Lara Gut-Behrami
Lara Gut-Behrami, die Beste der Saison 2023/24, tritt nicht zurück, sondern bleibt auf dem Erfolgsweg. Auch eine These.
EPA/JEAN-CHRISTOPHE BOTT

1. Der Airbag wird Pflicht. Er bringt mehr Sicherheit

Ein Protektor am Oberkörper, der im Fall eines Sturzes binnen Millisekunden einen Luftpolster bildet und so den Rücken schützt. Das verspricht der sogenannte Airbag, ab kommender Saison Pflicht in Speedrennen.

Die Schweizer Allrounderin Michelle Gisin sagt dem STANDARD, der Schutz sei ein "guter, wichtiger Ansatz". Doch es herrscht Unsicherheit unter Aktiven: Manche trauen dem Airbag nicht, fürchten gar Folgeverletzungen durch dessen Auslösen. Gisin sagt: "Die Schwäche des Airbags ist, dass es für den Kopf sogar gefährlicher werden kann."

Marco Schwarz fuhr den Airbag erstmals im Dezember. Ausgerechnet in jenem Rennen, bei dem ihm das Kreuzband riss. Der Airbag schützt nur den Oberkörper, nicht die Beine.

2. Profis fahren öfter mit schnittfester Unterwäsche

Nach einem Winter mit vielen Schwerverletzten blieb speziell die tiefe Fleischwunde von Aleksander Aamodt Kilde im Gedächtnis. Der Norweger war in Wengen ins Netz gekracht, dabei schlitzte ihm ein Ski den Unterschenkel auf, Muskeln und Nerven wurden durchtrennt. Sein Comeback bleibt ungewiss.

Wenn er zurückkehrt, will Kilde nur noch mit schnittfester Unterwäsche fahren. Auch ÖSV-Allrounder Schwarz plant, diese zu tragen, sagt er dem STANDARD: „Man sieht ja, was passieren kann.“ Kritiker fügen an, dass die Unterwäsche einengen und die Profis behindern könnte. Schwarz spricht von einem "Kompromiss", den er gerne eingeht. Die Schweizerin Gisin zögert und wartet zu, bis weitere Produkte am Markt sind.

3. "Grand Slams" würden dem Sport guttun

"Wenn ich eine Sache ändern könnte“, sagt Olympiasiegerin Michelle Gisin, "würde ich nicht mehr so viele Rennen machen, die alle gleich viel wert sind." Ihr Vorschlag sieht vor, einzelne Events höher zu werten, andere beizubehalten und den Europacup, quasi die zweite Liga des Skisports, als Zwischenstufe einzuführen. Dort soll es auch Punkte für Weltcupwertungen geben.

"Dann kannst du Rennen auslassen, du hast nicht mehr den Druck, krank, verletzt oder angeschlagen zu fahren", sagt Gisin. Die Idee ist nicht brandneu: Bei der Einführung von Parallelrennen wurde diskutiert, warum diese etwa in die Slalomwertung einfließen. Parallelevents sind inzwischen passé, Grand Slams noch Wunschdenken.

4. Der Rennkalender braucht Entschlackung

Marco Schwarz wünscht sich, "dass ein vernünftiger Kalender gemacht wird". Er fordert Mitsprache als aktiver Skirennläufer, aber auch für Betreuer. Das Rennprogramm sollte "nicht zu dicht gedrängt" sein. Gisin erzählt, ein abgesagtes Wochenende im Februar in Garmisch hätte für Erleichterung gesorgt, zumal sich in der Woche davor in Cortina etliche Läuferinen verletzt hätten. "Wir sollten uns etwas Luft lassen", sagt sie.

Der Weltverband FIS denkt an mehr Nachtrennen unter der Woche im Riesenslalom und Slalom, die Wochenenden sollten Abfahrten und Super-Gs gewidmet werden. Alle sind sich einig: Dopplungen wie etwa in Kitzbühel mit zwei Abfahrten an zwei aufeinanderfolgenden Tagen soll es nicht mehr geben.

5. Die Rennsaison verschiebt sich nach hinten

Mit einer aus Eis geschnitzten Berglandschaft stellte Greenpeace am Mittwoch in Saalbach, wo derzeit das Weltcup-Finale läuft, Forderungen an die Skiszene. "Der Wintersport gehört zu den ersten Branchen, die von der Klimakrise durch Wetterextreme und ausbleibende geschlossene Schneedecken direkt betroffen sind", hieß es in einer Aussendung.

Einschaltquoten der Rennen sinken tendenziell, je näher der Frühling rückt. Trotzdem möchten viele Vertreter der Szene die Saison künftig nach hinten verschieben. Ein Saisonfinale im April wäre sicher möglich, allerdings weniger in Orten wie Saalbach auf 1.000 Meter Seehöhe. Für das Weltcupfinale bräuchte es Gletscherskigebiete oder Skiorte im Hohen Norden. (Lukas Zahrer, 20.3.2024)