Am 14. Dezember 1686, mitten im Großen Türkenkrieg (1683 bis 1699), teilte der walachische Woiwode Constantin Brâncoveanu dem siebenbürgischen Kanzler Michael Teleki Neuigkeiten vom Kriegsverlauf mit. Am Ende seines Schreibens fügte er hinzu, dass er eine Winterweide für die Schafsherden des Kanzlers gefunden habe, nämlich dort, wo die Schafe schon mal waren und "es ausreichend Futter" gibt. Offensichtlich war es nicht das erste Mal, dass Telekis Schafe in der Walachei überwinterten und er den Woiwoden "aufgrund der Heuteuerung" um einen Weideplatz gebeten hatte. Auf die näheren Gründe geht er nicht ein, doch sicherlich trugen neben den Kriegsfolgen der außergewöhnlich kalte Winter sowie der trockene Sommer des Jahres 1686 zur schwachen Heuernte und somit zur Teuerung bei.

Diese kurze Episode wirft ein Schlaglicht auf die intensive Wanderweidewirtschaft (Transhumanz) zwischen den beiden Seiten der Südkarpaten seit der Frühen Neuzeit. Anders als von einigen rumänischen Historiker:innen und Ethnolog:innen vertreten, war sie jedoch nicht einfach Ausdruck der angeblichen Zusammengehörigkeit, die seit jeher zwischen den später zu Rumänien vereinten Landesteilen Siebenbürgen und Walachei bestanden habe. Vielmehr lässt sich die Entstehung des Wanderhirtentums mit dem Zusammenspiel von wirtschaftlichen und politischen Entwicklungen, den persönlichen Beziehungen zwischen jeweiligen Machthabern und Schafbesitzern und nicht zuletzt die Wetterschwankungen der Kleinen Eiszeit erklären.

Strategien zur Anpassung an den Klimawandel

In der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts suchten extreme Wetterereignisse große Teile Europas heim, während auch auf globalem Niveau überdurchschnittlich kalte Temperaturen vorherrschten. Über den Beginn und die Gründe der sogenannten Kleinen Eiszeit sind Klimaforscher:innen uneins. Doch ist mit großer Wahrscheinlichkeit von einer allmählichen Abkühlung der Temperatur seit dem 15. Jahrhundert auszugehen, ehe eine wärmere Periode im 19. Jahrhundert erreicht wurde. Der Zeitraum zwischen 1645 und 1715 (das sogenannte Maunder-Minimum) gilt als die kälteste Periode in diesem Zeitraum.

Missernten, Hungernöte, Epidemien und davon ausgehende Umwälzungen waren oft die Folge des frühneuzeitlichen Klimawandels, der die noch weitgehend ländlichen Gesellschaften in ihrer Abhängigkeit von den unmittelbaren Umweltressourcen besonders stark betraf. Für die Schafzucht bedeutete dies etwa, dass die Almweidezeit aufgrund des kürzeren und kälteren Sommers kürzer ausfiel, während im Winter Frost und heftiger Schneefall das Weiden verhindern konnten. Was Siebenbürgen angeht, wurde die Stallhaltung hier noch nicht überall praktiziert: für den Fall, dass man die Tiere im Winter mit Heu füttern wollte, musste man es im Sommer besorgen, was aufgrund der häufigen Heuknappheit kostspielig ausfallen konnte.

Gegen diese Risiken bot die Wanderweidewirtschaft eine Alternative. Bereits seit dem Spätmittelalter ist es für die rumänischen Dörfer auf den nördlichen Ausläufen der Südkarpaten belegt, dass diese ihre Schafe im Sommer auf der zu Walachei gehörenden Südseite des Gebirges weiden ließen, deren Almen besser von der Sonne bestrahlt wurden und daher über besseres Gras verfügten. Vor dem Einsetzen des Schneefalls kehrten die Herden zur Winterweide auf die Gemarkung des Dorfes zurück.

