Auf seiner Tour quer durch die USA trifft Grenzfurthner zahlreiche Größen der Nerd-Szene

Foto: Monochrom

Rollenspiele, Comics, Helikopter und "jeglicher Bullshit, den Erich von Däniken je ins Antlitz der Menschheit gespuckt hat": So lassen sich die Interessen des jungen Johannes Grenzfurthner beschreiben, der im niederösterreichischen Stockerau der 1980er-Jahre groß geworden ist. Zurück in die Zukunft: Heute ist Grenzfurthner in seinen Vierzigern, das von ihm mitgegründete Künstlerkollektiv Monochrom feiert sein 22-jähriges Bestehen. "Alt genug, um in den USA Alkohol trinken zu dürfen", sagt Grenzfurthner mit Blick auf die schnell vergangenen Jahre, die er am Beginn seiner neuen Doku "Traceroute" im Schnellverfahren durchläuft.

Erstes Date als RPG-Figur

Die prägenden Momente aus Grenzfurthners Vita hatten immer etwas mit der Nerd-Kultur zu tun: Sein erstes Rendezvous hatte er beispielsweise als Spielfigur in einem Rollenspiel. Für "Traceroute" machte sich der Künstler nun auf eine Suche nach den Ursprüngen und Manifestationen der Nerd-Szene. Dafür reiste er quer durch die USA, um seine Helden und Ikonen dieser Szene zu treffen. Darunter etwa den Künstler Trevor Paglen, der in Wien zuletzt als Teil der Ausstellung Politischer Populismus glänzte.

monochrom

Cyberpunk

Zu Wort kommt auch der Schriftsteller Bruce Sterling, der als Mitbegründer der Cyberpunk-Szene gilt. Auch wenn Grenzfurthners Film nicht explizit politisch ist, schwingt doch ein Grundgedanke der Cyberpunk-Idee immer mit: nämlich dass Technologie "von unten" genutzt werden kann und sie in der Lage ist, die gesellschaftliche Struktur aufzubrechen. Neben viel Nostalgie und Humor schafft es Grenzfurthner mit Traceroute, dem Zuseher wieder ins Gedächtnis zu rufen, welche Fülle an Persönlichkeiten und Ideen die Nerd-Szene hervorgebracht hat. Die "Internetkultur" ist eben mehr als die Republica; und Hegemone wie Facebook und Snapchat haben mit der ursprünglichen Community, die sich durch das Netz traf, nichts mehr zu tun.

Dass Grenzfurthners Tour de Force keiner jener "eh netten" Filme über Nerd-Kultur geworden ist, liegt unter anderem an seiner Selbstironie und dem autobiografischen Fokus. Der Film, der von der Szene bisher euphorisch aufgenommen wurde, feiert im Rahmen des Ethnocineca-Festivals am Donnerstag im Votivkino Premiere. Regulärer Österreich-Start ist im Herbst. (fsc, 18.5.2016))