Volle Sitzreihen, wie hier bei einer STANDARD-Veranstaltung im Burgtheater, wird es noch länger nicht geben: Die Kulturtempel stellen sich auf vorsichtige Öffnungen mit Eintrittstests ab Frühjahr ein.

Foto: Mathias Cremer, Montage DER STANDARD

Die Diskussion der letzten Wochen, wie das Kulturleben in Österreich schon bald wieder anlaufen könnte, ist angesicht der nun im Land grassierenden hochinfektiösen Virusmutation B.1.1.7 Makulatur geworden. Wie die APA am Mittwoch berichtete, dürfte spätestens nach einem Hintergrundgespräch von Vizekanzler Werner Kogler und Kulturstaatssekretärin Andrea Mayer (beide Grüne) mit Theaterdirektoren klar geworden sein, dass sich Kulturbetriebe auf längere Schließzeiten, womöglich bis ins Frühjahr, einstellen müssen.

Die Regierung hielt sich dazu noch bedeckt, die APA zitierte aber einen der Konferenzteilnehmer so: Wenn in Deutschland über eine Verlängerung des Lockdowns bis Ostern diskutiert werde, sei es wohl müßig, in Österreich über das Aufsperren von Kulturbetrieben zu reden. "Wer mit einem Aufsperren am 24. Jänner rechnet, geht an der Realität vorbei. Auch wer jetzt überhaupt an einem Spielplan arbeitet, macht etwas falsch. Jetzt können wir leider nur abwarten", so der Direktor des Theaters in der Josefstadt, Herbert Föttinger.

Gesetz für Tests auf dem Weg

Mehrere weitere Theaterleiter, aber auch Kinobetreiber hatten dem STANDARD nach dem Jahreswechsel erklärt, dass ein Aufsperren zum aktuellen Zeitpunkt gesundheitspolitisch, aber auch wirtschaftlich wenig sinnvoll wäre. Große Kinoketten planen mit ersten Öffnungsschritten ab April, auch die Musikveranstalterbranche rechnet mit der Durchführung von Events realistischerweise erst ab der warmen Jahreszeit. Diese dürfte ja – wie Virologen vorsichtig prognostizieren – auch die Covid-Fallzahlen wieder nach unten drücken.

Das sehr wahrscheinliche Szenario, dass der Lockdown nun noch in eine drastische Verlängerung gehen könnte, bedeutet aber keineswegs das Ende der Überlegungen zum Thema "Reintesten" oder "Eintrittstesten", wie dem STANDARD auch aus Regierungskreisen bestätigt wird. Am Donnerstag wird im Parlament eine Gesetzesnovelle verabschiedet werden, die die rechtliche Basis für Eintrittstests im Veranstaltungsbereich gewährleistet. Das bedeutet noch nicht, dass diese Tests in Zukunft auch zwingend vorgeschrieben werden müssen, es schafft aber zumindest die Möglichkeit dafür. Nicht wenige Veranstalter stehen Tests sogar äußerst positiv gegenüber und würden diese begrüßen.

Testen: Ja, aber wie?

Die genauen Details, etwa Logistik, Finanzierung, Gültigkeitsdauer der Tests und auf welche Bereiche sie überhaupt anwendbar wären, finden sich in der Novelle noch nicht – all das würde erst in einem zweiten Schritt über den Weg einer Verordnung geregelt werden. Wann genau die kommen könnte, ist noch unklar: Dem Vernehmen nach hätte die Regierung dafür bereits Pläne, die neue Virusmutation könnte aber dazu führen, dass nun noch einige Wochen Bedenkzeit bleiben.

Möglich scheint auch, dass mit ersten Öffnungsschritten selektiv vorgegangen wird: So konnten schon im vergangenen "Lockdown light" etwa Museen, die als weniger risikoreich für Infektionen gelten, geöffnet bleiben. Italien, das den dortigen Lockdown bis Ende April verlängern wird, ließ am Mittwoch damit aufhorchen, zumindest die Museen in Regionen mit geringeren Fallzahlen wieder zu öffnen – "als symbolische Orte der Kultur", wie die italienische Regierung betonte.

Start-up will helfen

Das Thema Eintrittstests ruft inzwischen aber auch Unternehmer auf den Plan, die die Sache am liebsten selbst in die Hand nehmen würden oder als Ergänzung zu den staatlich organisierten Tests zumindest behilflich sein wollen: Hennes Weiss, Ex-Betreiber des Technoclubs Pratersauna und langjähriger Veranstalter des Lighthouse-Festivals in Kroatien, rührt aktuell die Werbetrommel für sein Start-up "testFRWD" (Test forward).

Als Gastronom, der kurz vor dem ersten Lockdown ein Lokal eröffnete, war Weiss im vergangenen Jahr selbst von der Misere betroffen. Er entschloss sich zur Flucht nach vorn und gründete testFRWD unter anderem mit Hilfe des Virologen Christoph Steininger von der Medizinischen Universität Wien.

Was das Start-up verspricht, sind günstige PCR-Tests um 25 Euro, die weitaus sicherer und von längerer Gültigkeitsdauer im Ergebnis sind als bloße Schnelltests, wie sie aktuell bei den Massentestungen zum Einsatz kommen. Weiss, der selbst erst für eine Lockdown-Lockerung ab Frühjahr plädiert, hält es für möglich, dass damit kleinere Events wie Theater- oder Clubveranstaltungen (Nachtgastronomie) wieder sehr sicher durchführbar wären.

Sein Vorschlag: Das Do-it-yourself-Testkit auf Basis der an der Med-Uni Wien entwickelten Gurgeltests wird zum Veranstaltungsticket gleich mit dazu gekauft, die Ergebnisauswertung im Labor würde binnen 24 Stunden erfolgen und dann bis zu 72 Stunden ein sicheres Ergebnis liefern. International sei das Start-up schon mit einigen Ländern in Verhandlungen über die gesundheitspolitische Zulassung, zum Einsatz kam es bislang aber noch nicht.

Hierzulande heißt es aus Regierungskreisen jedenfalls, dass man aktuell alles begrüße, "was hilft, die Testungen zu erleichtern". (Stefan Weiss, 13.1.2021)