Der Dirigent Vincent Dumestre sorgte bei den Resonanzen für qualitätsvolle Ausgelassenheit.

Foto: Konzerthaus

Die traditionelle Instrumentenausstellung zu Festivalbeginn – leider abgesagt: Der geschäftige Trubel im Foyer des Konzerthauses wäre schwer mit den Corona-Regeln in Einklang zu bringen gewesen. Das fantasievolle Resonanzen-Menü? Detto gecancelt. Im Eröffnungskonzert aber schien alles beim Alten beim Festival ebensolcher Musik, das heuer im Konzerthaus zum unglaublichen 30. Mal über die Bühne ging.

Dem diesjährigen Motto "In Feierlaune" wurde der Abend durchwegs gerecht, und dies in der zweiten Hälfte nicht bloß wie erwartet musikalisch. Aber der Reihe nach: "Celebrate this Festival", heißt es in Henry Purcells Festmusik anlässlich des 31. Geburtstags von Königin Maria II. Dass der Große Konzerthaus-Saal eigentlich für moderne Symphonieorchester gebaut wurde, ließ sich beim Ensemble Le Poème Harmonique unter der Leitung von Vincent Dumestre mit einer exquisiten Sängerinnen- und Sängerschar und dem fulminanten Chœur accentus fast vergessen: So satt und prächtig, weich und flexibel federnd klang diese Jubel-Ode. Da ging in der Größe des Raumes nichts unter.

Slapstick und Verfolgungsjagd

Anschließend hatte man – ganz im Geist der Entstehungszeit – mit Auszügen aus Stücken von Jean-Baptiste Lully und Marc-Antoine Charpentier ein Pasticcio gebastelt, also eine bunt zusammengewürfelte Szenenfolge mit eigener "Geschichte": Es wurde auch hier grandios musiziert. Zudem präsentierte man szenisch Abenteuerliches mit viel Slapstick und einer Jagd quer über die Bühne unter wilder Beteiligung der Instrumente.

Wer wollte, konnte darin sogar ein Moment historischer "Aufführungspraxis" – das Szenische betreffend – entdecken: War doch im 17. und auch im 18. Jahrhundert der Karneval sowohl mit Musik und auch mit grenzensprengendem Exzess verbunden. Das Publikum schien jedenfalls durchwegs froh angesichts solcher durchgeknallter Normalität, die in den nächsten Tagen bei den Resonanzen da und dort noch erheitern wird. Bis 30. 1.

(Daniel Ender, 25.1.2022)