Foto einer Weide
Weide in der Nähe des Rotenturmer Passes (Turnu Roșu).
Kata Tóth

Im Gegensatz zum Nomadismus begleitet in der Wanderweidewirtschaft nicht die gesamte Familie die Herden. Stattdessen werden Hirten angestellt, während die Schafbesitzer in den Dörfern bleiben. Häufig wird dies mit der Almwirtschaft der Alpen verwechselt: In der Almwirtschaft besteht jedoch eine viel intensivere Verbindung zwischen Berg und Tal sowie zwischen Viehzucht und Landwirtschaft, während bei der Transhumanz die Viehzucht im Zentrum steht. Wieso und wann sich diese Form der Schafzucht in den rumänischen Karpaten herausentwickelte, ist äußerst umstritten, die nachweisliche Intensivierung fällt allerdings mit der allmählichen Abkühlung des Klimas zusammen.

Bis heute betreiben, wenn auch in geringerem Maße, die Dörfer des Hermannstädter Randgebiets (rumänisch Mărginimea Sibiului, südwestlich von Hermannstadt/Sibiu) sowie des Burzenlands (rumänisch Țara Bârsei, um Kronstadt/Brașov herum) Wanderweidewirtschaft. Obwohl spätmittelalterliche Quellen für diese Dörfer lediglich die Nutzung der Sommerweiden in den Bergen belegen (short-distance transhumance), finden wir in den späteren Jahrhunderten zunehmend Hinweise auf die Überwinterung der Tiere in der walachischen Tiefebene, wo man im Winter mit milderen Wetterverhältnissen rechnen konnte (long-distance transhumance).

Schafzucht zwischen Politik und Wirtschaft

Probleme ergaben sich allerdings aufgrund der Tatsache, dass sowohl siebenbürgische als auch walachische Schafzüchter die Weiden am Südhang der Karpaten beanspruchten. In beiden Ländern gewann die Schafzucht ab der Mitte des 16. Jahrhunderts an Bedeutung, als sie in Abhängigkeit vom Osmanischen Reich gerieten. Die Osmanen legten großen Wert auf die Versorgung der Hauptstadt Istanbul aus den untertänigen Provinzen. Abgesehen von der zeitweiligen Verpflichtung, das osmanische Heer auf seinen Feldzügen mit Schafen zu versorgen, förderten die Fürsten ihrerseits den Schafshandel mit der Hohen Pforte, vermutlich um die Staatskasse nach den kriegerischen Auseinandersetzungen zu Anfang des 17. Jahrhunderts wieder zu füllen.

Der osmanische Markt hieß Schafe immer willkommen, unter anderem weil auch andere Teile des Reiches unter den verschärften klimatischen Bedingungen zu leiden hatten. Während die Walachei aber ohnehin zu regelmäßigen Schaflieferung an die Hohe Pforte verpflichtet war, galten in Siebenbürgen der Fürst und eine gewisse Anzahl an Adeligen als Betreiber des Schafhandels mit den Osmanen. Persönliche wirtschaftliche Interessen spielten dabei eine größere Rolle als Loyalitätsverpflichtungen.

Karte
Physische Karte des südlichen Karpatenbogens.
Joachim Zwick

Ab dem 17. Jahrhundert sind in steigendem Maße Vereinbarungen zur Weidenutzung zwischen den walachischen Fürsten einerseits und verschiedenen sächsischen Patriziern sowie ungarischen Adeligen aus Siebenbürgen andererseits überliefert. Doch nicht allein der Handel weckte das Interesse der höheren gesellschaftlichen Schichten an der Schafzucht. Sächsische Städte wie Hermannstadt und Kronstadt erlebten in dieser Zeit auch einen Aufschwung des Weber- und Kürschnergewerbes, die einen hohen Bedarf an Wolle hatten. Vor diesem Hintergrund wollten die walachischen Woiwoden ihrerseits von der Bereitstellung der Ressourcen ihres Landes profitieren und ließen ab Ende der 1620er Jahre die Siebenbürger eine Schafssteuer für das Weiden ihrer Schafe in der Walachei entrichten.

