Masha Gessen
Masha Gessen soll den Hannah-Arendt-Preis erhalten, aber in einem anderen Rahmen als geplant.
Evan Agostini/Invision/AP

Die amerikanisch-russische Autorin und Intellektuelle Masha Gessen hätte an diesem Freitag den renommierten Hannah-Arendt-Preis in Bremen erhalten sollen. Mehrere Institutionen stellen sich nun aber quer. Denn Gessen hatte in einem Artikel im Magazin "The New Yorker" die Lage der Menschen in Gaza mit einem nationalsozialistischen Ghetto verglichen. Dieser Vergleich sei unzulässig, wie es in einem offenen Brief der Deutsch-Israelischen Gesellschaft (DIG) in Bremen heißt. Die Gesellschaft forderte deshalb im Einvernehmen mit der Heinrich-Böll-Stiftung, die Verleihung des Preises an Gessen auszusetzen. Der Preis ist eine Ehrung für politisches Denken.

Masha Gessen, 1967 in eine jüdische Familie in Moskau geboren, "sollte mit ihren Ansichten nicht mit einem Preis geehrt werden, mit dem der jüdischen Philosophin Hannah Arendt gedacht werden soll", heißt es in dem Brief. Der mit 10.000 Euro dotierte Preis ehrt Menschen, die in der Tradition Arendts zu öffentlichem politischem Denken und Handeln beitragen. Vergeben wird er von einem Trägerverein, der Bremer Regierung und den Heinrich-Böll-Stiftungen in Berlin und Bremen. Wie Zeit online meldet, soll der Preis nun aber in einem anderen Rahmen am Samstag überreicht werden.

Streitkultur pflegen

Der Vorstand des Trägervereins hält an der Auszeichnung fest, da Gessens Essay, auch wenn man dessen Inhalt nicht teilen müsse, zur Streitkultur des Hannah-Arendt-Preises passe. Diese Streitkultur solle gepflegt werden.

Im Mai war Gessen bereits aus dem Vorstand des Schriftstellerverbands PEN America zurückgetreten, da zwei russische Dissidenten von einer Diskussionsveranstaltung ausgeladen wurden. Der PEN hätte nicht tolerieren dürfen, dass Gäste nicht sprechen dürfen, "weil jemand anderes das nicht will", sagte sie damals. (red, 14.12.2023)