Verzweiflung in der Portiersloge: Wer ist hier eigentlich zuständig?
Foto: Barbara Pálffy

"Ein Bullshit-Job ist eine Form der bezahlten Anstellung, die so vollkommen sinnlos, unnötig oder gefährlich ist, dass selbst derjenige, der sie ausführt, ihre Existenz nicht rechtfertigen kann (…)." Dieses Phänomen, beschrieben vom Anthropologen David Graebner, plagt auch die Protagonistin und den Protagonisten (Dolores Winkler und Martin Hemmer) in Middle Management of Happiness. In der Uraufführung im Theater Drachengasse begibt man sich auf die Suche nach dem (Un)Sinn grotesker Büroarbeit. Bullshit-Jobs vom Feinsten, sozusagen (Text und Regie: Katrin Hammerl).

In der Firma "Transparent Solutions" weiß niemand so genau, was eigentlich zu tun ist. Das Boreout, Antonym zum bekannten Burnout und zu Deutsch auch Unterstress-Syndrom genannt, breitet sich aus. Zum Problem scheint das aber erst zu werden, als eine Mitarbeiterin die Portiersloge betritt. Ob der Portier denn nicht für sie zuständig sei? Nein – Pakete tragen, die Zuckerlschale füllen, Anrufe koordinieren, den Platz besetzen. Alles andere falle nicht in seinen Aufgabenbereich. So entbrennt eine wahnwitzige Debatte über Moral, Macht und Manipulation.

Handlungsalternativen

Alles wird neu: Mit diesem Motto will man im Theater Drachengasse in die Saison starten. Mit Middle Management of Happiness als Auftakt steht der neue Spielplan "im Zeichen der Veränderung". Die insgesamt 13 Stücke erzählen von Menschen, die angesichts des derzeitigen Zustands ins Grübeln kommen. Sie alle suchen nach Handlungsalternativen für festgefahrene Konventionen. Neun Uraufführungen und eine österreichische Erstaufführung sollen neue Lösungsansätze für alte Probleme aufzeigen. Ein Augenmerk liegt auch diesmal wieder auf dem jungen Theater: Der Nachwuchswettbewerb mit dem Motto "Die gestohlene Zukunft" findet im Mai statt. (Caroline Schluge, 28.9.2022)