Die WKStA hat bei der "Heute"-Herausgeberin Eva Dichand, der Ehefrau von Christoph Dichand, eine Hausdurchsuchung durchgeführt.

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Nachdem am Donnerstag bekannt wurde, dass die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA) Hausdurchsuchungen in den Räumen der "Heute"-Geschäftsführung durchgeführt hatte, äußerte sich nun "Heute"-Chefredakteur Christian Nusser "In eigener Sache". Er weist die Anschuldigungen "wohlwollender Berichterstattung" im Austausch gegen Inserate zurück.

In seiner Kolumne übt Nusser Kritik an der Berichterstattung anderer Medien. Diese hätten Urteile zu schnell gefällt und "Heute" vorgeworfen, dass die Vorkommnisse in der Ausgabe am Freitag mit keinem Wort erwähnt wurden.

"'Wohlwollende Berichterstattung' in keiner Fuge oder Ritze"

Die 104 Seiten lange "Anordnung der Durchsuchung und der Sicherstellung" hat der "Heute"-Journalist gelesen. Das Sittenbild, das gezeichnet wurde, werde zwar nicht mehr weggehen, so Nusser, von Vereinbarungen und Hinterzimmer-Gesprächen will er aber nichts gewusst haben. Außerdem sollen in den 104 Seiten "keine Mail, kein Chat, keine WhatsApp mit dem Auftrag, jemanden den Goder zu kraulen" als Belege angeführt worden sein.

Mit Eva Dichand, der "Heute"-Herausgeberin, soll Nusser oft monatelang keinen Kontakt gehabt haben. Das habe mit der "Gewaltenteilung" der Zeitung zu tun, die Geschäftsführung, Herausgeberschaft und Chefredaktion trennt. "Die Vorstellung, dass Eva Dichand mir anschafft, welchen Politiker ich wie zu behandeln habe, ist lebensfremd", schreibt Nusser. Auch beim Vorwurf, über den "Familienbonus Plus" sei im Gegenzug zu Inseraten "gefügig" berichtet worden, sieht der Kolumnist "die angebliche 'wohlwollende Berichterstattung' in keiner Fuge oder Ritze".

Vielmehr sei das Thema der Inserate "ein gesamtheitliches Problem", das nicht gelöst werden könne, wenn sich jeder als Opfer sehe.

"Krone"-Redaktion stellt sich hinter Dichand

Indes hat sich auch der Redaktionsbeirat der "Kronen Zeitung" in Folge der Hausdurchsuchung im Umfeld von Herausgeber Christoph Dichand zu Wort gemeldet. Darin spricht das Gremium Dichand das Vertrauen aus und verwehrt sich gegen Vorwürfe der politischen Einflussnahme.

Im Zusammenhang mit den Durchsuchungen und Ermittlungen "in den Büros der Tageszeitung 'Heute'" wurden seitens der WKStA "auch Vorwürfe gegen die 'Krone' und sie als Herausgeber erhoben", so der "Krone"-Redaktionsrat am Sonntag: "Wir wehren uns ausdrücklich gegen diese Anschuldigungen und die Vorwürfe der politischen Einflussnahme auf die 'Kronen Zeitung'. Die Redakteurinnen und Redakteure der 'Kronen Zeitung' nehmen ihre Arbeit nach den Grundsätzen der journalistischen Freiheit und Ethik stets wahr", heißt es weiter.

Internes Mail von Christoph Dichand

Das Gremium betont, dass die Prämissen, nach denen sich die Berichterstattung richtet, immer "gewährleistet" geblieben sind und es "nie eine wie immer geartete Intervention" gegeben habe. Die Redaktion stehe "entschlossen" hinter dem "Krone"-Herausgeber.

Christoph Dichand soll sich zudem in einem internen Mail, das dem STANDARD vorliegt, an die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gewandt haben. Darin spricht er die von der WKStA erhobenen Vorwürfe gegen seine Person als Herausgeber und Chefredakteur der "Kronen Zeitung" an. Diese seien in zahlreichen Medienberichten wiederholt worden – "allerdings völlig unsubstantiiert". Er beschreibt die Vorwürfe und die rechtlichen Schlüsse der Staatsanwaltschaft als konstruiert und absurd. Die "geschilderten Handlungen" seien von ihm weder gesetzt noch geduldet worden.

Die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwalt (WKStA) hat am Donnerstag bei der von Christoph Dichands Ehefrau, Eva Dichand, herausgegebenen Gratiszeitung "Heute" eine Hausdurchsuchung durchgeführt. Die Ermittlungen stehen in Zusammenhang mit geschwärzten Seiten von Aussagen des damaligen Kabinettschefs im Finanzministerium und engem Vertrauten von Ex-Kanzler Sebastian Kurz (ÖVP), Thomas Schmid. Darin ging es um Inserate sowie um Änderungen bei einer Novelle des Stiftungsrechts. (awie, red, 2.4.2023)