Die Evolution der Skateparks.

Am Anfang war das Surfen. Damals, in den 1960er-Jahren, wurde das Wellenreiten auf den Beton gebracht. Zuerst dienten Parkplätze, verwahrloste Schulhöfe, der ein oder andere ausgelassene Pool den Skateboard-Gründervätern für ihre Vorhaben. Geändert hat sich das in den späten 1970er-Jahren, als die ersten Skateparks aus dem Boden schossen.

Seit seiner Geburtsstunde hat sich das halsbrecherische Hobby mehrfach stark verändert. Skaten ist Poesie in Bewegungsform. Kein Mensch skatet auf die gleiche Art und Weise, und wichtiger als der eigentliche Schwierigkeitsgrad der Bewegung selbst ist oft, wie man eine Bewegung ausführt. Während die Pioniere der Anfangszeit ihren Stil an die damals vorherrschende Surfkultur anpassten, fanden die folgenden Generationen an Skaterinnen und Skatern immer wieder ihre eigenen Handschriften – und diese brachten neue Anforderungen mit sich. Aus dem Asphaltsurfen für windstille Tage entstand eine Sportart, die heute sowohl Subkultur als auch olympische Disziplin ist.

An den Ort angepasst

Wie auch die Skateszene selbst haben sich auch die Sportstätten im Laufe der Jahrzehnte gewandelt. Moderne Skateplazas, die Infrastruktur anbieten und nicht mehr aus dem Stadtbild fallen, sind in der Bundeshauptstadt immer öfter zu finden. Nicht immer sah die Skateparksituation so rosig aus. Im ruralen Österreich, zum Teil auch in größeren Städten kann man noch immer die Überreste der einstigen Konzepte finden: neonfarbene Holzrampen mit einer Anfälligkeit für Morschheit, sandpapierraue Asphaltmischungen und seit Jahren nicht mehr instand gesetzte Rampenmonstrositäten, die selbst die härtesten Skater mit ihren planlosen Designs abschrecken.

Die Hindernisse sollten so angeordnet sein, dass sie in einer Fahrt ohne extra Anstrengung befahren werden können. Die Gestaltung dieser Parks ist oft so verworren, dass ganze Elemente unbenutzbar in Vergessenheit geraten. Einst waren diese Skateparks Versprechen an die Jugend, eingelöst wurden sie nur zum Teil. Heute verwahrlosen sie. Moderne Parks setzen da an, wo ihre Vorgänger gescheitert sind, und schaffen es, eine bleibende positive Veränderung im Stadtbild zu setzen.

Funktionslose Rampen

Einer, der an der Evolution dieser Stätten beteiligt ist, ist Darko Stevanović. Der selbstständige Skateparkdesigner und -planer ist einer der Wegbereiter der heimischen Skateszene. Der 41-Jährige hat erfolgreiche Bauprojekte in ganz Österreich betreut, auch in Deutschland hat er gearbeitet. Egal ob ein bestehender Platz modernisiert oder ein neuer Park gebaut wird, immer mehr Skatetempel tragen seine Handschrift.

In der Vergangenheit bestanden Skateplätze "aus teilweise funktionslosen Rampen, die sinnbefreit auf irgendwelchen aus der Stadt verbannten Asphaltflächen stehen". Heute hingegen, erzählt Stevanović, würden moderne Skateparks "idealerweise individuell an dem Ort und ihrer Nutzergruppen ausgerichtet und gestaltet". Stevanovićs jüngster Auftrag in Wien: die Neugestaltung des Skateparks Simmering.

Der Skatepark im Wiener Währinger Park nach der Umgestaltung ...
Darko Stevanović
Skatepark Wien-Währing
... und davor.
Darko Stevanović

Dieser zeigt, wie vielschichtig die Herausforderungen bei der Projektgestaltung sein können: Um Wartungsarbeiten an der Ost-Tangenten-Brücke zu ermöglichen, müssen die Elemente mobil sein. Das disqualifiziert schon einmal größere Rampen und sogenannte Obstacles, also Hindernisse. Möglich ist dann aber immer noch eine kreative Anordnung kleinerer Hindernisse.

Durchgängiger Fluss

Essenziell ist jedenfalls, dass ein durchgängiger Fluss zwischen den Elementen garantiert ist. Bei gutem "Flow" nämlich eröffnet die Bauweise und Anordnung der Hindernisse eine schier unzählbare Anzahl an Möglichkeiten. Ein schlecht geplanter Park beschränkt in der Kreativität. Auch für Stevanović hat die Funktion eines Skateparks immer Vorrang vor der Ästhetik. Die Kunst sei, beides zu verbinden.

Der Copa Beach Plaza ist ein Aushängeschild der Wiener Skatearchitektur. Auf der Donauinsel – einem Ort mit langjähriger Rollbrettsportvergangenheit – gelegen, ist der Platz ein gelungenes Beispiel für die Vereinigung von Stadtgestaltung und skatebaren Designs. Ein umgedrehter in den Boden eingelassener Schiffsbug siedelt den Park thematisch nahe am Rest der Strandoptik der näheren Umgebung an. "Ich versuche gern, gewisse Themen aus dem Stadtbild aufzugreifen und in die Gestaltung der Skateparks einfließen zu lassen", sagt Stevanović.

Im Copa Beach Plaza laden Elemente in Skate- und Sitzhöhe zum Verweilen ein und fordern die Vorstellungskraft der Skater heraus. So wurde ein Ort geschaffen, der fast ganzjährig befahren wird. Doch nicht jeder Platz, an dem ein Skatepark entsteht, ist zumindest auf den ersten Blick geeignet. Eines der ersten modernen Projekte in Wien, der Gürtelplaza, zeigt, wie die Skatecommunity aus ungewöhnlichsten Orten etwas machen kann.

Anpackgeist

In der Emil-Maurer-Parkanlage ist eine der herausforderndsten und zugleich lehrreichsten Skateanlagen zwischen vier Spuren des Wiener Gürtels gequetscht. Die leicht abfallende Neigung, auf der der Platz aufgebaut ist, eröffnet mit nur wenigen "Pushes" mit dem Fuß sämtliche Routen ohne große Anstrengung. Das Design des Parks zieht täglich unterschiedliche Skater an, die diesen Fleck zwischen Burggasse und Westbahnhof neu beleben.

Am Engagement weniger Einzelner liegt es, dass mancherorts ein dichtes Netz an Skateanlagen entstanden ist, wo für die Benützung eines brauchbaren Parks davor ein stundenlanger Fußweg zurückzulegen war. Das liegt auch daran, dass es diese Freizeitbeschäftigung schafft, ein starkes Gemeinschaftsgefühl zu wecken – und damit seit Jahrzehnten die Motivation zum Selbstanpacken. Die legendär gewordene, ironisch gestellte Frage "Skate or die?" wird in Wien also immer wieder mit einem klaren "Skate!" beantwortet. (Georg Laurenz Dittlbacher, 27.3.2024)