Es ist noch gar nicht so lange her, da gingen Bilder von leeren Innenstädten um die Welt, verlassenen Stränden, verwaisten Einkaufsstraßen. Damals machte man sich Hoffnungen auf die Rückkehr des Tourismus – eines sanften Tourismus wohlgemerkt. Doch diese Erwartungen wurden allesamt enttäuscht. Der Massentourismus feiert ein Comeback. Bilder der Leere machen jenen übervoller Innenstädten, langer Schlangen vor Sehenswürdigkeiten und Geschäften, eng an eng liegender Strandbesucherinnen und Sonnenanbeter Platz.

Aber nicht alle Reiseziele nehmen dies gelassen hin. Einige der beliebtesten Reiseziele der Welt wehren sich dagegen, sei es durch die Einführung höherer Touristensteuern oder durch Beschränkungen der zulässigen Besucherzahl. Einige sagen den Touristen ganz offen, dass sie nicht kommen sollen. Dies sind die Reiseziele, deren Bewohnerinnen sich wünschen, dass die Touristen im Jahr 2023 wegbleiben.

1. Amsterdam

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Der Ruf Amsterdams als Zentrum des Hedonismus, in dem alles erlaubt ist, ist allgemein bekannt – die niederländische Hauptstadt ist ebenso zum Synonym für schlechtes Benehmen geworden wie für Grachten und prächtige Architektur. Für manche gilt: Was in Amsterdam passiert, bleibt in Amsterdam, aber diese Zeiten könnten bald vorbei sein. In der Werbekampagne der Stadt für das Jahr 2023 wurde unverblümt darauf hingewiesen, welche Art von Touristen die Stadt haben möchte und welche nicht. Rowdys mögen sich bitte fernhalten. Damit einher gehen diverse Einschränkungen und Verbote. Über soziale Medien und Straßenschilder werden die Touristen gewarnt: Trunkenheit, zu viel Lärm, der Kauf von Drogen bei Straßendealern sei nicht erwünscht, zudem gebe es ein Verbot, in der Öffentlichkeit zu urinieren. Schon im März kündigte Amsterdam ein Verbot des Marihuana-Konsums auf der Straße und mehrere Einschränkungen für den Alkoholkonsum im Rotlichtviertel an.

2. Lanzarote

Wie Amsterdam hat auch Lanzarote ein Problem mit britischen Touristinnen und Touristen. Die Kanareninsel ist seit langem der bevorzugte Urlaubsort für viele Briten, sie machen etwa die Hälfte der ausländischen Besucher des Eilandes aus, die dort offensichtlich auch ordentlich die Sau rauslassen. Die Tage des billigen Saufens und Trinkens bis zum Morgengrauen könnten jedoch vorbei sein, denn Präsidentin Dolores Corujo hat sich dafür ausgesprochen, Besucherinnen und Besucher "höherer Qualität" auf die Insel bringen zu wollen. Solche, die mehr ausgeben und (vermutlich) weniger trinken. Die Insel hat sich Anfang 2023 zu einem touristisch überlaufenen Gebiet erklärt, obwohl Frau Corujo schnell mit Gegenreaktionen von Reiseveranstaltern wie Jet2 zu kämpfen hatte, wie das Magazin "Time Out" berichtet.

3. Bali

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Die indonesische Insel Bali ist ein weiteres beliebtes Reiseziel, das Maßnahmen gegen das ungebührliche Verhalten von Besucherinnen in Erwägung zieht. Die natürliche Schönheit des "Landes der Götter" zieht seit langem Touristen an, die aber nicht nur wegen der Vulkane, Urwälder und Strände kommen, sondern auch für Ausschweifungen und Exzesse. Derzeit diskutiert die indonesische Regierung die Einführung einer Touristensteuer, um eine bestimmte Klientel von der Insel fernzuhalten. Das wird wohl Auswirkungen haben, trug der Tourismus vor der Pandemie doch rund 60 Prozent zur Wirtschaft Balis bei.

