Russland und die Raiffeisen – das war lange eine Erfolgsgeschichte, in der auch einige Hürden gemeistert wurden. So verließ die RBI etwa im Zuge der Rubelkrise Ende der 1990er-Jahre Russland nicht, als andere Geldhäuser dem Markt den Rücken kehrten. Die Marke Raiffeisen ist in Russland gut etabliert, der Rubel rollt.

Sitzt in der Zwickmühle: die Raiffeisenbank mit ihrem Russland-Geschäft.
Foto: Reuters/Leonhard Foeger

Doch die Zeiten haben sich geändert. Der Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine hat ein neues Kapitel aufgeschlagen, das von Sanktionen geprägt ist und von der Frage, ob es legitim ist, mit Russland Geschäfte zu machen. Die Raiffeisen ist auch jetzt wieder geblieben. Und sitzt in der Zwickmühle. Verkauft sie ihr Russland-Geschäft, ginge das nur mit massiven Verlusten. Der Kreml hat festgelegt, dass jedes Asset nur mit einem Abschlag von 50 Prozent den Besitzer wechseln kann. Das würde den Aktionären auch nicht schmecken. Also bleibt die Bank, verdient prächtig und nimmt die Kritik in Kauf.

Dass die RBI jetzt noch Reste der Sberbank Europe kaufen möchte, wirft Fragen auf. Klar ist: Russland kann wegen der Sanktionen auf sein Vermögen im Westen nicht zugreifen, die RBI auf jenes ihrer Russland-Tochter nicht. Soll dieses Patt über eine wechselseitige Freigabe finanzieller Mittel gelöst werden, abgewickelt über Forderungen in der Sberbank? Eine Art "Gefangenenaustausch" auf finanzieller Ebene? Klingt nach gutem Schachzug, moralisch ist die Optik aber schief. (Bettina Pfluger, 2.3.2023)