Hinten der Gipfel des Triglav, vorn der des Jalovec.
Dorotheum

Der Versuch, sämtliche Gipfel des vierteiligen Bergpanoramas zu identifizieren, das am 24. Oktober im Dorotheum zwischen 160.000 und 200.000 Euro einspielen soll, war ein ambitionierter. Davon zeugte auch eine in den vergangenen Wochen laufend um Notizen ergänzte Reproduktion an der Wand im Büro der Expertinnen für Gemälde des 19. Jahrhunderts. Gemalt wurde es von Markus Pernhart (1824–1871), einem Spezialisten für Rundumblicke der alpinen Bergwelt, die dem Betrachter das Gefühl vermitteln, selbst am Gipfelkreuz zu stehen.

Bekanntheit erlangte der Landschaftsmaler, der bei Franz Steinfeld und an der Akademie in München studiert hatte, mit dem monumentalen Großglockner-Panorama, das sich im Bestand des Kärntner Landesmuseums erhalten hat: Ab 1857 und bis zur Fertigstellung 1859 hatte er den höchsten Berg Österreichs mehrfach bestiegen, um Vorzeichnungen anzufertigen. Denn er wollte Zeitgenossen kartografisch genaue, aber auch authentische Darstellungen schwer zugänglicher Gebirge und Gipfel vermitteln. Und er legte großen Wert auf geografische Exaktheit, wofür er einen besonderen Präzisionskompass verwendete.

Vom Großglockner zur Adria

Seine Bilder erfreuten sich durch den damals aufkommenden Alpinismus – 1862 wurde der Österreichische Alpenverein gegründet – großer Beliebtheit. Insgesamt soll Pernhart laut Experten bis zu 25 Panoramen geschaffen haben, darunter eine vierteilige Rundsicht von der Koralpe aus dem Jahr 1867, die im Juni 2021 im Dorotheum für den Rekordpreis von 283.900 Euro (inkl. Aufgeld) versteigert wurde. Sie war vom Urgroßvater der Verkäufer direkt beim Künstler erworben worden.

Auch das aktuell angebotene Panorama befand sich nach seiner Fertigstellung in den späten 1860er-Jahren seit drei Generationen in einer österreichischen Privatsammlung. Im Nordwesten ist die Großglocknergruppe erkennbar, gegen Norden das Massiv des Dobratsch, gegen Osten die Karawankenkette, im Südosten die wilde Triglavgruppe, gegen Süden führt der Blick zu den Gipfeln der Julischen Alpen und zur Bucht der Adria in weiter Ferne, während sich im Westen die Gebirge Friauls und die Dolomiten erheben. Für das prachtvolle Panorama soll Pernhart, wie ein Bergkamerad im Oktober 1860 berichtete, den Mangart (2677 m) in den Julischen Alpen gleich mehrmals pro Woche bestiegen haben. (Olga Kronsteiner, 14.10.2023)