4. Venedig

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Wenn man in Europa von "Massentourismus" spricht, kommen einem sofort die Straßen von Venedig in den Sinn. Venedig ist zweifelsohne eine der schönsten Städte der Welt, aber auch eine Stadt, die das ganze Jahr über von Besucherinnen und Besuchern überlaufen wird. Die engen Gassen und die empfindlichen Wasserwege sind für einen solchen Ansturm nicht ausgelegt. Ein Problem, das schon lange bekannt ist. Lange diskutiert wird auch über eine Touristensteuer. Ursprünglich war die Abgabe für heuer geplant, wurde aber wieder verschoben – auf ein unbestimmtes Datum im Jahr 2024.

5. Barcelona

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Barcelona hat alles: modernistische Meisterwerke, einen riesigen Strand, nächtelange Partys und alles, was man sich von einer europäischen Städtereise nur wünschen kann – Essen, Kultur und Sonne. Aber es ist auch randvoll mit Touristen. Im Jahr 2022 hat die Stadt Maßnahmen ergriffen, um die Zahl der Besucher zu begrenzen, indem sie u. a. die Größe der Reisegruppen begrenzt und Lärmschutzmaßnahmen eingeführt hat. Der Bürgermeister der Stadt hat erklärt, dass der Tourismus eine große Herausforderung für Barcelona darstellt, und er wird versuchen, die Besucherzahlen weiter zu begrenzen, um eine bessere Lebensqualität für die Einheimischen in der dichtbesiedelten katalanischen Hauptstadt zu gewährleisten.

6. Bhutan

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Eine gute Methode, die Touristenzahlen niedrig zu halten, ist die Einführung eines Touristenvisums von 200 Dollar (182 Euro) pro Tag. Genau das hat das Bergkönigreich Bhutan getan, nachdem es nach der Pandemie seine Grenzen öffnete und eine sogenannte Gebühr für nachhaltige Entwicklung einführte. Da sich das Land mit seinen Klöstern und atemberaubenden Landschaften nicht unbedingt für einen Tagesausflug eignet, verbringt man zwangsläufig mehr Zeit dort – was eben seinen Preis hat. Und sich auf die Besucherzahlen auswirkt. Die bleiben überschaubar.

7. Santorin

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Die strahlend weißen Häuer von Santorin gehören zu den bekanntesten Sehenswürdigkeiten Griechenlands. Die griechische Insel zieht jährlich rund zwei Millionen Besucher an, was für sich genommen schon eine beachtliche Zahl ist, die aber noch gigantischer wird, wenn man bedenkt, dass auf der Insel das ganze Jahr über nur rund 10.000 Menschen leben. Daher hat die Insel 2019 damit begonnen, Beschränkungen einzuführen, zum Beispiel die Zahl der Kreuzfahrtpassagiere auf 8.000 (pro Tag, wohlgemerkt) zu begrenzen. Touristen, die mehr als 100 Kilogramm wiegen, wurde außerdem das Reiten auf Eseln, die sie die steilen Straßen hochtragen, verboten.

8. Amalfiküste

Um die Zahl der Tagesausflügler in den Griff zu bekommen, sind innovative Lösungen gefragt. Im Jahr 2022 führten die beliebten Orte an der italienische Amalfiküste ein Nummernschildsystem ein, um den Besucherzustrom unter Kontrolle zu halten. Nach den neuen Regeln dürfen nur Autos mit ungeraden Nummernschildern an einem Tag die 35 Kilometer lange Küste befahren, während Autos mit geraden Nummernschildern erst am nächsten Tag zugelassen werden. Anwohner und öffentliche Verkehrsmittel sind davon ausgenommen. Auf diese Weise will man lange Schlangen und Staus entlang der steilen Küstenstraße verhindern. Die Amalfiküste stand auch auf der Fodor's-Go-Liste der Orte, die man im Jahr 2023 nicht besuchen sollte, weil sie ein Problem mit Overtourism hat.

