Im Sommer tummeln sie sich auf Blüten und im Kraut. Kommen sie vereinzelt angeflogen, räumt man den Marienkäfern auch gerne einen Platz auf dem Ärmel oder der Handfläche ein. Wird es im Herbst draußen ungemütlich, flüchten sich Mensch und Käfer gleichermaßen ins Warme – und das ist für alle Beteiligten meist unangenehm. Denn die gepunkteten Sommerboten verlangen häufig in großen Scharen Einlass – aber damit tun sie sich selbst nichts Gutes.

Auge in Auge mit Coccinella septempunktata: Kann sich der Siebenpunkt-Marienkäfer gegen den Verwandten aus Asien behaupten?
Foto: Imago images/blickwinkel/M. Kuehn

Spricht man vom Marienkäfer, meint man fast immer Coccinella septempunktata, den Siebenpunkt-Marienkäfer. Der meist weniger als acht Millimeter große buckelige Käfer hat eine Reputation als Glücksbringer und dank der beiden weißen Augenflecken auf seinem Halsschild einen besonders niedlichen "Blick". In der Insektenwelt ist der Marienkäfer freilich ein Räuber, der sich vor allem Blattläuse vornimmt, was ihm auch in Gärten, auf Balkonen und Terrassen einen guten Ruf eintrug.

Ein Konkurrent aus Asien

Nicht nur das allgemeine Insektensterben macht ihm zu schaffen, in den letzten Jahren hat der Siebenpunkt-Marienkäfer auch Konkurrenz durch einen eingeschleppten Verwandten bekommen: Der Asiatische Marienkäfer Harmonia axyridis kam zwar aus dem Westen nach Europa, war aber ursprünglich nur im fernen Osten Asiens zu Hause. Anfang des 20. Jahrhunderts versuchte man, den Käfer in den USA sesshaft zu machen.

Die auch als Harlekin-Marienkäfer bekannte Art sollte mit ihrem großen Appetit auf Blattläuse als biologischer Schädlingsbekämpfer in der Landwirtschaft dienen. Doch das Experiment schlug zunächst weitgehend fehl, erst Ende der 1980er-Jahre schaffte es der Asiatische Marienkäfer, in den Vereinigten Staaten Fuß zu fassen. Über den Atlantik kam die Art etwa 20 Jahre später: Im Jahr 2001 wurde in Belgien das erste freilebende Exemplar des Asiatischen Marienkäfers auf europäischem Boden gefunden. In Österreich ließ er sich ab 2006 dauerhaft nieder.

Ein Asiatischer Marienkäfer (Harmonia axyridis) macht einen Abflug.
Foto: Imago Images/Westend61/Brigitte Stehle

Siebenpunkt-Marienkäfer profitiert vom Klimawandel

Inzwischen scheint er das Bild zu dominieren. Die etwas größere gelbe, orange, manchmal schwarze Art ist auch dank ihrer oft mehr als einem Dutzend Punkte leicht vom siebengepunkteten Käfer zu unterscheiden. Ob die invasive Spezies dem einheimischen Marienkäfer tatsächlich das Futter wegfrisst und allmählich aus dem Feld drängt, ist unklar.

Aktuell scheinen sich die Bestände unserer Siebenpunkt-Marienkäfer wieder etwas stabilisiert zu haben. Es gibt sogar Hinweise darauf, dass Coccinella septempunktata von den Folgen des Klimawandels mehr profitiert als der asiatische Verwandte: Bei höheren Temperaturen frisst er mehr Blattläuse und wandelt diese besser in Fettreserven um.

Lieber nicht ins Haus lassen

Trotzdem kann der Asiatische Marienkäfer dem siebengepunktete anderweitig zur Gefahr werden: Der Harlekin führt in seinem Blut Mikrosporidien mit sich, Parasiten, mit denen das Immunsystem unserer Marienkäfer nicht fertig wird. Außerdem verschmäht der Asiatische Marienkäfer bei der Nahrungssuche auch das Gelege der europäischen Marienkäfer-Verwandten nicht.

Beide Arten überwintern in Kolonien, meistens in Laub und Moos und unter Steinen. Häufig aber dringen sie durch Mauerritzen, bei Fensterrahmen und Hohlräumen auch in unsere Häuser ein, was gerade dieser Tagen recht häufig passiert. Ob Siebenpunkt oder Harlekin, beiden schadet der langfristige Aufenthalt in unseren vier Wänden: In der trockenen und warmen Luft der Innenräume können sie austrocknen und sterben. Daher sollte man die Marienkäfer, soweit dies möglich ist, lieber einfangen und ins Freie bringen. (tberg, 17.10.2022)