Beglückendes austariertes Spiel: Pianistin Mitsuko Uchida (hier 2020) und das London Symphony Orchestra in Wien.

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Wien – Ja, man kann auch jugendlich ungestüm über das Stück hinwegpreschen und damit viel feurigen Effekt erzielen. Das war es aber diesmal gerade nicht. Vielmehr ging es in der gemeinsamen Annäherung an Robert Schumanns Klavierkonzert, die das London Symphony Orchestra unter Simon Rattle und Pianistin Mitsuko Uchida im Musikverein unternahmen, um ein möglichst gründliches Eintauchen, bei dem sich alle Partner so viel Zeit ließen, als wollten sie zu jedem Augenblicke sagen: Verweile doch, du bist so schön.

Aufeinander hören

Dass genaues Aufeinanderhören die Voraussetzung eines in die Tiefe gehenden musikalischen Miteinanders bildet, war da unmittelbar zu verspüren. Das Resultat: beglückend austariertes Spiel, bei dem sich die Linien der Orchesterinstrumente in der Stimmführung des Klaviers spiegelten, wo scheinbare Haupt- und Nebensache ein und dasselbe wurden.

Bei Rachmaninows 3. Symphonie schien es anschließend so, als sollte eine gemeinsame Traditionslinie mit Schumann betont werden: sehr strukturiert und klar, sehr kontrolliert – und natürlich mit den herrlich soften, matt und nobel schimmernden Farben der Londoner Streicher und den luxuriösen, sehr individualistischen und dabei ideal ins Ganze eingefügten Bläsern. (Daniel Ender, 6.12.2022)