Herbert F. Ankunft Freilassung
Herbert F. bei seiner Ankunft in Katar.
REUTERS/ARAFAT BARBAKH

Doha/Kabul – Nach neun Monaten in Taliban-Haft hat der Österreicher Herbert F. offenbar noch nicht genug von Afghanistan. "Ich denke, es war Pech, aber ich möchte es wieder besuchen", sagte F. nach Angaben des Senders Al Jazeera am Sonntagabend (Ortszeit) bei seiner Ankunft in Doha. "Es gab einige nette Leute dort, aber auch einige dumme Leute. Das tut mir leid", sagte er über die Personen, die ihn gefangen gehalten hatten. Das Emirat Katar hatte die Freilassung des Mannes vermittelt.

"Ich werde nicht sagen wie das Leben (dort) so war, aber ich bin glücklich, hier zu sein, und möchte auch Katar danken", sagte der Mann nach Angaben von Reuters TV. Laut dem Außenministerium sollte ihm in Katar medizinische Betreuung angeboten werden, ehe er wieder nach Österreich zurückreisen wird.

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"Urlaub in Afghanistan"

Der 84-Jährige hatte sich über eine langjährige Reisewarnung hinweggesetzt und war im Frühjahr 2023 bereits zum zweiten Mal innerhalb weniger Monate in das Land gereist, um zu beweisen, dass das Land wieder sicher ist. Im April 2023 veröffentlichte das rechte Blatt "Info Direkt" einen Bericht von einer zweiwöchigen Afghanistan-Reise des Mannes im Herbst 2022. Der mit mehreren Bildern versehene Artikel trug den Titel "Urlaub in Afghanistan".

"Dass Afghanistan nach dem Sieg der Taliban über die US-Besatzer und deren Lakaien wieder sicher ist, zeigt der Wiener Völkerfreund Herbert F., der im letzten Herbst über zwei Wochen das Land bereiste und mit vielen unterschiedlichen Menschen ins Gespräch kam", hieß es im Einleitungstext.

Bei der zweiten Reise hatte der Wiener weniger Glück, denn die extremistischen Machthaber nahmen ihn im Mai 2023 unter Spionageverdacht fest. Ende September bemühte sich eine Delegation von hochrangigen FPÖ-Politikern um seine Freilassung und verschaffte damit dem international nicht anerkannten "Außenminister" des Taliban-Regimes einen öffentlichkeitswirksamen Termin.

Vermittlungen

Die FPÖ distanzierte in scharfen Worten von dem Trip unter Führung des Ex-Europaabgeordneten Andreas Mölzer, warf dem Außenministerium aber in der Folge vor, zu wenig für die Freilassung des Mannes zu tun. Der FPÖ-Nationalratsabgeordnete Martin Graf rief die Bundesregierung Anfang Februar öffentlich dazu auf, einer zentralen Taliban-Forderung nachzugeben und die afghanische Botschaft in Wien zu schließen.

Wie Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP) am Sonntag mitteilte, ist es nur dem Einsatz von Katar zu verdanken, dass der betagte Österreicher wieder zu seinen Töchtern und Enkelkindern zurückkehren kann. Der frühere Außenamts-Generalsekretär und jetzige Sonderbeauftragte im Kanzleramt, Peter Launsky-Tieffenthal, hatte sich in diskreten Kontakten für seine Freilassung eingesetzt. Das Außenministerium leistete dem Mann zudem konsularische Hilfeleistungen über die österreichische Botschaft in Islamabad sowie die EU-Vertretung in Kabul. So wurden ihm dringend benötigte Medikamente und ein Hörgerät gebracht.

F. ist eine bekannte Figur der rechtsextremen Szene in Österreich. 1967 war er Gründungsmitglied der Nationaldemokratischen Partei (NDP), die 1988 verboten wurde. Nach Angaben des Dokumentationsarchivs des österreichischen Widerstandes (DÖW) von 2015 war F. weiter in der rechtsextremen Szene aktiv. (APA, 26.2.2024)