Yuval Abraham und Basel Adra (re.) bei der Dankesrede für ihren Dokumentarfilm
Yuval Abraham und Basel Adra (re.) bei der Dankesrede für ihren Dokumentarfilm "No Other Land", der bei der Berlinale ausgezeichnet wurde.
EPA/CLEMENS BILAN

Yuval Abraham hatte am Berlinale-Filmfestival am vergangenen Wochenende gemeinsam mit dem palästinensischen Aktivisten Basel Adra den Preis für den besten Dokumentarfilm gewonnen. In "No Other Land" dokumentieren sie, wie in der Region Masafer Yatta im Westjordanland Soldaten im Auftrag der israelischen Regierung Häuser abreißen und deren Bewohner vertreiben. Bei seiner Dankesrede wies Abraham darauf hin, dass er als Bürger des Staates Israel ganz andere Rechte habe als der Palästinenser Adra.

Die im Verlauf der Gala zunehmenden israelkritischen Bekundungen wurden von Politikern in der Folge als "Antisemitismus" bewertet. Der STANDARD berichtete. "Das, was auf der Berlinale vorgefallen ist, war eine untragbare Relativierung. In Berlin hat Antisemitismus keinen Platz, und das gilt auch für die Kunstszene", äußerte sich beispielsweise Berlins Regierender Bürgermeister Kai Wegner (CDU). Auch Kulturstaatsministerin Claudia Roth (Grüne) beklagte Einseitigkeit und dass niemand den "bestialischen Terrorangriff der Hamas" angesprochen habe.

Wort "Antisemitismus" entleert

Yuval Abraham hat die Antisemitismusvorwürfe zu seinen Aussagen nun als "absurd" bezeichnet. "Da meine Großmutter in einem Konzentrationslager in Libyen geboren wurde und der größte Teil der Familie meines Großvaters von Deutschen im Holocaust ermordet wurde, finde ich es besonders empörend, dass deutsche Politiker im Jahr 2024 die Dreistigkeit besitzen, diesen Begriff in einer Weise gegen mich zu verwenden, die meine Familie gefährdet", so Abraham.

Und weiter: "Der entsetzliche Missbrauch dieses Wortes durch Deutsche, nicht nur um palästinensische Kritiker Israels zum Schweigen zu bringen, sondern auch um Israelis wie mich zum Schweigen zu bringen, die einen Waffenstillstand unterstützen, der das Töten in Gaza beenden und die Freilassung der israelischen Geiseln ermöglichen würde, entleert das Wort Antisemitismus seiner Bedeutung und gefährdet damit Juden in der ganzen Welt." (afze, 1.3.2024)