Es ist eine Nachricht, die nichts an Deutlichkeit vermissen lässt: "WICHTIG. Letzte Erinnerung: Steigen Sie bitte jetzt auf ein neues Handy um! Ihr derzeitiges Gerät ist veraltet und wird in wenigen Tagen nicht mehr oder nur sehr eingeschränkt funktionieren." So steht es in einer SMS, die dieser Tage von "3" an einen Teil der eigenen Kundinnen und Kunden verschickt wird, wie die Futurezone als Erste berichtete.

Das Ende naht

Was für manche auf den ersten Blick wie eine betrügerische Nachricht klingen mag, sollte in diesem Fall aber tatsächlich ernst genommen werden. Grund dafür ist die bei allen heimischen Providern heuer anstehende Abschaltung der alten 3G/UMTS-Netze.

Ein Mobilfunkmast.
IMAGO/Christoph Hardt

Die Provider wollen durch die Deaktivierung der veralteten Mobilfunk-Technologie Platz für moderne Nachfolger schaffen. Das im wahrsten Sinne: Die frei werdenden Frequenzen sollen nämlich für den Ausbau der 5G-Netze genutzt werden. In einer Stellungnahme gegenüber dem STANDARD betont "3" zudem den Umweltschutzgedanken, da LTE und 5G um bis zu 80 Prozent weniger Strom verbrauchen als 3G.

Es ist alles sehr kompliziert

Klingt insofern alles durchaus nachvollziehbar, ein Problem kann das aber für jene werden, die noch sehr alte Geräte haben. Wer ein Mobiltelefon ohne LTE- oder gar 5G-Support hat, der fällt auf das noch ältere 2G zurück. Dessen Qualität ist nicht nur deutlich schlechter, die veraltete Technologie hat auch unzählige, fundamentale Sicherheitsprobleme, die etwa eine Überwachung relativ einfach machen. Das Ansurfen einer modernen Webseite via des mit 2G verbundenen EDGE ist heutzutage ohnehin kaum noch möglich, weil die Verbindung schlicht zu langsam ist.

Die gute Nachricht: Zumindest das sollte mittlerweile nicht mehr allzu viele Mobilfunknutzer betreffen. So unterstützen sämtliche ab 2013 erschienenen iPhones LTE, im Android-Bereich tauchten die ersten Geräte mit LTE-Support bereits 2011 auf. Anders gesagt: Ein Smartphone ohne LTE sollte heutzutage ohnehin niemand mehr nutzen, alleine schon deshalb, weil es auch seit Jahren keine Updates mehr vom Hersteller erhalten hat und so ein wandelndes Sicherheitsrisiko ist.

Sorgenkind Voice-over-LTE

Es gibt aber noch einen anderen Faktor, der die Angelegenheit wesentlich unerfreulicher macht, und der nennt sich Voice-over-LTE (VoLTE). Die Unterstützung von Sprachtelefonie über LTE-Netze ist von jeher ein Problembereich. Nur weil ein Smartphone LTE unterstützt, heißt das nicht, dass es auch VoLTE nutzen kann. Dieses wird nämlich in Kooperation zwischen Hersteller und Netzanbieter für einzelne Geräteserien gezielt freigegeben, was oftmals ziemlich lange gedauert hat.

Das erklärt dann auch jenes Phänomen, das ein User auf Reddit beschreibt: Das von ihm genutzte Google Pixel 3a hat die "3"-Warnung nämlich ebenfalls erhalten, obwohl es sehr wohl theoretisch LTE und auch VoLTE beherrschen würde. Da das noch keine fünf Jahre alte Smartphone-Modell allerdings nie von "3" zertifiziert wurde, wird dieses – und andere Geräte – mit der 3G-Deaktivierung auf Sprachtelefonie via 2G zurückfallen. Insofern ist die Warnung des Providers in dieser Hinsicht durchaus richtig.

Andere Probleme

In manchen Fällen könnte hinter so einer Warnung aber noch ein anderes Problem stehen, nämlich dass VoLTE sehr wohl vorhanden und auch zertifiziert ist, aber schlicht nicht aktiviert wurde. Ist das der Fall, rät "3" dazu, das direkt nachzuholen. Wer das nicht selbst hinbekommt, sollte sich an das "3"-Service-Team wenden. Weitere Infos gibt es auf einer eigens zu dem Thema eingerichteten Webseite.

In diesem Zuge rät der Mobilfunker gegenüber dem STANDARD, auch gleich dazu Voice-over-Wi-Fi zu aktivieren, bei dem die Telefonie über das WLAN geleitet wird. Dieses verspricht in von Mobilfunk oft schwer zu erreichenden Innenräumen noch einmal eine bessere Abdeckung. Da wird es dann aber potenziell noch mal unerfreulicher, wird doch Voice-over-Wi-Fi selbst von einigen Geräten nicht unterstützt, die VoLTE bieten, auch da kommt wieder das Zusammenspiel von Hersteller und Provider ins Spiel.

In einigen Fällen kann es übrigens auch sein, dass eine grob veraltete SIM-Karte das Problem ist. Bei "3" betont man allerdings, dass im eigenen Netz keine so uralten SIMs in Nutzung sind, auf manche Magenta- und A1-Kunden könnte das aber noch zukommen.

Nur wenige Betroffene?

Generell streicht "3" heraus, dass nur eine kleine Zahl der eigenen Kundinnen und Kunden von all dem betroffen seien. Es gehe um eine Prozentzahl im einstelligen Bereich, die solche Warnungen erhalten würden, gibt man sich vage. Diese sollen über das gesamte Jahr 2024 verteilt informiert werden, begonnen habe man damit bereits Ende 2023. Angemerkt sei, dass Österreich sich damit ohnehin schon relativ lange Zeit gelassen hat, in Deutschland wurden die 3G-Netze bereits 2021 deaktiviert.

Durchaus berechtigte Kritik muss sich "3" für die Formulierung der SMS gefallen lassen. Denn auch wenn die Warnung durchaus richtig ist, so hinterlässt doch der Link auf den eigenen Online-Shop einen unerfreulichen Beigeschmack – jenen, dass hier indirekt neue Geräte über eine Warn-SMS verkauft werden sollen. Bei "3" will man das nicht gelten lassen: "Diese Informationen sind fast immer generisch gehalten, haben keinen Marketingcharakter und verweisen auf den Fachhandel ebenso wie auch auf unsere Drei-Shops", heißt es in einer Stellungnahme. (Andreas Proschofsky, 20.3.2024)