AMS Schild in Wien.
Im November 2023 war die Arbeitslosenquote um 0,2 Prozentpunkte höher als im Oktober 2023.
APA/GEORG HOCHMUTH

Wien – Ende November waren in Österreich 352.551 Personen beim AMS arbeitslos gemeldet oder in Schulungen – die Arbeitslosenquote beträgt 6,5 Prozent, teilte das Arbeitsministerium am Freitag mit. Im Oktober hatte sie 6,3 Prozent betragen, vor einem Jahr lag sie bei 6,1 Prozent. Im Vergleich zu den Jahren 2019, 2020 und 2021 sei die Arbeitslosenquote aber nach wie vor deutlich niedriger, heißt es aus dem Ministerium. Die Nachfrage nach qualifizierten Arbeitskräften sei hoch.

Grafik zur Entwicklung der Arbeitslosenquote.
Die Entwicklung der Arbeitslosenquote über die letzten Jahre.
APA

"Österreich befindet sich mitten in einer Rezession", erklärte AMS-Chef Johannes Kopf am Freitag. Unter dem Eindruck des Arbeitskräftemangels der vergangenen zwei Jahre würden die Unternehmen zwar noch recht zögerlich Personal abbauen, dennoch seien Ende November um 6,7 Prozent mehr Menschen arbeitslos oder in Schulungen gewesen als vor einem Jahr. "Hohe Material- und Kreditkosten treffen besonders die Bauwirtschaft, hier liegt der Anstieg sogar bei 14,4 Prozent", so Kopf. "Aber auch die exportorientierte Industrie, die sich unter besonders schwierigen Rahmenbedingungen erfreulicherweise gestern im wohl wichtigsten Kollektivvertrag mit den Gewerkschaften doch noch einigen konnte, zeigt mit einem Plus von 10,3 Prozent einen deutlichen Anstieg der Arbeitslosigkeit." Bau und Industrie erklären laut AMS auch den stärkeren Anstieg der Männerarbeitslosigkeit sowie den der Industriebundesländer Oberösterreich und Steiermark.

"Ich hoffe, dass die Wirtschaftsforschungsinstitute ihre Wirtschaftsprognosen für das kommende Jahr nicht neuerlich nach unten korrigieren müssen, ein längerer Wirtschaftseinbruch würde wohl viele Unternehmen zu Freisetzungen zwingen und dann zu einer viel stärker steigenden Arbeitslosigkeit führen", sagte Kopf.

ÖGB und AK fordern mehr AMS-Personal

Wesentlich optimistischer gab sich Arbeitsminister Martin Kocher (ÖVP): "Saisonale Effekte in der Bauwirtschaft zeigen im beginnenden Winter immer ihre Wirkung, das ist keine unerwartete Entwicklung." Die allgemeine wirtschaftliche Situation wirke sich zwar negativ auf den Arbeitsmarkt aus, alles in allem sei die Situation am Arbeitsmarkt aber nach wie vor stabil und die Nachfrage nach qualifizierten Arbeitskräften nach wie vor hoch.

Kritik an Kocher kam von der Opposition. SPÖ-Sozialsprecher Josef Muchitsch wirft der Regierung Untätigkeit vor und fordert mehr Investitionen in sozialen Wohnbau und thermische Sanierung, um damit nicht nur leistbares Wohnen auszubauen, sondern auch um die Beschäftigung anzukurbeln. FPÖ-Sozialsprecherin Dagmar Belakowitsch bemängelte in einer Mitteilung, dass es "keine effizienten und nachhaltigen Maßnahmen im Kampf gegen die steigende Arbeitslosigkeit" gebe. Dass die Regierung trotz der hohen Arbeitslosigkeit die Liste der Mangelberufe ausweiten und damit die Aufnahme ausländischer Arbeitskräfte erleichtern wolle, ist für Belakowitsch "ein völlig falscher Zugang".

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November 2023: Anzahl arbeitslose Männer, Frauen, Inländer, Ausländer, nach Alter, offene Stellen, in Schulung Befindliche; Quelle: AMS
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ÖGB-Bundesgeschäftsführerin Ingrid Reischl und AK-Präsidentin Renate Anderl nahmen die Veröffentlichung der aktuellen Arbeitsmarktdaten zum Anlass, mehr Personal für das AMS zu fordern. Der geplante Personalabbau im AMS sei angesichts der steigenden Anforderungen der falsche Weg, sagte Anderl laut Mitteilung. Und Reischl: "Wir fordern daher die Bundesminister Kocher und Brunner auf, von diesem geplanten Personalabbau aufgrund der aktuellen Lage am Arbeitsmarkt Abstand zu nehmen." Es sei auch völlig kontraproduktiv, dass die Budgets und Ausbildungsplätze für junge Menschen in den überbetrieblichen Ausbildungen gekürzt werden. Ebenso sei die geplante Reduktion des Budgets für Ausbildungen des Fachkräftestipendium nicht sinnvoll.

Christoph Neumayer, Generalsekretär der Industriellenvereinigung (IV), wies auf den Arbeitskräftemangel in Österreich hin. "Ergänzend zu den aktuell wirtschaftlich fordernden Zeiten stellt die Betriebe nach wie vor der anhaltende Personalmangel vor große Herausforderungen (...) Österreichs Betriebe brauchen ausreichend Arbeits- und Fachkräfte, um unseren Wohlstand erhalten zu können." (APA, 1.12.2023)