Cafétier Berndt Querfeld präzisiert: Er habe keine nichtrückzahlbaren Hilfen in Anspruch genommen.

Foto: Regina Hendrich

Ein STANDARD-Interview mit dem Gastronomen Berndt Querfeld schlägt hohe Wellen. Der Unternehmer (unter anderem Café Landtmann, Café Mozart) hatte scharf gegen die Regierung und angeblich ausbleibende Hilfe gewettert. "Die Hilfspakete sind zerplatzte Luftballons", hatte der bekannte Gastronom, auch ÖVP-Wirtschaftsbundmitglied, gemeint. Am Pfingstmontag konterte dann das von Elisabeth Köstinger (ÖVP) geführte Tourismusministerium und zeigte sich "verwundert" über Querfelds Aussagen. Die Äußerung wurde prominent von heute.at veröffentlicht. Der Artikel mit dem Titel "Promi-Wirt klagt über Corona-Geld, bekam aber 1 Million" wurde auf Twitter prompt von Gerald Fleischmann, Medienbeauftragter des Bundeskanzlers, geteilt.

Das Tourismusministerium verlautbarte, dass die Familie Querfeld für ihre zehn Cafés und Restaurants mehrere Instrumente für Unterstützungsleistungen in Anspruch genommen und Mittel bewilligt bekommen habe. Man könne Querfelds Aussagen daher nicht nachvollziehen. Das Ministerium ersucht die Familie Querfeld, die bisher in Anspruch genommenen Summen offenzulegen oder die zuständigen Behörden von ihrer Amtsverschwiegenheit zu entbinden.

Kritik an Köstinger

Der Vorstoß hat in den sozialen Medien für einige Kritik gesorgt. Mehrere Nutzer vermuten eine Datenweitergabe durch das Ministerium, um Querfelds Kritik zu entkräften. Neos-Mandatar Helmut Brandstätter schrieb auf Twitter: "Wenn der Rechtsstaat funktioniert, wird sich herausstellen, welcher Mitarbeiter von Kurz hier Daten weitergegeben hat." SPÖ-Mandatar Thomas Drozda sprach sogar von Denunziation.

Drozda spricht von Denunziation.

Querfeld bleibt bei seiner Aussage

Querfeld selbst konkretisiert auf Nachfrage des STANDARD: "Ich habe bisher keinen Euro an Förderungen erhalten, die nicht zurückgezahlt werden müssen. Es gab für uns keine Zuschüsse, die im Unternehmen geblieben sind."

Für seine 350 Mitarbeiter fielen monatliche Lohnkosten von in Summe einer Million Euro an. Statt diese in die Arbeitslosigkeit zu schicken, meldete er Kurzarbeit an, im Wissen, dass diese für ihn wirtschaftlich eigentlich von Nachteil sei. Sozialpartner hatten zuvor namhafte Unternehmen gebeten, das Modell aufzugreifen, erläutert der Cafétier. Da das Arbeitsmarktservice das Geld dafür erst mit zwei- bis dreimonatiger Verspätung ausbezahlt, habe er für die Vorfinanzierung der Kurzarbeit einen Kredit in Höhe von 1,8 Millionen Euro aufgenommen.

Kurzarbeit: Geld fließt

Mittlerweile habe das AMS, das von der Flut an Anträgen überfordert gewesen sei, rund eine Million Euro beglichen. Geld, das zur Gänze pünktlich und direkt auf die Konten der Mitarbeiter geflossen sei. Er selbst habe davon nichts gehabt, "außer Zinsen für den Kredit und zeitlichen Aufwand".

Er sehe die Kurzarbeit für seine Branche als reine Arbeitnehmerförderung, "ein Arbeitnehmer-Sozialprojekt", betont Querfeld erneut. Sie koste ihn mehr als die Kündigung der Belegschaft, zumal etwa auch der anfallende Urlaub nicht solidarisch mit dem AMS geteilt werde. Aufgrund des schwachen Gastronomiegeschäfts habe er derzeit zudem 250 Mitarbeiter zu viel. Jeder Tag der Öffnung seiner Cafés und Restaurants koste mehr, als er an Umsatz bringe.

Verzögerte Arbeitslosigkeit

Das Modell der Kurzarbeit ist aus seiner Sicht prädestiniert für die Industrie, die damit gut schwankende Aufträge abfedern könne. In der Tourismusbranche hingegen verschiebe es lediglich Arbeitslosigkeit. "Ziel der Regierung war es, damit Kaufkraft zu erhalten. Doch die Leute sparen nun lieber, statt Geld auszugeben."

Einen Fixkostenzuschuss hat Querfeld, wie er sagt, bisher nicht beantragt. Er werde einen Antrag dafür einreichen und rechne für das Landtmann mit maximal 30.000 Euro für drei Monate. "Das klingt nach viel Geld. Aber nur zur Relation: Letztlich werden wir damit nicht einmal die neue Markise bezahlen können." Ohne Aufwand für Miete und Personal koste ihn das Landtmann monatlich 15.000 Euro. (vk, red, 2.6.2020)