Das von Tourismusministerin Elisabeth Köstigern (ÖVP) angekündigte Testprogramm für den Tourismus läuft nicht so richtig an und steht nun auch wegen mutmaßlicher Freunderlwirtschaft in der Kritik.

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Wien – Beim nur schleppend angelaufenen Corona-Testprogramm für den Tourismus war auch eine ÖVP-nahe PR-Agentur involviert. Laut Online-Magazin "zackzack.at" war die Firma von Ex-ÖVP-Sprecher Gregor Schütze in die Vorarbeiten der Beratungsfirma McKinsey eingebunden, die diese unentgeltlich geleistet haben will. Schütze bestätigte eine langjährige Zusammenarbeit mit McKinsey. Kritik kam von SPÖ und Neos.

Bereits am Wochenende hatte McKinsey in einem Statement gegenüber der APA erklärt, dass die Beraterfirma im Rahmen des Projekts "Safe A" – also der Covid-19-Testungen im Tourismus – "zu keinem Zeitpunkt bezahlt" wurde – "weder von der öffentlichen Hand noch von Privatunternehmen". Aus dieser Erklärung ging hervor, dass nur unbezahlte Vorarbeiten getätigt worden seien. Später sei es jedoch zu keiner Beauftragung gekommen, McKinsey sei aktuell nicht mehr an dem Projekt beteiligt.

Agentur Schütze wickelt ab

Gestartet worden war das Projekt durch die Regierung am 1. Juli. Seitdem können sich in Österreich alle Tourismusmitarbeiter mit Gästekontakt freiwillig auf Covid-19 testen lassen. Das Testprogramm wird nach einem Pilotbetrieb auf ganz Österreich ausgerollt. Bis zu 65.000 PCR-Abstriche sollen damit wöchentlich möglich werden. Erreicht wurde diese zahl bisher aber nicht annähernd. Die Kosten übernimmt der Bund, bis Jahresende stehen 150 Millionen Euro bereit, sagte Anfang Juli Tourismusministerin Elisabeth Köstinger (ÖVP).

Der Bericht von "zackzack.at" legte nun dar, dass die Bewerbung von Labors an dem Projekt durch die Agentur "Schütze. Das Unternehmen für Positionierung" begleitet bzw. abgewickelt wurde. Zackzack liegt ein entsprechender E-Mail-Verkehr vor, aus dem hervorgeht, dass eine Mitarbeiterin der Agentur auf einen Labor-Antrag geantwortet hatte.

Tätigkeit für McKinsey

Schütze, der auch lange als Sprecher von Ex-Finanzministerin Maria Fekter tätig war, bestätigte gegenüber der APA die Tätigkeit seiner Agentur für McKinsey. "Unser Unternehmen unterstützt regelmäßig McKinsey in Österreich als Kommunikationsagentur. Dies haben wir auch während der Vorarbeiten für das mögliche Projekt 'Safe A' getan. Darüber hinaus waren wir in diesem Zusammenhang weder für die WKO noch das Tourismusministerium tätig", sagte er. Gegen anderslautende Berichte will sich Schütze zur Wehr setzen und droht mit rechtlichen Schritten.

Scharfe Kritik an den Vorgängen kam am Mittwoch von der SPÖ. "Während Hunderttausende Menschen ihren Job verloren haben und unzählige Betriebe ums Überleben kämpfen, verdienen sich die Freunde von Sebastian Kurz nach Medienangaben eine goldene Nase", so SPÖ-Gesundheitssprecher Philip Kucher in einer Aussendung. "Schütze war jahrelang Mitarbeiter in ÖVP-Kabinetten und sitzt nun für die ÖVP im Stiftungsrat des ORF. Medienberichten zufolge berät er einen Maskenproduzenten, der kurz vor dem Lockdown in Massenproduktion ging – mit Insiderinformationen zur Einführung der Maskenpflicht. Der Ehemann der Büroleiterin von Sebastian Kurz ist obendrein noch Mitbegründer dieser Maskenproduktionsfirma. Diese Angelegenheit ist höchst aufklärungsbedürftig", so der SPÖ-Mandatar.

Kritisch äußerte sich auch Hotelier und Neos-Wirtschaftssprecher Sepp Schellhorn: "Kann es sein, dass sich hier ein paar Wirtschaftsbund-Freundler einen 150 Mio schweren Kuchen zuschanzen wollten? Und warum bringt sich eine PR-Agentur zur Labor-Auswahl ein? Oder alles nur wieder eine Brainstormingphase?", fragte er auf Twitter. (APA, 29.7.2020)