Naturhistorisches Museum
Ab 1.6.2025 soll die neue Führung des Naturhistorischen Museums im Amt sein.
Heribert Corn

Die künftige Führung des Naturhistorischen Museums (NHM) ab 1. Juni 2025 könnte bereits Ende Februar feststehen. Die Findungskommission, bestehend aus Sektionschefin Theresia Niedermüller, der Kuratoriumsvorsitzenden Sabine Seidler, Bundestheater Holding Geschäftsführer Christian Kircher, Volkskunde-Museumsdirektor Matthias Beitl und Christoph Beer, dem Direktor des Naturhistorischen Museums Bern, will dann ihre Arbeit abgeschlossen haben. Diese fällt jedoch überschaubar aus.

Für die wissenschaftliche Leitung haben sich neben der amtierenden Generaldirektorin Katrin Vohland nur eine weitere Frau und fünf Männer beworben. Für die kaufmännische Leitung gab es immerhin 16 Bewerbungen. "Für die wirtschaftliche Geschäftsführung ist eine ausreichende Anzahl qualifizierter Bewerbungen eingegangen. Darüber, warum die wissenschaftliche Geschäftsführung für Bewerber und Bewerberinnnen keine so hohe Attraktivität hat, könnte ich nur spekulieren", beurteilt Seidler gegenüber der APA die Lage. Insider sehen nur wenig erstzunehmende Konkurrenz für Vohland, deren Wiederbestellung freilich dennoch keine ausgemachte Sache sei. Das liegt zum einen an Widerständen im Haus, zum anderen an Konflikten in der Geschäftsführung selbst.

Differenzen in der Geschäftsführung

Differenzen zwischen Vohland und dem wirtschaftlichen Geschäftsführer Markus Roboch sollen vor eineinhalb Jahren so eskaliert sein, dass auf Anraten der Kuratoriumsvorsitzenden eine professionelle Mediation in Anspruch genommen werden musste. Das wird von Seidler bestätigt. Mittlerweile pflege man in der Geschäftsführung jedoch "einen professionellen Umgang miteinander". Auch ungewöhnlich viele personelle Abgänge werden im Haus beklagt. Der IT-Abteilung seien mit einem Schlag mehr als die Hälfte der Mitarbeiter abhanden gekommen, manche vielversprechende Kraft habe entnervt gekündigt. "Es gab in den Servicebereichen eine gewisse Fluktuation. Die Ursachen dafür waren vielfältig", kommentiert Seidler trocken.

Die heutige TU-Professorin, als langjährige Rektorin und Vorsitzende der Universitätenkonferenz (uniko) mit Erfahrung und Selbstbewusstsein im Umgang mit ministeriellen Bürokratien ausgestattet, hatte 2020 mit einer kritischen Stellungnahme namens des Kuratoriums zur Bestellung Vohlands aufhorchen lassen. Zum einen bedauerte man die Ablöse des zuvor zehn Jahre amtierenden angesehenen Impaktforschers Christian Köberl, zum anderen sah man das gleichzeitige Auswechseln beider Geschäftsführer "mit einem gewissen Risiko" verbunden.

Widerstand im Haus

In der ersten Zeit der neuen Geschäftsführung sahen sich Kritiker bestätigt. "Vohland hat viel lernen müssen", fassen manche Mitarbeiter die von ihnen anfänglich angesichts der Größe und Komplexität der Aufgabe konstatierte Überforderung der neuen Generaldirektorin zusammen. Sie sei zu viele Projekte angegangen und habe diese schlecht kommuniziert, sodass sie dafür mehr Widerstand als Rückhalt im Haus erhalten habe. Andere sehen in der internen Aufregung jedoch eher eine Abwehrhaltung gegen überfällige Veränderungen in einem Haus, in dem hoch angesehene Wissenschafter lange weitgehend unbehelligt von modernen Managementstrukturen ihrer Arbeit nachgehen konnten.

Dass nun bald die Neugestaltung des Eingangsbereiches in Gang kommt und das Ministerium dafür erhebliche Mittel bereitstellt, kann die derzeitige Geschäftsführung jedoch ebenso als Erfolg für sich verbuchen wie den Besucherrekord von über einer Million Eintritten an allen Standorten, der voraussichtlich noch in dieser Woche offiziell bekanntgegeben wird.

"Insgesamt positive Bilanz"

"Frau Vohland und Herr Roboch können insgesamt eine positive Bilanz vorweisen", resümiert Kuratoriumsvorsitzende Sabine Seidler. "Die Besucherzahlen sind kontinuierlich weiter gestiegen, die Forscherinnen und Forscher konnten wichtige Grants einwerben, das NHM positioniert sich national und international erfolgreich." Alles paletti also? Nicht notwendigerweise. Fast wortwörtlich lautete nämlich 2020 auch die Bilanz von Vohland-Vorgänger Köberl, ehe sich die damalige Kunststaatssekretärin Ulrike Lunacek (Grüne) überraschend gegen eine Verlängerung entschied. (APA, 30.1.2024)