Akteur:innen auf der Mikroebene

Unbeschadet dieser herrschaftlichen Regelungen wurden die meisten Vereinbarungen allerdings lokal geschlossen. Gelegentlich scheinen Weiderechte vererbbar gewesen zu sein, wie die Beispiele der siebenbürgischen Familien Béldi oder Hermann zeigen. Oft wurden die Kronstädter Stadtrichter von der Schafssteuer befreit, wobei neben dem politischen Ansehen auch die wirtschaftlichen und privaten Beziehungen zum jeweiligen walachischen Fürsten eine Rolle spielten. Nicht selten kommen schließlich Ehefrauen von Adeligen als Besitzerinnen von Herden in den Quellen vor, denn um die Bewirtschaftung des adeligen Landguts kümmerten sich in der Regel die Gattinnen, die nicht selten eigene Schafherden in die Ehe einbrachten.

Karte
Hauptrouten der Schafherden in der Walachei. Gestrichelte Linien zeigen die Wege zu den Winterweiden.
Constantin Constantinescu-Mircești, Păstoritul transhumant și implicațiile lui în Transilvania și Țara Românească în secolele XVIII-XIX (Bucureşti 1976), S. 110.

Während die Wanderweidewirtschaft zunehmend von Sachsen und Ungarn betrieben wurde, waren die Hirten, die die Schafe in die Walachei überführten, ausschließlich siebenbürgische Rumänen. Ein Privileg des walachischen Woiwoden Gheorghe Duca an den Kronstädter Patrizier Michael Hermann untersagte sogar die Beschäftigung von Hirten aus der Walachei. Vermutlich sollte mit diesem Verbot vermieden werden, dass die walachischen Untertanen sich durch Arbeit für einen Siebenbürger ihren Verpflichtungen gegenüber dem eigenen Herrscher entziehen.

Eine Umgehung der Kleinen Eiszeit?

Die im Laufe des 17. Jahrhundert zunehmende transkarpatische Wanderwirtschaft bot zwar eine Alternative zu den schlechteren Klimabedingungen am Nordhang und zur kosten- und arbeitsaufwendigen Heubesorgung, doch konnten sich die siebenbürgischen Schafsherden nicht vollends den Auswirkungen der Kleinen Eiszeit entziehen, die sich in der Walachei ebenso bemerkbar machten.

Im Jahre 1649 beispielsweise konnte die angefragte Wolle aufgrund des langen Winters nicht von der Walachei nach Kronstadt geliefert werden: Heu gab es im März keines mehr, Gras gab es noch nicht, sodass die Schafe stark geschwächt waren, was sich auf die Menge und Qualität der Wolle auswirkte. Im Jahr 1684 war der Winter ebenfalls lang und schneereich, was den Tod mehrerer Tausend Schafe in der Walachei zur Folge hatte. Auch wenn also die politischen und wirtschaftlichen Bedingungen das Weiden von siebenbürgischen Herden in der Walachei erlaubten, spielten die Wetterverhältnisse nicht immer mit.

Trotz dieser Schwankungen war die Wanderweidewirtschaft sowohl für die siebenbürgischen Schafbesitzer als auch für die walachischen Weidebesitzer eine lohnenswerte Angelegenheit. Im Jahre 1696 sollen 100.000 siebenbürgische Schafe in der Walachei überwintert haben. Die kurz darauffolgende Eingliederung Siebenbürgens ins Habsburger Reich (1699) sowie die kurzzeitige österreichische Herrschaft über den westlichen Teil der Walachei (1718–1739) trugen zur weiteren Intensivierung der Transhumanz bei, die ihren Höhepunkt im 19. Jahrhundert erreichen sollte. Welche Rolle die allmähliche Erwärmung des Klimas dabei spielte, bleibt noch von künftigen Forscher:innen zu ermitteln. (Kata Tóth, 21.11.2023)