Der erfahrene Geisterjäger Peter Venkman (Bill Murray) erklärt Gary Grooberson (Paul Rudd) wie der Geist läuft.
Der erfahrene Geisterjäger Peter Venkman (Bill Murray) erklärt Gary Grooberson (Paul Rudd), wie der Geist läuft.
AP/Jaap Buitendijk

Wer sich an die 1980er erinnern kann, der hat sie bekanntlich nicht erlebt. Aber auch für etwas nicht Erlebtes kann man Nostalgie empfinden, der Autor Johann Koenig nennt dieses Gefühl in seinem "Dictionary of Obscure Sorrows" Anemoia. In Hollywood weiß man das auch. Deswegen wurde der Markt im vergangenen Jahrzehnt mit wiederbelebten Nostalgieprodukten der letzten Jahrzehnte überschwemmt. Auch für die "Ghostbusters"-Reihe ist Frozen Empire bereits der dritte Aufguss im 21. Jahrhundert.

Paul Feigs Neuverfilmung wurde 2016 ein Schicksal zuteil, das aktuell auch den in Sonys "Spiderman"-Universum angesiedelten Film "Madame Web" ereilt hat. Bereits vor dem Erscheinen wurde er aufgrund seiner weiblichen Besetzung von einer Hasswelle überrollt, die bei vielen ähnlich schlechten Filmen mit männlichen Hauptrollen ausbleibt. "Ghostbusters: Legacy" von Jason Reitman, dem Sohn des verstorbenen Original-Regisseurs Ivan Reitman, war fünf Jahre später eher ein sicherer Kandidat: Es ging um die Familie des legendären Original-Ghostbusters Egon Spengler (damals verkörpert vom 2014 verstorbenen Harold Ramis), die seiner schleimigen Profession im Kammerjäger-Outfit nachfolgen. Und hurra, die alte Garde rund um Bill Murray, Dan Aykroyd und Sigourney Weaver war auch wieder dabei – auch Aufgewärmtes erzeugt ein angenehm warmes Gefühl ums Herz.

Ein ganz böser Percht

Bei "Ghostbusters: Frozen Empire", auch von Reitman-Junior, geht es erneut um die Spenglers, die wieder nach New York kommen und in die alte Feuerwache aus den 1980ern – die Zentrale aus dem ersten Teil – einziehen. Die Spenglers, das sind die zwei Jugendlichen Phoebe (Mckenna Grace) und Trevor (Finn Wolfhard), dazu die Mutter Callie (Carrie Coon) und deren Liebhaber Gary (Paul Rudd), der im ersten neuen Teil noch Phoebes Lehrer war. Beim Geisterjagen demolieren sie regelmäßig die halbe Innenstadt, sehr zum Leid des Bürgermeisters. In den 1980ern hat man auch nicht besonders weit vorausgedacht, darum ist dummerweise der alte Geistertank ziemlich voll, und man soll ein neues Hauptquartier beziehen, in dem auch Forschung betrieben wird.

GHOSTBUSTERS: FROZEN EMPIRE - Official Trailer (HD)
Sony Pictures Entertainment

Alte Bekannte

Man sieht alte Bekannte wie den Marshmallow-Mann in mehrfacher Miniausführung oder den kleinen und gemeinen grünen Slimer wieder. Aber wie immer, wenn der Mensch seine Finger zu sehr in ektoplasmischen Schleim steckt, bietet das Potenzial für jede Menge Probleme. Vor allem dann, wenn der Teenager Phoebe in ihrem jugendlichen Leichtsinn auch noch Garakka befreit, den bösesten Übergeist überhaupt.

Garakka ist so etwas wie der von Arnold Schwarzenegger in "Batman & Robin" verkörperte Mr. Freeze, sein Ziel ist die unendliche Eiszeit. Mit den Hörnern und seinen langen, dämonischen Fingern sieht er aus wie eine Mischung aus Slenderman und Salzburger Schiachpercht, die diabolische Stimme hat er sich von Darth Vader ausgeborgt. Auf der Suche nach dem guten Feuermeister – der Einzige, der ihn aufhalten kann – tötet Garakka erst einmal den Besitzer eines gleichnamigen Elektrozigarettengeschäftes. Bedauerlicherweise ist der wahre Feuermeister Nadeem (Kumail Nanjiani) ein trotteliger Sneaker-Reseller, der das antike Artefakt, dem Garakka entsprungen ist, überhaupt erst in Umlauf gebracht hat.

Frostig uninspirierte Nostalgie

So weit, so ungruselig. "Ghostbusters: Frozen Empire" ist ein Film, der sich viel zu sehr auf seinen nostalgischen Lorbeeren aus den 1980ern ausruht, ohne dabei selbst irgendetwas Innovatives zu versuchen. Grundsätzlich wäre das kein Problem, wenn man zumindest den Altstars Bill Murray und Dan Aykroyd den Spaß am Auflebenlassen ihrer Ektoplasma-Altlasten abkaufen würde.

Das ist schade, weil sich der junge Cast rund um McKenna Grace und Finn Wolfhard – bereits in einer Halloween-Folge von "Stranger Things" durfte er sich als Ghostbuster verkleiden – durchaus spielfreudig zeigt. Das altbekannte Ghostbusters-Lied von Ray Parker Jr. und die obligatorische Frage "Who you gonna call?" reichen dann doch aus, um die halbwegs unterhaltsamen zwei Stunden zumindest nicht zu bereuen. Und wenn man im Abspann die Widmung "Für Ivan" liest, ist das sogar schön. (Jakob Thaller, 22.3.2024)