In der 1.600 Quadratmeter großen Produktionsstätte des Gasteiner Mineralwassers ist jeder Schritt automatisiert.

Foto: Spitz/Steinbauer

Werksleiter Martin Hirczy erklärt bei der Betriebsführung, wie der Reinflascheninspektor funktioniert: Ein Kamerasystem überprüft die Flasche auf verschiedene Parameter.

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Bis zu 35.000 Flaschen kann die Anlage pro Stunde befüllen.

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Walter Scherb junior von der Spitz-Eigentümerfamilie und Spitz-Markenleiter Michael Fischer wollen das Image des Traditionsbetriebs entstauben.

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Bad Gastein – Flasche für Flasche zieht auf dem Fließband an den Maschinen vorbei. Bis zu 35.000 Flaschen pro Stunde können in der Produktionshalle des Gasteiner Mineralwassers abgefüllt und etikettiert werden. Komplett automatisiert landen die Glasflaschen in Kisten, die PET-Flaschen verschweißt die Anlage zu einem Sixpack und stapelt diese auf Paletten.

"Es dauert etwa 100 Jahre, bis das Wasser aus dem Nationalpark bei uns in der Quelle landet, und in vier Minuten ist die Flasche abgefüllt", sagt Spitz-Markenleiter Michael Fischer. 40 Millionen Liter Wasser werden in Gastein pro Jahr aus der Quelle entnommen und in rund 50 Millionen Flaschen abgefüllt. Gasteiner Mineralwasser ist der viertgrößte Mineralwasserhersteller in Österreich – hinter Vöslauer, Waldquelle und Römerquelle. Pro Jahr setzt das Unternehmen zehn Millionen Euro um.

Die Abfüllanlage des Mineralwasserherstellers sitzt am Erlengrund mit Blick auf den berühmten Hang von Bad Gastein mit seinen Belle-Époque-Häusern. Vor dem Werk stehen recht unscheinbar die beiden Brunnen "Kristallquelle" und "Tauernquelle", die die Abfüllanlage mit Quellwasser aus den Hohen Tauern beliefern. 35 Mitarbeiter sind in dem Werk beschäftigt. Seit 2007 gehört Gasteiner Mineralwasser zu 51 Prozent der Spitz Unternehmensgruppe und zu 49 Prozent zur Brau Union Österreich AG.

Walter Scherb junior von der Spitz-Eigentümerfamilie will das Image des Traditionsbetriebs entstauben. 90 Liter Mineralwasser trinkt der Österreicher im Schnitt. Frechere Werbung soll gezielt junge Menschen ansprechen. Die Themen Berge, Natur und Umwelt würden auch längst beim jungen Publikum ankommen. Besonders im Handel gibt es noch Wachstumspotenzial. Beim Marktanteil liegt Gasteiner abgeschlagen hinter den drei Konkurrenten.

Trend zu regionalen Produkten

Gleichzeitig will das Unternehmen den Trend zur Regionalität nutzen. "Unsere Mission ist es, gemeinsam mit anderen Unternehmen, dass die Salzburger ihren Kühlschrank mit regionalen Produkten füllen", erläutert der Spitz-Markenleiter Michael Fischer. Im Mai 2017 steht ein Markenrelaunch an, verrät Fischer.

Einer der Mitarbeiter in der Abfüllanlage nimmt eine Glasflasche vom Band, öffnet sie und trinkt einen kräftigen Schluck. "Das ist die optische und sensorische Kontrolle", erklärt Werksleiter Martin Hirczy. Die Mitarbeiter sind dazu angehalten, jede halbe Stunde von einer Flasche zu probieren. "Er wäre wohl lieber in einer Brauerei tätig", sagt Hirczy und lacht.

Der neutrale Geschmack des Gasteiner Mineralwassers und die "kristalline Form" der Flasche machen es besonders in der Gastronomie beliebt, erklärt Spitz-Markenleiter Fischer. Die Hälfte des Umsatzes des Mineralwasserherstellers entfällt auf den Gastro-Bereich, hier wird überwiegend auf Glasflaschen gesetzt.

Die Mehrwegflaschen werden in der Abfüllanlage in einer überdimensionalen Flaschenwaschmaschine gereinigt. Zum Einsatz kommt dafür Natronlauge. In der Maschine werden stetig die Temperatur und der pH-Wert erhöht. Bei rund 80 Grad Celsius löst sich auch das alte Etikett von der Flasche. "Mit einer sogenannten Unterschwallung mit einer riesigen Pumpe werden die Etiketten von der Flasche geschwappt", erklärt Werksleiter Hirczy den Vorgang. Pro abgefüllten Liter Wasser werden 1,7 Liter Wasser zur Reinigung benötigt.

Ein sogenannter Reinflascheninspektor (auch eine Maschine) überprüft als nächsten Schritt, ob die Flaschen sauber genug sind, ansonsten wird erneut gewaschen. Jede saubere Flasche wird befüllt, ein Kronkorken aufgesetzt und über die Flasche gepresst.

Nachhaltigkeitspreis

Die PET-Flaschen werden in der Abfüllanlage zuerst geformt. Die PET-Anlage erhitzt den zehn Zentimeter langen Rohling auf 100 Grad Celsius. Dann wird das Plastik mit 27 Bar aufgeblasen, gestreckt und so in die Flaschenform gebracht. "Ein Großteil der Flaschen wird wieder zur Flasche", sagt Michael Fischer. Spitz ist beteiligt an der PET-to-PET Recycling Österreich GmbH. Dort werden gebrauchte Flaschen zu Granulat verarbeitet, um aus diesem wieder PET-Flaschen zu erzeugen.

Das Thema Nachhaltigkeit habe das Unternehmen die letzten Jahre besonders beschäftigt, sagt der Markenleiter. 2015 hat Gasteiner erstmals einen Nachhaltigkeitsbericht verfasst und dafür den Nachhaltigkeitspreis Asra (Austrian Sustainability Reporting Award) erhalten. "Wir haben uns die Latte höher gelegt, als die gesetzlichen Vorschriften sind", sagt Fischer. So konnte in den letzten Jahren sowohl der Energie- als auch der Wasserverbrauch für die Produktion reduziert werden. (Stefanie Ruep, 13.2.2017)