Kulturhauptstadtjahr 2024 Managerin Schweeger
Möchte eine von Sommerfrischlern gerne genützte Gegend in einen "Möglichkeitsraum" für Anwohnerinnen und Anwohner verwandeln: die Künstlerische Leiterin Elisabeth Schweeger mit ihrem Programmkatalog für 2024.
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Personen, die unfähig sind, Ansichten mit ihr zu teilen, begegnet Elisabeth Schweeger energisch, mit der Überzeugungskraft ihres geschliffenen Intellekts. Kopfüber stürzte sich die gebürtige Wienerin in das Wagnis, das Kulturhauptstadtjahr 2024 im Salzkammergut auszurichten. Ihr Vorgänger war nach Querelen aus dem Amt geschieden. Schweeger übernahm im November 2021 und kuratierte Projekte. Befragt, ob die Frist für eine Eingewöhnung nicht zu kurz sei, antwortete sie kühl: Gewiss wären zwei Jahr Vorlauf mehr schön gewesen.

Konflikten ist Schweeger während ihrer Karriere als Kunstmanagerin kaum jemals ausgewichen. Von sich reden machte die Lycée-Absolventin als Lehrende an der Hochschule für Angewandte Kunst in den 1980ern. Schweeger dozierte vor Angehörigen der Bühnenbild-Meisterklasse. Es war die Zeit, als Ausstattungsgenies wie Axel Manthey die Ästhetik prägten. Im heiter-unverbindlichen "Anything goes" der Postmoderne waren es Schweeger und Co, die sich um verbindliche Parameter der Kunstausübung bemühten.

Schweeger durchmaß diverse Regionen des Kulturbetriebs. Getragen wurde sie stets sicher von den Flügeln der Einbildungskraft. Ab 1993 diffundierte sie ins Theater. Sie leitete den Marstall in München, war Chefdramaturgin des Bayerischen Staatsschauspiels und wechselte schließlich 2001 für acht Jahre an das ruhmreiche Frankfurter Schauspielhaus. Dass die zumeist soignierten Herren in den deutschen Feuilletonstuben sie dort mit offenen Armen empfangen hätten, wird man nicht behaupten können.

Reger Widerspruch

Schweeger widerstand dem Gegenwind, lud Peter Greenaway an den Main und förderte Regisseure wie Stéphane Braunschweig. Inzwischen hat die ledige Mutter eines Sohnes nicht nur den Österreich-Pavillon bei der Biennale in Venedig bespielt (2001).

Schweeger war als Burgtheaterdirektorin im Gespräch. Sie leitete die Kunstfestspiele Herrenhausen (in Hannover) und war Akademiechefin in Ludwigsburg. Stets rege ist ihr Widerspruchsgeist geblieben. Wer da meint, in Bad Ischl würden jetzt bloß ein paar Zauner-Stollen mehr an Laufkunden ausgehändigt, der wird sich wundern. Schweeger (sie wird heuer 70) will aus dem Salzkammergut einen "Möglichkeitsraum" machen. In diesem gibt es schon genug Salz. Schweeger bürgt für die dazugehörige Prise Pfeffer. (Ronald Pohl, 14.1.2024)