Museum Geschichte Wien Gedenken
Kulturstaatssekretärin Andrea Mayer (Grüne) möchte eine wechselvolle Geschichte der Provisorien beendet sehen: Das "HdGÖ" soll im Wiener Museumsquartier sesshaft werden.
APA/GEORG HOCHMUTH

Befürchtungen, die Zeugnisse unserer Geschichte könnten unterm Dach des Museumsquartiers schamvoll versteckt werden, scheinen nunmehr zerstreut. Das Haus der Geschichte Österreich (HdGÖ) soll laut Ergebnis einer Machbarkeitsstudie in Wien eine neue, repräsentative Heimstatt finden. Vorgesehen ist eine Übersiedelung der Institution ins Haus Mariahilfer Straße 2: Das vom Doppeladler überwölbte Gebäude bildet den Eingang zum Museumsquartier. Es beherbergt zurzeit Büros des Dschungels Wien sowie des Naturhistorischen Museums.

Pünktlich zum fünften Geburtstag des Hauses der Geschichte am 10. November könnte die offizielle Bestätigung der Umzugsplanung erfolgen. Im Kulturstaatssekretariat von Andrea Mayer (Grüne) spricht man noch über "ungelegte Eier", die man offiziell nicht begackern wolle.

Klar scheint, dass so viel penible Zurückhaltung helfen soll, der Lösung der HdGÖ-Problematik auch politisch den Weg zu ebnen. Mayer möchte ihren Koalitionspartner, die ÖVP, für ihr Vorhaben gewinnen. Monika Sommer, Direktorin des HdGÖ, gibt sich auf Nachfrage betont zuversichtlich: Sie blicke "grundsätzlich erfreut in die Zukunft". Von einem Dementi der zuerst vom "Kurier" genannten Übersiedlung ist keine Rede.

Mit Blick auf die Dokumentation der heimischen Geschichte geht ein langjähriger, von allerlei Provisorien gekennzeichneter Findungsprozess zu Ende. Bekanntlich schlüpfte das HdGÖ als Abteilung der Österreichischen Nationalbibliothek in der Neuen Burg unter. Dort stehen etwa 1.050 Quadratmeter Fläche zur Verfügung, davon 300 für Wechselausstellungen.

Vervierfachte Fläche

Die Neuunterbringung soll eine Vervierfachung der Nutzfläche ergeben. Endlich bestünde die Möglichkeit, dem eigentlichen Widmungsauftrag gerecht zu werden: Österreichs wechselvolle Geschichte (nicht erst seit 1918) zu sichten – und dabei die vielen Volten und Aporien abzubilden, die auf dem Weg zur Gewinnung eines republikanisch-demokratischen Selbstverständnisses erduldet wurden.

Finanziell sollte die Neujustierung des HdGÖ besichert sein. Konkret ist für 2024 bis 2027 ein Budgetrahmen von 27,7 Millionen für die Einrichtung gesteckt. Man hört, dass damit das letzte Wort nicht gesprochen ist. Was ein Ende finden soll: ein jammervolles Überwälzen heimischer Geschichtslast von einem Provisorium aufs nächste. (Ronald Pohl, 2.11.2023)