Märchenhaft und abgespact: Wiederaufnahme von Henri Masons Neuinszenierung der "Zauberflöte".

Foto: Barbara Pálffy / Volksoper Wien

"In der Zauberflöte ist eben alles, was Theater ist, und alles, was Musik ist, alles, was Oper ist, alles, was Schauspiel ist", sagte Thomas Bernhard einmal. Mozarts Meisterwerk ist Zaubermärchen, Mysterienkult und buntes Volkstheaterstück. Passend dazu brachte Henri Mason vor zwei Jahren eine ebenso märchenhafte wie abgespacte Neuinszenierung heraus.

Nun wurde die Produktion wiederaufgenommen, und man war gespannt, wie sich Omer Meir Wellber, der seinen Einstand am Pult des Orchesters tags zuvor im Konzerthaus gegeben hatte, als neuer Generalmusikdirektor des Hauses machen würde. Kaum war der Willkommensapplaus verstummt, stürzte sich Wellber schon mit ungebändigtem Elan in die Ouvertüre.

Und siehe da, plötzlich kommt aus dem Graben jener schlanke, helle Mozart-Klang, den man hier zuvor schmerzlich vermisst hatte. Dabei drückt Wellber, der zugleich dirigiert und das Cembalo bespielt, ordentlich aufs Tempo und verleiht der Partitur die notwendige Virtuosität und Leichtigkeit. Dem Volksopern-Orchester taugt’s: Die Finger der Streicher flitzen nur so über den Steg, die Flöte ist gar zauberhaft, Holz und Blech perfekt intoniert. Meisterhaft erklingt Mozarts Wechselspiel zwischen Kantabilität und scharf gesetzten Kontrasten.

Nun hat der Wellber’sche Geschwindigkeitsrausch auch seine Tücken, vor allem in Sachen Text. Während das Orchester mit Schwung voranschreitet, hat das Ensemble streckenweise mit den flotten Tempi zu kämpfen. Darunter leidet die Verständlichkeit.

Mehr Dramatik

Dennoch: Martin Mitterrutzner verfügt über einen schön timbrierten Tenor, dessen Tamino etwas mehr Dramatik vertragen könnte. Rebecca Nelsen entfaltet als Pamina besonders in den lyrischen Passagen ihr kantables Potenzial. Stefan Cerny stand schon in der Helmut-Lohner-Inszenierung als Sarastro auf der Bühne. Mit weißem Militäranzug und Leopardenschärpe singt, spielt und spricht er die Partie souverän. Da sind die Intonationsprobleme zu Beginn schnell vergessen. Wunderbar wie er In diesen heil’gen Hallen im Dialog mit den Musikern gestaltet oder im Einklang mit dem Chor Isis und Osiris besingt.

Daniel Schmutzhard ist nicht nur stimmlich, sondern auch darstellerisch wie geschaffen für den Papageno. Herzig: Elisabeth Schwarz als Papagena. Neu an der Volksoper ist Nofar Yacobi, die als Königin der Nacht ihr Hausdebüt gab. Die Koloraturen meisterte die Israelin anstandslos, die Höhen sitzen. Allerdings verlangt die Rolle mehr als sauberen Gesang. Hier müssten die dämonischen Funken sprühen! Wohlverdienten Applaus und Jubel vom erstaunlich jungen Publikum. (Miriam Damev, 15.9.2022)