9. Machu Picchu

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Dass Machu Picchu in Peru keine Touristinnen und Touristen mehr haben will, stimmt nicht ganz. Aber auch dort hat man Maßnahmen ergriffen, um den Zustrom zu der berühmten Inkastätte einzudämmen. Besucher können Machu Picchu nur in einem von zwei festgelegten Zeitfenstern betreten, wobei die Verweildauer auf vier Stunden begrenzt wurde (sechs, wenn man hinaufwandert). Die Besucherzahlen sind zwischen 1980 und heute um 700 Prozent gestiegen. Die Folge: Schäden am Weltkulturerbe und an der Umwelt.

10. Thailand

Südostasien ist schon seit langem ein Synonym für Rucksacktouristen, wobei Thailand quasi das Epizentrum dieses Phänomens ist. Thailands Abkehr vom Massentourismus begann 2017, als eine neue Marketingstrategie verantwortungsvolles und qualitativ hochwertiges Reisen in den Mittelpunkt stellte. Der Fokus wurde auf den Schutz der Natur und der lokalen Bevölkerung gelegt. Seitdem wurden Boote aus der Maya-Bucht, einem beliebten Ausflugsziel auf den Phi-Phi-Inseln, verbannt, um die Natur wiederherzustellen. Laut Fodor's bemüht sich das Land auch um Besucher von höherer Qualität. Im Jahr 2022 zählte Thailand allerdings 11,5 Millionen Besucher, es bleibt also abzuwarten, ob sich etwas geändert hat.

11. Cornwall

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"Man hat Freunde, dann hat man Gäste, dann hat man Touristen, dann hat man verdammte Touristen, dann hat man 'fucking emmets'. Das können Sie mir glauben." Das sind keine Worte, die man zu später Stunde vor einem Pub aufgeschnappt hat, sondern ein direktes Zitat von Malcolm Bell, dem (scheidenden) Leiter von Visit Cornwall. Zur Erklärung: Als "emmets" bezeichnet man in Cornwall wohl unliebsame Menschen, die eine Plage sind.

Natürlich steckt hinter diesem Zitat mehr, als man auf den ersten Blick sieht. Bell will damit sagen, dass Cornwall seine Bemühungen darauf konzentrieren sollte, Touristen anzuziehen, die sich die Mühe machen, Englands südlichste Grafschaft zu verstehen und zu respektieren. Hitzewellen und die zunehmende Popularität haben den Stränden und Kleinstädten Cornwalls eine Menge an Besuchern beschert. Schon ist von einer Wohnungskrise die Rede, verursacht durch die Kurzzeitvermietung von Ferienhäusern.

12. Mallorca

Berichte, dass sich Touristen danebenbenehmen, kommen auch jedes Jahr zuverlässig von der Ferieninsel Mallorca. Schon in der vergangenen Saison hörte man Klagen, dass der Sauftourismus um den Ballermann schlimmer sei als in den Jahren vor der Corona-Pandemie. Manche Urlauber kämen gegen 10 Uhr in den Hotels an – und um 14 Uhr könnten sie schon nicht mehr gehen, zitierte die Zeitung "Última Hora" einen Geschäftsmann. Touristen feierten noch um vier Uhr, manchmal mit Megafonen, die unerklärlicherweise weiterhin frei verkauft würden. Zum Teil würden volltrunkene Urlauber von ihren Freunden einfach auf der Straße liegengelassen.

Nach diversen anderen Vorfällen, darunter sexuelle Übergriffe, geht man auf der Insel härter vor. So wurden beispielsweise Lokale zwangsgeschlossen. Das "Anti-Sauftourismus-Gesetz", das bereits 2020 verabschiedet wurde, um Exzesse an der Playa de Palma, in Magaluf sowie auch in Sant Antoni auf Ibiza zu bekämpfen, soll nun effektiver exekutiert werden. (red, 3.5.2023)