Die derzeitige Situation auf der Linzer Nibelungenbrücke ist für alle Nutzer unzufriedenstellend.

Foto: Radlobby OOE

Linz – Die Linzer Nibelungenbrücke ist eine wichtige Verkehrsader in der Stahlstadt. Allerdings steht Radfahrern dort kein angemessener Platz zur Verfügung. Sie werden in den sogenannten Mischverkehr gezwungen, müssen sich also die Straße mit dem motorisierten Verkehr teilen, der dort flotte 50 km/h fahren darf. Seit im Sommer dieses Jahres auch noch eine seit zwölf Jahren von Radfahrern viel und gern genutzte Rampe "überfallsartig" (so die Radlobby Oberösterreich) für diese gesperrt wurde, verschärfte sich die Situation zusätzlich.

Die Aktivistinnen und Aktivisten wiesen mit ihrem Protest auf die Gefahr hin.

Um auf dieses gefährliche verkehrspolitische Versäumnis hinzuweisen, malten am vergangenen Dienstag Aktionistinnen und/oder Aktionisten einer Gruppe namens "Klima-Aktion Linz" sogenannte Sharrows auf eine der Richtungsfahrbahnen. Diese Symbole sollen Autofahrer darauf hinweisen, dass sie sich die Straße mit Radlern teilen und dementsprechend Rücksicht nehmen sollen. Eine eher verzweifelte Notmaßnahme denn ein wirklicher Beitrag zur Verkehrssicherheit, den nur baulich getrennte Infrastruktur bieten kann.

100.000 Radler an den Rand gedrängt

Sei's drum, die Aktion sollte wachrütteln, wie die Aktivistinnen und Aktivisten auf Twitter betonten: "Sechs Fahrspuren für Autos und nur ein höchstgefährlicher Radfahrstreifen für monatlich bis zu 94.822 Radfahrer*innen auf der Nibelungenbrücke? Nicht mit uns!", erklärten sie, und: "Wir kommen wieder, keine Frage, wir wollen eine ordentliche Radfahranlage!" Doch diese eigentlich klare und einfache Botschaft haben nicht alle verstanden. Allen voran Vizebürgermeister Hein, der sich ganz mächtig echauffierte: "Auch wenn einige Spinner glauben, sie müssten zur 'Selbstjustiz' greifen, hat das nichts mit 'Klimagerechtigkeit' zu tun, es ist schlichtweg gemeingefährlich."

"Irre und gefährlich" – die Linzer Radverkehrspolitik, auf den Punkt gebracht.

Und weil Linz schließlich nicht Amsterdam oder gar Kopenhagen werden darf, setzte der Vertreter der heimattreuen Sicherheitspartei auch gleich eine Ergreiferprämie von 500 Euro auf die "Spinner" aus. Die Blauen haben es ja, wie wir kleinen Leute seit Bekanntwerden ihrer üppigen Spesenkonten wissen.

Indizien weisen auf Wiederholungstäter hin

Was man allerdings nicht weiß, ist, wer sich hinter den straßenschändenden Guerillas verbirgt. Die Radlobby dementiert nachdrücklich, etwas mit der Aktion zu tun zu haben. Doch sie liefert zumindest Indizien, mithilfe derer sich eventuell 500 Euro schnell verdienen ließen. Denn es wurden vor zwei Jahren schon einmal Sharrows auf Linzer Boden gemalt. Unweit des jetzigen Tatorts, nur wenige Meter nördlich davon. Und damals outete sich der Täter ganz schamlos: Es war der freiheitliche Infrastrukturstadtrat Markus Hein!

Und wer weiß, vielleicht handelt es sich um eine kongeniale Doppelbluff-Strategie der FPÖ, um als Radfahrerpartei zu reüssieren? Die politischen Mitbewerber von Team Pink sind bereits auf den PR-Zug aufgesprungen. So hat Lorenz Potocnik, Fraktionsvorsitzender der Neos im Linzer Gemeinderat, am Donnerstag eine "Ideenprämie" von 1.000 Euro ausgelobt – für denjenigen oder diejenige mit der besten Idee, wie man die Nibelungenbrücke für Radverkehr sicherer machen könnte.

Hoffnung auf konstruktive Lösungen lebt

Wir werden jedenfalls an der Geschichte dranbleiben, schon allein um sicherzugehen, dass nicht etwa Herr Hein mittels geschicktem Schachzug beide Prämien einstreift, indem er sich selbst als Täter meldet und die Aktion danach den Neos als beste Idee verkauft.

Aber Scherz beiseite: Die Aktion mit den Sharrows hat ihren Zweck offenbar erfüllt und auf eine Gefahrenstelle aufmerksam gemacht, die nun hoffentlich entschärft wird. Wie die Radlobby betont, sei Vizebürgermeister Hein nicht allein für die Versäumnisse der Verkehrsplanung in Oberösterreichs Hauptstadt verantwortlich zu machen. Er hat die meisten davon von seinen Vorgängern übernommen. Man hoffe daher für die Zukunft, gemeinsam einen "sachlichen und lösungsorientierten" Weg zu gehen. (Steffen Arora, 26.9.2019)