Veronica Kaup-Hasler
Leistbarkeit, Chancengleichheit und Krisenresilienz stehen unter anderem im Zentrum der Wiener Kulturstrategie 2030, die Veronica Kaup-Hasler am Montag vorstellte.
APA/EVA MANHART

Knapp zwei Wochen dauert es noch, bis das jüngst sanierte Wien-Museum wieder aufsperrt, doch schon jetzt wird es zentral für die Wiener Kulturpolitik: Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler (SPÖ) präsentierte am Montagvormittag die "Wiener Kulturstrategie 2030" im frisch gebohnerten Veranstaltungssaal des Hauses am Karlsplatz. Auch im 70 Seiten starken Bericht und Kaup-Haslers Vortrag taucht der Name Wien-Museum immer wieder auf: In den acht gesetzten Handlungsfeldern wird es wiederholt als Paradebeispiel angeführt.

Diese Liste stehen bereits seit einem Jahr fest (DER STANDARD berichtete), seitdem wurde sie in Workshops und einer groß angelegten Dialogkonferenz von Akteuren der Wiener Kulturszene vertieft und ausgearbeitet. Organisiert und koordiniert wurde der gesamte Prozess von einem Beratungsunternehmen, die Gesamtkosten belaufen sich auf rund 115.000 Euro.

Soziale Richtlinien

Wohin will man bis 2030 in einer Stadt, die mit raschem Bevölkerungswachstum konfrontiert ist? Die Kulturstrategie zielt vor allem auf soziale Komponenten ab, etwa auf "Leistbare Kultur und inklusive Teilhabe", "Diversität und Chancengleichheit" oder "Fair Pay und soziale Absicherung". Ersteres wurde in einer Sora-Umfrage unter 1005 Wienerinnen und Wienern als am wichtigsten bewertet – da kommt das Wien-Museum ins Spiel, indem es als erste österreichische Institution freien Eintritt in die Dauerausstellung ermöglicht.

Ausbauen will man zudem diverse Gratis-Kultur-Events, Formate wie der Wiener Kultursommer sollen weiterverfolgt und intensiviert werden. In den Fokus geraten auch lokale Grätzlprojekte, etwa das Kulturhaus Brotfabrik in Favoriten oder die Soho Studios Ottakring, die Kultur in die äußeren Bezirke und zu deren Bewohnern bringen.

Im Rahmen der Chancengleichheit setzt Kaup-Hasler einerseits auf "Repräsentanz auf, vor und hinter der Bühne", für die ein Diversitätsbeirat eingesetzt werden soll. Essenziell sei zudem eine konsequente Barrierefreiheit, für die sie das Wien-Museum abermals aufs Podest hebt: Dort wird es nämlich die "erste Wickelmöglichkeit für Erwachsene am Behinderten-WC" geben, ein "absolutes Novum in ganz Europa".

Dringliche "Ja, eh"-Punkte

Auch "Klimaverträglichkeit", "Krisenresilienz", "kulturelle Infrastruktur", "Digitalisierung" und "zeitgemäße Gedenk- und Erinnerungskultur" stehen in dem Strategiepapier für die kommenden sieben Jahre, Letzterem werde man sich angesichts des Nahostkriegs und der erneut aufkeimenden antisemitischen Tendenzen wohl verstärkt widmen, so Kaup-Hasler.

Ihr sei bewusst, dass viele Punkte nach "Ja, eh" klingen würden, so die Kulturstadträtin. In den Gesprächen mit über 150 Fachleuten aus Institutionen und Verwaltung, Kunstschaffenden, Interessengemeinschaften und Kulturinitiativen hätten sich diese dennoch als am dringlichsten dargestellt. Die "ambitioniert" ausformulierten Handlungsfelder seien "nicht nur heiße Luft, sondern ein Arbeitsauftrag" – und bleiben Anforderungen an die Tagespolitik. (Caroline Schluge, 20.11.2023)