Nicht nur die Podestplätze, auch Rang vier und sechs gingen an ÖSV-Adler.
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Trondheim – Überflieger Stefan Kraft hat auf der neuen Großschanze in Trondheim einen historischen ÖSV-Vierfachsieg im Skisprung-Weltcup angeführt. Am Schauplatz der WM 2025 feierte Kraft am Mittwoch seinen zwölften Saisonsieg vor Daniel Tschofenig, Jan Hörl und Daniel Huber. Mit Michael Hayböck landete ein weiterer ÖSV-Adler als Sechster auf einem Spitzenplatz. Es war der erste rot-weiß-rote Vierfachsieg im Weltcup seit 1980 im kanadischen Thunder Bay und der erst dritte überhaupt.

"Ein perfekter Tag für uns", sagte Kraft nach seinem 42. Weltcupsieg überglücklich im ORF-Interview. Der 30-jährige Salzburger siegte an einem österreichischen Skisprungfeiertag einen Punkt vor dem Kärntner Tschofenig und drei Zähler vor dem Salzburger Hörl. "Eine unglaubliche Teamleistung, da muss jeder alles richtig gemacht haben", ergänzte Kraft nach Sprüngen auf 137,5 sowie 134 Meter und lobte angesichts des Nieselregens auch das Serviceteam für das Material.

Große Kristallkugel zum Greifen nahe

Mit seinem 116. Weltcup-Podestplatz baute Kraft seinen Vorsprung im Gesamtweltcup auf den Japaner Ryoyu Kobayashi vier Bewerbe vor Saisonende auf komfortable 303 Punkte aus. Denn Kobayashi, am Dienstag auf der ebenfalls neu gebauten Normalschanze noch siegreich, musste sich nach zwei verpatzten Sprüngen mit dem 14. Platz begnügen. Bereits beim nächsten Bewerb am Samstag in Vikersund könnte sich Kraft theoretisch die Kristallkugel sichern.

Auch in der Raw-Air-Wertung, in der noch drei Bewerbe ausstehen, vergrößerte Kraft seinen Vorsprung. Der Bergisel-Sieger Hörl liegt nun 26 Punkte zurück, der norwegische Lokalmatador Johann Andre Forfang verpasste nach einem Sturz im zweiten Durchgang als Tagesachter eine Topplatzierung und hat als Dritter bereits einen Rückstand von 46,9 Zählern. Im Nationencup führen die dominanten Schützlinge von Cheftrainer Andreas Widhölzl nun 2.242 Punkte vor Deutschland.

Johann Andre Forfang kam im zweiten Durchgang zu Sturz.
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Bier und Schmäh

Tschofenig verpasste seinen ersten Einzel-Weltcupsieg nur hauchdünn. "Da muss ich noch darauf warten. Aber es ist extrem befriedigend, nach einer durchwachsenen Saison wieder dazustehen", sagte der 21-Jährige. Hörl sprach von einer "brutalen Teamleistung", er könne es selbst nicht glauben. "Cool, dass es so aufgegangen ist. Das ein oder andere Bier wird es schon geben, aber es ist noch eine Station (in der Raw Air, Anm.), und da müssen wir auch performen."

Team-Olympiasieger Huber war sprachlos. "Sensationell. Wir haben gewusst, dass wir echt geil Ski springen, aber dass so etwas passiert, das ist ein besonderer Tag und schwer zu glauben", sagte der Salzburger und gab Einblicke in das Teamgefüge. "Es macht genial viel Spaß, mit dieser Mannschaft unterwegs zu sein. Wir haben einen irrsinnigen Schmäh rennen, und wir sind wirklich gute Freunde. Das sagen wir nicht nur so, sondern wir leben es auch. Das macht extrem viel aus, zusammen mit den Trainern."

Der Trainer ist "ein bisschen sprachlos"

Auch Widhölzl war mehr als zufrieden. "Es war ein Wahnsinnstag für uns. Ich bin selbst ein bisschen sprachlos", verlautete der Tiroler. Er sei überrascht gewesen, dass es so ausgegangen sei. "Das zeichnet die Arbeit über den Sommer und Herbst hinweg aus, dass wir die ganze Saison fit und am Ende extrem leistungsfähig sind." Zuletzt hatten Armin Kogler, Hubert Neuper, Toni Innauer und Klaus Tuchscherer vor 44 Jahren einen ÖSV-Vierfachsieg gefeiert. Dieses Kunststück gelang sonst nur noch vier Slowenen beim Skifliegen 2022 in Planica.

