Konzert gab es im Schönberg Center
Nach dem Konzert gab es im Schönberg-Center für jeden und jede eine Blume.
Schönberg Center

Anton Bruckner, Karl Kraus, Franz Kafka: In diesem Jahr der vielen Jubilare ist einer dabei, der flüchten musste und nach Österreich nicht mehr zurückkam. Insofern ist das Arnold-Schönberg-Jahr, in dem der 150. Geburtstag des Innovators gefeiert wird (exakt am 13. September), auch ein Jahr der Mahnungen und Erinnerungen an düstere Zeiten. Im Schönberg-Center geht Bundespräsident Alexander Van der Bellen darauf ein – vor dem Festkonzert mit Mitgliedern der Philharmoniker unter der Leitung der jungen Dirigentin Katharina Wincor.

Ob, wie Schönberg einst apodiktisch-kämpferisch meinte, nur neue Kunst gute Kunst sei, dazu wollte der Bundespräsident keine Meinung bekennen, sehr wohl aber zur dunklen Phase des Nationalsozialismus. All die Gewalt, all die Vertreibungen und die "kulturellen Blödheit, die schmerzt", all das dürfe nicht vergessen werden.

Klassiker der Moderne

Hernach erklang zunächst die Kammersymphonie op. 9, welche an das "Watschenkonzert" von 1913 denken ließ. Es begab sich ja damals im Wiener Musikverein, dass bei diesem Konzert – hautsächlich mit Werken der Zweiten Wiener Schule angesetzt – auch Schönbergs kurzes Werk, das er selbst dirigierte, für erhebliche Tumulte sorgte. Die Kammersymphonie, dieser einsätzige Klassiker der Moderne, der einen Wendepunkt für Schönberg darstellte, erklang in dichter Version. Transparent war zu hören, dass hier harmonisch bereits die Sprengung der Dur-Moll-Tonalität stattfand und eine evolutionäre Befreiung der Dissonanz passiert war, die später im Zwölftonsystem seine konsequente Vollendung finden sollte.

Etwas näher an der spätromantischen Tradition dann die Tondichtung Pelleas und Melisande op. 5. Unter der engagiert-prägnanten Leitung von Dirigentin Katharina Wincor vermittelte die philharmonische Abordnung impulsiv erhellende Nuancen. Im orchestral reduzierten Gewand (Bearbeitung von Levi Hammer) leuchteten somit Details auf, die gemeinhin im opulenten Original womöglich verborgen bleiben. Nähere Infos ermöglicht natürlich ein Besuch im Schönberg-Center. (Ljubiša Tošić,28.4.2024)