Die verordnete "Atempause" des grünen Gesundheitsministers Johannes Rauch währte nicht lange. Erst vor wenigen Tagen fiel die Maskenpflicht in fast allen Bereichen– nur Wien wollte nicht zur Gänze mitspielen. Vielleicht, weil man es da bereits besser wusste. Die Corona-Infektionszahlen ziehen schon jetzt kräftig an, für Herbst sehen Fachleute wieder eine stärkere Welle auf uns zurauschen. Aber auch im dritten Pandemiejahr gab man der Bevölkerung erneut das Gefühl: Es ist Sommer, Corona hat Pause. Nur um jetzt zu erklären, dass es schon bald wieder enger wird.

Gesundheitsminister Rauch spricht die schlechten Nachrichten früher aus als sonst.
Foto: APA/ROLAND SCHLAGER

Warum erst jetzt?

Konsequent ist das nicht, es stößt einen vielmehr vor den Kopf. Immerhin: Diesmal spricht der Gesundheitsminister die schlechte Nachricht schon deutlich früher aus als sonst. Auch dass Rauch niemanden länger in dem Glauben lässt, dass die Viruswellen zeitnah aus unserem Leben verschwinden werden, ist positiv. Man fragt sich aber schon, warum Rauch manche der angekündigten Maßnahmen erst jetzt für sich entdeckt.

Im Herbst wird die Impfung wieder eine eminente Rolle spielen – als Schutz gegen schwere Erkrankungen und Hospitalisierungen. Bis dahin sollten möglichst viele Menschen ihre Immunität auffrischen, um gut durch die kältere Jahreszeit zu kommen. Da eine Ministeransprache niemanden zum Impfen bewegt, appelliert Rauch an die Basis: Gemeinden, die Feuerwehr oder der Hausarzt sollen die Leute zur Auffrischung bringen. Darauf hätte man auch schon vor dem dritten Covid-Jahr kommen können. Und ganz ohne Anreize für Bürgermeister und Co wird es wohl nicht gehen. Aber besser spät als nie. (Jan Michael Marchart, 9.6.2022)