Am Wochenende geht es mit zwei Skiflugbewerben auf dem "Monsterbakken" in Vikersund weiter, dort zählt auch die Qualifikation am Freitag zum Raw-Air-Ranking. Die Saison wird nächste Woche ebenfalls mit einem Skifliegen in Planica abgeschlossen. Für Skiflug-Weltmeister Kraft geht es um den dritten Gesamtweltcupsieg nach 2016/17 und 2019/20, im Skiflug-Weltcup führt Kraft punktgleich vor dem Slowenen Peter Prevc.

Pinkelnig wieder auf dem Podium

Beim Springen der Frauen ist Eva Pinkelnig am Mittwoch zum zwölften Mal in dieser Saison auf dem Podium gelandet. Die 35-jährige Vorarlbergerin sprang auf der Großschanze auf den dritten Platz, tags zuvor war sie auf der Normalschanze Zweite geworden. Pinkelnig musste sich nur der Slowenin Nika Prevc und der norwegischen Lokalmatadorin Eirin Maria Kvandal geschlagen geben. Prevc gelang indes ein großer Schritt Richtung Gesamtweltcupsieg.

Prevc liegt drei Bewerbe vor dem Saisonende nun 194 Punkte vor Titelverteidigerin Pinkelnig, die den Sieg um 3,4 Punkte verpasste. Die rot-weiß-rote Hoffnungsträgerin jubelte über ihr Doppelstockerl in Trondheim. "Es ist sehr positiv. Wir haben aber noch etwas aufzuholen, wenn man das mit den Männern vergleicht", sagte sie angesichts des Vierfacherfolgs der ÖSV-Adler und lachte. Pinkelnig sprach von einer "unglaublichen Saison" und freute sich auf den "Monsterbakken" in Vikersund. Jacqueline Seifriedsberger wurde als zweitbeste Österreicherin Elfte.

In der Raw-Air-Wertung baute Kvandal, die in der Qualifikation zuvor überlegen gewonnen hatte, ihren Vorsprung auf die zweitplatzierte Pinkelnig zwei Bewerbe vor dem Ende auf 55,1 Punkte aus. Nun geht es für die Skispringerinnen nach Vikersund, dort sind neben Pinkelnig und Seifriedsberger auch Lisa Eder und Sara Marita Kramer qualifiziert. (APA, red, 13.3.2024)

Ergebnisse vom Weltcup-Springen in Trondheim:

1. Stefan Kraft 291,8 Punkte (137,5+134,0 m)
2. Daniel Tschofenig (Österreich) 290,8 (135,0+132,5)
3. Jan Hörl (Österreich) 288,8 (130,5+138,0)
4. Daniel Huber (Österreich) 277,8 (133,5+138,0)

5. Peter Prevc (Slowenien) 274,4 (128,0+135,0)
6. Michael Hayböck (Österreich) 270,1 (126,0+137,0)
7. Gregor Deschwanden (Schweiz) 266,8 (130,5+128,5)
8. Johann Andre Forfang (Norwegen) 265,0 (133,0+139,0)

Weiter: 22. Manuel Fettner (Österreich) 250,2 (124,5/126,5)

Weltcup-Gesamtwertung (28 von 32 Bewerben):

1. Kraft 1.883 Punkte
2. Kobayashi 1.580
3. Andreas Wellinger (GER) 1.390
4. Hörl 1.120.
Weiter: 6. Hayböck 807 - 11. Fettner 669

Raw Air (6 von 9 Bewerben):

1. Kraft 1.342,0 Punkte
2. Hörl 1.316,0
3. Johann Andre Forfang (NOR) 1.295,1
Weiter: 6. Hayböck 1.265,6

Weltcup-Springen der Frauen:

1. Nika Prevc (SLO) 260,2 Punkte (127 m/128 m)
2. Eirin Maria Kvandal (NOR) 258,6 (127,5/129,5)
3. Eva Pinkelnig (AUT) 256,8 (124,5/126).
Weiter: 11. Jacqueline Seifriedsberger 220,2 (113/123,5) - 19. Lisa Eder 205,0 (116,5/116,5) - 23. Sara Marita Kramer 190,8 (102,5/112,5) - 24. Chiara Kreuzer 184,7 (107,5/113) - 27. Julia Mühlbacher (alle AUT) 181,7 (106/112,5)

Weltcup-Gesamtwertung (22 von 25 Bewerben):

1. Prevc 1.370 Punkte
2. Pinkelnig 1.176
3. Yuki Ito (JPN) 941.
Weiter: 5. Seifriedsberger 859 - 13. Kramer 471

Raw Air (8 von 10 Bewerben):

1. Kvandal 1.359,2 Punkte
2. Pinkelnig 1.305,7
3. Prevc 1.275,5.
Weiter: 8. Seifriedsberger 1.196,5