Josefstadt-Direktor Herbert Föttinger stellte am Mittwoch das Programm der kommenden Spielzeit vor.

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Wien – Die nach oben zeigenden Auslastungskurven im Theater in der Josefstadt und den dazugehörigen Kammerspielen präsentierte Direktor Herbert Föttinger bei der Spielplanpräsentation am Mittwoch auf mitgebrachten Taferln. Der höchstwahrscheinlich leidenschaftlichste Theatervorsteher Mitteleuropas wachelte stolz mit dem Beleg für den Publikumssiegeszug seiner Bühnen. Das tat er auch deshalb, um den medial sich breitmachenden Unkenrufen vom Zuschauerschwund die Stirn zu bieten. "Bitte nicht das Theater totschreiben!", richtete er den Journalistinnen und Journalisten aus und bezichtigte einige ebenfalls in die Luft gehaltene Zeitungsartikel der Lüge.

Während andere Häuser derzeit mit tief hinabgesunkenen Besucherzahlen zu kämpfen haben, sieht sich die Josefstadt mit 76 Prozent Auslastung und "nur" 2000 Abonnements weniger als vor der Pandemie gut im Sattel. Föttinger attestiert der Josefstadt sogar einen "Höhenflug". Die Spielzeit 2019/20 wäre die beste in der Geschichte des Hauses geworden, wenn nicht die Pandemie sie mit dem ersten Lockdown im März jäh abgebrochen hätte – es gebe demnach Publikum genug.

Einsparungen etwa dank Schließtagen

Die kommenden beiden Spielzeiten stehen dennoch unter einem Einsparungsgebot (sieben Millionen Euro). Durch die auf Halde liegenden, nun endlich zum Zug kommenden Inszenierungen kann weniger neu produziert werden, das spart zwei Millionen Euro. Das flacht auch die von einer Beraterfirma diagnostizierte generelle Überproduktion ab. Ebenso sollen Doppelvorstellungen wegfallen und Schließtage, wie sie an vielen Bühnen längst üblich sind, eingeführt werden.

Anna Karenina in einer Fassung von Regisseurin Amélie Niermeyer und Armin Petras eröffnet die Saison am 1. September. Zwei Kapazunder geben ihr Regiedebüt am Haus: David Bösch inszeniert Ibsens Volksfeind – mit Ensembleneuzugang Günter Franzmeier; Dieter Dorn, einst Intendant der Kammerspiele München, stellt Beckett und Feydeau gegenüber (Glückliche Tage und Herzliches Beileid, ab 27. April 2023).

Robert Meyer als Gast

Andrea Jonasson und Robert Meyer spielen in Alexander Ostrowskis Komödie Der Wald; Peter Wittenberg inszeniert Ritter, Dene, Voss – mit Sandra Cervik, Maria Köstlinger und Johannes Krisch. Franz Wittenbrink macht aus Hans Falladas Roman Jeder stirbt für sich allein ein großes Ensemblestück; und Elmar Goerden widmet sich Gorkis Sommergästen sowie in den Kammerspielen Albees Die Ziege.

Philip Tiedemann zerlegt ebenda Brechts Kleinbürgerhochzeit, zu sehen ist hier auch das Publikumsabstimmungsstück Gott von Ferdinand von Schirach sowie die Uraufführung einer eigenen Bühnenfassung von Chaplins Der große Diktator. Einen Soloabend mit der Geschichte ihrer Familie bestreitet Marika Lichter: Ich habe (k)ein Heimatland. Auch Claus Peymann kommt wieder, aber erst im Herbst 23. (afze, 8.6.2022)