Verhandlungen über Moral: Fortunatus (Karl. M. Sibelius, li.), Ajaxerle-Puppe (Lisa Furtner).

Foto: Roman Johannes Kornfeld

Jedes Jahr seit seiner Amtsübernahme 2017 als Intendant der Festspiele Schloss Tillysburg konnte Nikolaus Büchel eintausend Besucherinnen mehr empfangen. Dann kam die Pandemie. Wie durch ein Wunder konnte 2020 aber beinahe nach Plan gespielt werden. Nun will das Festival in der Gemeinde St. Florian im Bezirk Linz-Land einen neuen Anlauf nehmen. Ferdinand Raimunds Der Bauer als Millionär (eigentlich Das Mädchen aus der Feenwelt) feiert am 30. Juni Premiere im Innenhof des Schlosses.

Es sei ein "therapeutisches Stück", so Büchel im STANDARD-Gespräch, und eines der unterschätztesten überhaupt. Im romantischen Zaubermärchen hat die Feenkönigin das Kommando und prüft den Erdenbürger Fortunatus Wurzel (Waldbauer und Millionär) auf seine moralische Korrumpierbarkeit. Nymphen, Satyrn, Magier und Allegorien aller Art bevölkern dieses mächtige Ensemblestück, das für seine Bühnencouplets Brüderlein fein und das Aschelied berühmt ist. Büchel legt auf musikalische Qualität hohen Wert und hat Schauspieler und Sänger Karl M. Sibelius in der Titelrolle besetzt (musikalische Leitung: Nebojša Krulanović). Zu hören gibt es die Originalkomposition von Joseph Drechsler.

Wiederaufgenommen wird die urwienerische Bibelversion Da Jesus und seine Hawara von Wolfgang Teuschl. Die Augustiner-Chorherren vom benachbarten Kloster Stift St. Florian gehören zu den Stammgästen. Ein Großteil des in Privatbesitz befindlichen Schlosses Tillysburg ist für die Öffentlichkeit geschlossen. Aber für jeweils dreißig Zuschauer des Solos Angst nach Stefan Zweigs Novelle öffnet sich einer der historischen Säle. Dort spielt und inszeniert Lisa Wildmann den Psychothriller einer Frau, die ihren Mann mit einem Liebhaber betrügt. (afze, 23.6.2022)