Péter Magyar suchte am Dienstag im Zuge der Veröffentlichung eines brisanten Tondokuments die Nähe der Medien.
Péter Magyar suchte am Dienstag im Zuge der Veröffentlichung eines brisanten Tondokuments die Nähe der Medien.
REUTERS/Bernadett Szabo

Widersprüchlicher könnten die Signale kaum sein. Péter Magyar, ehemaliger Intimus der Budapester Machtzirkel, gab sich in seiner neuen Rolle als Vorkämpfer gegen die Regierung von Viktor Orbán zunächst einen geradezu feministischen Anstrich: Er wolle nicht "Teil eines Systems sein, in dem sich die wirklichen Verantwortlichen hinter Frauenröcken verstecken", hatte Magyar im Februar verkündet, als er sich von seinen öffentlichen Ämtern zurückzog.

Im Sinn hatte er dabei den Begnadigungsskandal rund um einen Pädophiliefall, der Staatspräsidentin Katalin Novák den Job kostete. Auch Magyars Ex-Frau Judit Varga, bis Juli 2023 mächtige Justizministerin, schied wegen der Affäre ganz aus der Politik aus. Mit ihr hat Magyar drei Kinder.

Gerade Varga ist es nun, die die aktuellen Ambitionen Magyars in einem gänzlich anderen Licht erscheinen lässt. Hintergrund: Der 43-Jährige hat für die neue Etappe seines Feldzugs gegen die Regierung einen Skandal losgetreten, in dem erneut die Justiz im Mittelpunkt steht. Der rauchende Colt, den er als Beleg für deren Beeinflussung durch hohe Regierungsfunktionäre präsentierte, ist ausgerechnet ein Audiomitschnitt eines Gesprächs mit Varga, aufgenommen im Jänner 2023, bevor das Paar sich scheiden ließ.

Politische Ahnenreihe

Abgesehen davon, dass das geheime Anfertigen von Tondokumenten eher nicht zu den klassischen Bestandteilen des Ehealltags gehört: Varga erklärte inzwischen, von Magyar damit erpresst worden zu sein, und sprach von verbaler und physischer Aggression während der 16 Jahre dauernden Ehe.

Ob er es dennoch schafft, die mit der Regierung Unzufriedenen hinter sich zu scharen, bleibt abzuwarten. Die Politik scheint ihm jedenfalls in die Wiege gelegt: Der ehemalige Präsident Ferenc Mádl war ein Bruder seiner Großmutter, sein Großvater und seine Mutter hatten hohe Funktionen im Justizwesen inne.

Auch Magyar studierte Jus, arbeitete danach bei internationalen Konzernen und für die staatliche Verwaltung – darunter auch direkt im Büro des Premierministers. Nun will er seine eigene Partei gründen, die nicht an die bisherige, weithin erfolglose liberale Opposition gegen Orbán andockt. Doch den Beweis dafür, dass sein offensiv vorgetragener Sinneswandel politisch tragfähig ist und nicht nur das berufliche Echo einer privaten Fehde, den wird er erst noch antreten müssen. (Gerald Schubert, 28.3.2024)