Ein MRT Bild einer Lunge zeigt rote Stellen.
Die Zahl der Lungenkrebserkrankungen stieg bei Frauen weltweit stark an. Bei Männern wird der Anstieg geringer.
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Krebs gilt als zweithäufigste Todesursache in Österreich – gleich nach Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Und laut einer Studie unter der Leitung der University of Edinburgh in Schottland und der Zhejiang University School of Medicine in Hangzhou, China, könnten die Zahlen in den nächsten Jahren auch weiter steigen. Die weltweit durchgeführte Studie, die im BMJ Oncology veröffentlicht wurde, zeigt, dass sich die Zahl der Krebserkrankungen bei den unter 50-Jährigen in den letzten drei Jahrzehnten um fast 80 Prozent erhöht hat. Und anhand der gesammelten Daten erwarten die Forscherinnen und Forscher bis 2030 einen weiteren Anstieg um 21 bis 31 Prozent. Menschen in den Vierzigern seien dabei am stärksten gefährdet.

Allerdings sind diese Zahlen mit Vorsicht zu betrachten. Wie die BBC berichtete, wurde in der Studie nicht berücksichtigt, dass in den letzten 30 Jahren auch die Gesamtpopulation um 40 Prozent gestiegen ist. Im Jahr 2019 starben laut den Fachleuten mehr als eine Million unter 50-Jährige an Krebs, was einem Anstieg von über 25 Prozent entspricht. Angesichts des Bevölkerungsanstiegs um 40 Prozent könnte dies jedoch tatsächlich auf einen Rückgang der Sterblichkeitsrate hindeuten. Hier zeigt die Studie also eine deutliche Lücke.

Aber auch in anderen Studien steigen die Zahlen der an Krebs Erkrankten immer wieder steil an. Warum ist das so? Mit ein Grund könnte die ständig fortschreitende Entwicklung medizinischer Früherkennung sein. Maria Sibilia, Professorin für Zelluläre und Molekulare Tumorbiologie am Zentrum für Krebsforschung der Med-Uni Wien, sagt: "Man hört immer, dass heutzutage viel mehr Menschen an Krebs erkranken als noch vor ein paar Jahren. Das mag in gewisser Weise stimmen. Aber innerhalb der letzten 30 Jahre hat sich im Bereich der Früherkennung und Diagnose viel getan. Vor allem auch in den Entwicklungsländern. Vor 30 Jahren wurde dort noch nicht jeder Krebskranke oder Krebstote auch als solcher diagnostiziert." Werden also dort die Möglichkeiten zur Früherkennung besser, steigen auch die weltweiten Zahlen der Krebskranken rasant an.

Hauptfaktor Lebensstil

Laut der Studie starben 2019 über eine Million Menschen unter 50 Jahren an Krebs. Nach Brustkrebs waren Lungen-, Luftröhren-, Magen- und Darmkrebs die häufigsten Arten. Warum es so viele Krebserkrankungen bei den unter 50-Jährigen gibt, darüber können die Autorinnen und Autoren nur spekulieren. Sie gaben genetische Faktoren an. Ebenfalls führten sie eine Ernährung mit viel rotem Fleisch und Salz und wenig Obst und Milchprodukten sowie Alkohol- und Tabakkonsum an. Auch würden wenig Bewegung, Adipositas und ein hoher Blutzuckerspiegel das Risiko steigen lassen.

Mit Sicherheit kann niemand sagen, warum die eine Person an Krebs erkrankt und die andere nicht. "Da spielen mehrere Faktoren eine Rolle. Zum einen die genetische Prädisposition, aber auch der Lebensstil ist ein wichtiger Teil davon", sagt Sibilia.

Und damit meint sie nicht nur Ernährung, Bewegung und Stress, sondern auch Alkoholgebrauch sowie Tabakkonsum. Denn was aktuelle Zahlen auch zeigen, ist, dass vor allem Lungenkrebserkrankungen bei Frauen immer mehr werden, während sie bei Männern nur noch leicht nach oben gehen. "Hier scheint die Lösung auf der Hand zu liegen. Gerade bei Frauen nahm der Tabakkonsum in den letzten dreißig Jahren stark zu", erklärt die Tumorbiologin. Laut dem deutschen Robert-Koch-Institut erkranken und sterben in Deutschland etwa fünfmal so viele Frauen an Lungenkrebs als noch vor 50 Jahren. Allerdings zeigt sich seit einigen Jahren ein rückläufiger Trend: Laut Statistik Austria nimmt die Zahl der ehemaligen Rauchenden seit 2014 stetig zu. Sibilia ergänzt: "Wenn sich dieser Trend des Nichtrauchens fortsetzt, wird es spannend sein zu sehen, ob auch die Zahl der Lungenkrebserkrankungen in den nächsten Jahrzehnten wieder sinken wird." (Jasmin Altrock, 7.9.2023)