Argument

Eine Motivation für den Zusammenschluss könnte freilich auch sein, Kosten zu senken und dadurch der Börse neue Stories zu liefern und auf Größe beim Medieneinkauf zu setzen, überlegt Weiss. Aus seiner Sicht valide Argumente, die aber nicht nachhaltig seien. "Größe ist ohne Zweifel ein Argument, aber in der heutigen Welt, wo sich gerade unsere eigenen Branchenstrukturen so dramatisch verändern, ist Größe alleine kein nachhaltiges Argument mehr", sagt der Aegis Media-Geschäftsführer. Neue Themen würden so schnell aufpoppen,  dass flexible Strukturen und die passende Kultur wichtiger seien. "Und da sind kleinere Einheiten heute immer wieder den großen Netzwerken ein Stück weit voraus."

Zusammenlegung, Personalabbau

Interessant für ihn ist die Frage, was sich für die operativen Agenturmarken verändert, "denn insbesondere wenn Parallelitäten gegeben sind müssen Einsparungen vorgenommen werden." Kolportiert wird ein Einsparungsvolumen von 500 Millionen Dollar, "das kann nur durch Zusammenlegungen und Personalabbau funktionieren". (Astrid Ebenführer, derStandard.at, 31.7.2013)