Zu den Marken, die auf den ersten Blick wirken wie eigenständige Restaurants, zählt unter anderen "Gangnam Kitchen".

Foto: Screenshot/Mjam

Appetitlich anmutende Burger mit klingenden Namen, Chicken Wings koreanischer Art und gesunde Salatbowls: Aktuell freuen sich viele über die große Auswahl bei Lieferplattformen wie Mjam. Zudem unterstützt man auf diesem Wege die lokale Gastronomie in Zeiten der Coronavirus-bedingten Beschränkung auf Essen per Abholung und Zustellung.

So jedenfalls die Theorie. In der Praxis bestellen Kunden immer wieder Essen bei Lokalen, die es in dieser Form gar nicht gibt, wie "Trending Topics" aufdeckt. Alleine in Wien hat man mehrere "Geisterküchen" gefunden, die mit dem Betreiber von Mjam zusammenarbeiten.

Vier Anbieter an einer Adresse

Zumindest sechs Restaurants hat man gefunden, die auf der Plattform wie ein eigenständiges Restaurant wirken, an deren Adresse aber ein anderes Lokal zu finden ist. Gleich drei davon – Mamacita, Baba Noni und Blattgold – sitzen an derselben Anschrift im 18. Bezirk. Wer dort vorstellig wird, findet allerdings nur "Milons Restaurant" vor, das ebenfalls Lieferung über Mjam anbietet.

Auf den Seiten der "Geisterküchen" gibt es lediglich den Hinweis, dass man ein reines Zustellrestaurant sei. Als Betreiber wird das Unternehmen Delivery Hero HF ausgeschildert. Dabei handelt es sich um ein ehemaliges Start-up, das heute Tochter von Delivery Hero, dem Unternehmen hinter Mjam, ist.

Mjam-Betreiber verdient mit

Es handelt sich um ein Franchise-System, wie die "Welt" erläutert. Mamacity, Gangnam Kitchen und Co sind also Marken, deren Verwendung sich die Inhaber bestehender Restaurants lizenzieren. Viele Bestandteile des Essens bekommen sie tiefgefroren geliefert und kümmern sich nur noch um die letzten Schritte der Zubereitung sowie die Vorbereitung für die Zustellung. Pro Bestellung verdient Delivery Hero auf Gebührenbasis mit.

Fragen von "Trending Topics" betreffend die Konkurrenz mit realen Lokalen gerade in Anbetracht der strengen Betriebseinschränkungen und fehlender Transparenz auf der Lieferplattform wollte das Unternehmen nicht beantworten. Der Gastronomieverband in der Wirtschaftskammer hat nach eigenen Angaben noch keine Beschwerden von Mitgliederseite erhalten und "beobachtet" derzeit die Entwicklung. (red, 30.4.2020)