Jetzt nichts gegen die dazugehörigen Bauern: Andere Festivals in Österreich mögen zwar die größeren Erdäpfel haben. Das Rostfest im steirischen Eisenerz punktet bezüglich seiner Alleinstellungsmerkmale aber nicht nur wegen des mittlerweile auch touristisch wie motorsportlich erschlossenen Erzberges. Wegen dieses seit tausend Jahren bearbeiteten menschheitsgeschichtlichen Fortschrittsmonuments allein wäre ja schon eine Reise in diese ältestgedient-verfallende Industrieregion Österreichs angeraten.
Weil man beim Rostfest allerdings schon rein aus finanziellen Gründen auch immer notgedrungen auf "regionale Impulse" setzen musste und wollte, ergeben sich auch heuer wieder, nach der die Region zusätzlich stilllegenden Pandemie, hübsche Gelegenheiten, orts- und nicht mittelbar ortsansässige Künstlerinnen und Künstler an ungewohnten Orten zu erleben.
In der "Schwarzen Lacke" nördlich des benachbarten Leopoldsteiner Sees wurde der Legende nach zum Beispiel einst von den Bewohnern von Eisenerz der Wassermann gefangen genommen. Er kaufte sich damals mit seinem Wissen über den Erzberg frei. Er wollte seine Ruhe haben, ohne zu ahnen, dass Jahrhunderte später der Red Bull mit den Geländemopeds die ganze Gegend in sehr viel Schall und noch mehr Rauch legen würde. Beim "Wassermannloch", einer riesigen Karsthöhle, in der der Eisenflüsterer bis heute verschwunden bleibt, kann man heuer beim Rostfest vor der Grotte dem Versuch einer neuerlichen Kontaktaufnahme beiwohnen. Wenn das bloß gutgeht!
Wandern und weitergehen
Wer gern wandern geht, damit etwas weitergeht, kann sich zur Einstimmung gemeinsam mit den Mundartpoppern Gebrüder Jakob etwa auf die Leobner Hütte quälen. Kunstgenuss war bekanntlich immer schon auch mühsam.
Kunst, Malerei, Diskurs, pflichtgemäßes DJ-Programm und Sport- wie Kinderveranstaltungen sowie ein "Tanzkaraoke" stehen ebenfalls auf der To-do-Liste.
Leute, die lieber im charmant abgerockten Zentrum von Eisenerz bleiben wollen, werden heuer mit einem Zirkusschwerpunkt im Zeichen einer diesbezüglich eher performativ ausgerichteten Neudeutung ohne Weißclowns und Pudelballett ebenso unterhalten wie mit musikalisch bewährten heimischen Kräften aus der avancierten FM4-Szene.
Neben der guten alten Wiener Analog-Technoband und Festival-Allzweckwaffe Elektro Guzzi, die im Juni ihr exzellentes neues Album Trip veröffentlicht hat, werden etwa Zinn, Baits, Son of the Velvet Rat, Thomas Bernhard Machine, Hella Comet, Paul Plut, die ADHS Band und Binder & Krieglstein für Unterhaltung von und für Menschen sorgen, die erst beim Dunkelwerden so richtig in die Gänge kommen. Normalbetrieb sozusagen.
Do., 19. 8. bis Sa., 21. 8.
(Christian Schachinger, 18.8.2021)