Das Grazer Schauspielhaus präsentierte sein kommendes Programm.

Willfried Gredler-Oxenbauer

Graz – Das Grazer Schauspielhaus geht im Herbst in die letzte Saison unter der Leitung von Iris Laufenberg. Zum Abschluss gibt es eine bunte Mischung von Oscar Wildes "Bunbury" über eine Dramatisierung von "Moby Dick" bis hin zu Werken von Ödön von Horvath und Molière. Das Langzeitprojekt "WIR*" wird ebenso weitergeführt wie die Bürgerinnenbühne. Den Abschluss bildet eine Uraufführung von Sandy Lopicic und Hannah Zufall unter dem Motto "Das Ende vom Lied", hieß es am Dienstag.

Iris Laufenberg, die ans Deutsche Theater in Berlin wechselt, hielt zu Beginn der Spielplanpräsentation Rückschau auf die vergangenen sieben Jahre. Den Beginn machte damals "Merlin" von Tankred Dorst, ein Drama, das mittlerweile "eines der meistgespielten Stücke weltweit ist", betonte die Intendantin. Für ihre letzte Saison stehen wieder zahlreiche Neubearbeitungen, Überschreibungen und Uraufführungen auf dem Programm. "Wir stehen dafür, neue Dramatik nach vorne zu bringen", betonte Laufenberg.

Auf der großen Bühne stehen als erste Premieren zwei Komödien auf dem Spielplan: Wildes "Bunbury" und Molières "Der Menschenfeind" werfen ganz unterschiedliche, nur vordergründig heitere Blicke auf die Gesellschaft. Es folgt Eugene Ionescos "Die kahle Sängerin", ein Drama, das ebenfalls eine Parodie auf die herrschenden Zustände zeigt. Mit "Die Ärztin" steht eine Version von Arthur Schnitzlers "Professor Bernhardi" auf dem Spielplan, die von Robert Icke stammt und zu Diskussionen anregen soll. Als deutschsprachige Erstaufführung wird eine Dramatisierung der Serie "Hospital der Geister" von Lars von Trier und Niels Vörsel zu sehen sein.

Kleist und "Moby Dick"

Mit Kleists "Penthesilea/Der Abend nach dem Begräbnis der besten Freundin" steht wieder ein von der Form her klassisches Drama auf der Bühne, kommentiert von einem Text von Marlene Streeruwitz. Ödön von Horvaths in Graz erst 1969 uraufgeführtes Drama "Zur schönen Aussicht" wurde ebenfalls angekündigt und setzt schon fast den Schlusspunkt in Haus Eins. Es folgt dann noch der "rauschende Abgesang" mit "Das Ende vom Lied", ein Werk, in dem sich letztmalig die Mitwirkenden der vergangenen Jahre auf der Bühne versammeln werden.

In Haus Zwei wird es zwei Uraufführungen geben: "Judith Shakespeare – Rape and Revenge" von Paula Thielecke und "Sex Play" von Patty Kim Hamilton. Melvilles "Moby Dick" wird ebenfalls auf der kleinen Bühne schwimmen, ebenso wie "Fischer Fritz" von Raphaela Bardutzky.

Eine neue VR-Produktion steht ebenfalls auf dem Programm: Kurdwin Ayub, deren Film "Sonne" auf der Berlinale als bester Debütfilm gekürt wurde, wird "Wunderland" umsetzten. Das Langzeitprojekt "WIR*" geht mit mehreren Veranstaltungen weiter, so sind unter anderem der "Tag der offenen Stadt" und ein "WIR*"-Festival geplant. Auch die Bürgerinnenbühne bleibt dem Publikum erhalten und beschäftigt sich mit "Wendepunkte" in der Regie der Ukrainerin Natasha Syvanenko mit lebensverändernden Ereignissen.

Nach zwei coronaüberschatten Saisonen liegt die Auslastung derzeit bei 62 Prozent, wobei der Trend eher zu spontanen Theaterbesuchen als zu langfristiger Planung geht, hieß es auf Nachfrage. (APA, 14.6.2022)