Jugendstaatssekretärin Claudia Plakolm (ÖVP) hat sich eine Aufgabe gestellt: Sie möchte jungen Menschen den Weg zum Eigenheim erleichtern. Denn Eigentum, ist sie überzeugt, sei auch eine Altersvorsorge. "Wir müssen Jungen die Möglichkeit geben, sich etwas zu schaffen", sagt Plakolm – und stellt ein paar Forderungen auf. Ganz oben auf ihrer Liste: die Lockerung einer neuen EU-Richtlinie zur Vergabe von Immobilienkrediten, die in anderen EU-Ländern weniger streng umgesetzt wurde als in Österreich.

"Die aktuelle Regelung halte ich für realitätsfremd und gefährlich", sagt Claudia Plakolm.
Foto: Heribert Corn

Hintergrund ist: Seit Mitte des Jahres gelten rechtsverbindliche Kriterien für die Neuvergabe von Wohnbaukrediten. So müssen nun für den Kauf einer Immobilie 20 Prozent des Kaufpreises – inklusive Nebenkosten – in Form von Eigenkapital nachgewiesen werden. Darüber hinaus darf die monatliche Kreditrate nur noch höchstens 40 Prozent des monatlich verfügbaren Nettohaushaltseinkommens ausmachen und die Laufzeit der Finanzierung 35 Jahre nicht übersteigen. Ziel dieser Vorgaben ist, Risiken zu begrenzen.

Finanzminister lässt Regelung prüfen

Plakolm hält die Regelung jedoch für überschießend. Eine durchschnittliche Eigentumswohnung in Österreich mit 70 Quadratmetern Wohnfläche koste rund 390.000 Euro, wird in Plakolms Büro vorgerechnet. Das bedeute, dass man derzeit 78.000 Euro plus Nebengebühren auf der Seite haben müsse, um einen Kredit zu bekommen. "Die aktuelle Regelung halte ich für realitätsfremd und gefährlich", sagt Plakolm.

Zuvor hatte Finanzminister Magnus Brunner (ÖVP) bereits eine Prüfung der im Sommer verschärften Regeln angekündigt. Niederösterreichs Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) hat angekündigt, das Land werde bis zu 30.000 Euro an Kredithaftungen pro Haus oder Wohnung übernehmen, um die strengen Regeln zu umgehen. In Niederösterreich finden kommendes Jahr Landtagswahlen statt. Auch Mikl-Leitner sagt, ein Eigenheim sei die beste Absicherung im Alter.

Abschaffung der Grundbuchgebühren?

Plakolm hat noch weitere Ideen, durch die Eigentum etwas leistbarer würde: Die Grunderwerbssteuer und Gebühren für die Eintragung ins Grundbuch sollen gesenkt oder gänzlich abgeschafft werden, geht es nach der Staatssekretärin. Derzeit beträgt die Grunderwerbsteuer im Allgemeinen 3,5 Prozent. Für die Eintragung des Wohnungseigentumsrechts ins Grundbuch ist aktuell eine Gebühr von 1,1 Prozent des Kaufpreises zu entrichten.

"Es muss die realistische Chance für junge Menschen geben, sich mit Fleiß etwas aufzubauen", findet Plakolm. Derzeit lebt knapp die Hälfte der Österreicherinnen und Österreicher im eigenen Haus oder in einer eigenen Wohnung. Die meisten Eigenheimbesitzer gibt es im Burgenland. In Wien hingegen mieten fast 80 Prozent der Einwohnerinnen und Einwohner ihr Zuhause. (Katharina Mittelstaedt, 28.10.2022)